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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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auf.
    „Verdammte Scheiße“, presste Dagan hervor, den eine unbändige Wut gepackt hatte. Er machte eine schnelle Drehung und trat Joe Marin mit einem gezielten Tritt die Glock aus der Hand. Die Waffe flog in hohem Bogen durch die Luft, fiel mit lautem Geschepper zu Boden und blieb ein paar Meter neben dem Kühlschrank liegen. Dagan stellte sich Marin in den Weg, sodass er nicht mehr an sie herankam. Sofort trat Joe Marin einen Schritt zurück und hob die Hände in einer Verteidigungsstellung, die ein bisschen lächerlich wirkte.
    Währenddessen hatte sich Alastor halb aufgerichtet und presste die Faust gegen die Einschusswunde in seiner Brust. „Diese Wanze hat mir das Brustbein kaputtgemacht“, bemerkte er, das Gesicht schmerzverzerrt.
    Gerade noch rechtzeitig packte Dagan Marin, der sich verdrücken wollte, am Kragen. Bei dem vergeblichen Versuch, sich zu befreien, zappelte Marin wild.
    „Hatte dieser heroische Einsatz irgendeinen tieferen Sinn?“, fragte Dagan seinen jüngeren Bruder streng.
    „Das hatte mit heroisch gar nichts zu tun“, entgegnete Alastor. „Ich wollte nur nicht, dass dieser Wichser dich trifft.“
    „Mich hätte die Kugel ja auch nicht umgebracht.“
    „Du kannst trotzdem froh sein, dass es dich nicht getroffen hat. Es tut nämlich höllisch weh.“ Alastor presste die Hand fester auf die Wunde.
    Dagan wusste das nur zu gut. Mehr als einmal war er derjenige gewesen, der seine Knochen für seine Brüder hingehalten hatte. Und jedes Mal, wenn eine Kugel oder ein Messer oder was auch immer ihn getroffen hatte, waren es furchtbare Schmerzen gewesen. Seelensammler gehörten zwar, grob betrachtet, zur Klasse der Unsterblichen, unverwundbar waren sie deshalb aber nicht.
    „Willst du das Schwein ausnehmen, oder soll ich es tun?“, fragte Alastor, während er sich mühsam erhob.
    „Der gehört mir“, erklärte Dagan bestimmt und zog Marin zu sich heran.
    Ein schmaler Lichtstreif fiel durch die halb geöffnete Tür auf Dagans Gesicht. Joe Marin riss die Augen auf. „Du …?“
    In diesem Augenblick schlug Dagan zu. Fast widerstandslos drang er mit der Hand zwischen den krachenden Rippen hindurch. Er hatte so wenig Mühe damit, als würde er ein weich gekochtes Hühnchen zerpflücken.
    Noch immer fassungslos starrte Marin den Seelensammler an. „Du … lebst“, keuchte er und gab einen halb erstickten Laut von sich, der wie ein gurgelndes Lachen klang. „Ich dachte, es … gebe nur einen Weg zum ewigen Leben… War wohl … falsch.“ Sein Blick brach, und mit einem letzten Schnaufen hauchte Joe Marin sein Leben aus.
    Dagan hob den Kopf und schaute seinen Bruder an. „Hast du das gehört? Das klang ja so, als würde er mich wiedererkennen.“
    „Seid ihr euch schon mal begegnet?“
    Dagan blickte dem Toten, dessen Kopf schlaff auf die Brust gesunken war, ins Gesicht. „Nein.“
    „Ganz sicher nicht?“
    „Ganz sicher.“
    „Vielleicht hat er in seiner Todesangst auch nur fantasiert“, mutmaßte Alastor.
    „Vielleicht.“ Aber so recht glaubte Dagan nicht daran. Irgendetwas war in Marins Blick gewesen, ein letztes Aufflackern, das nicht danach aussah, als würde er irre reden. Dennoch wusste Dagan, dass Joe Marin ihn nicht wiedererkannt haben konnte. Es gab nur sehr wenige Menschen, sie sich rühmen konnten, ihm begegnet zu sein. Die allermeisten, die ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen hatten, hatten dieses Zusammentreffen mit dem Leben bezahlt. Die anderen waren Informanten aus der Oberwelt, die um seine wahre Identität nicht wussten. Dazu gab es ein paar wenige sterblicheFrauen, mit denen er geschlafen hatte.
    Und natürlich war da noch dieses erstaunliche Mädchen in Chicago, das er bis heute nicht vergessen hatte.
    Er ließ den toten Marin los. Wie ein leerer Sack sank der Leichnam zu Boden. Da hörte Dagan ganz leise ein metallisches Klimpern. Er bückte sich und stellte fest, dass es der Silberanhänger war, den Marin getragen hatte und der ihm aus dem offenen Hemdkragen gerutscht und auf den Zementestrich gefallen war. Es war der Anhänger, der auf dem Foto zu sehen war, das Dagan in der Hand gehalten hatte, und der genau dem glich, den er bei dem Mädchen gesehen hatte.
    Bedeutete das, dass sie tot war? Dagan wollte das nicht glauben.
    Mechanisch tastete er im Brustkorb der Leiche nach dem Herzen, umfasste es und riss es mit einem kurzen Ruck heraus. Das Blut spritzte aus den abgerissenen Adern bis an die Wände und ergoss sich über die im Regal aufgereihten

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