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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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einen Ruck, griff nach der sich über seinem Kopf windenden Schwarzen Seele und der Ledertasche und reichte beides Alastor. „Tu mir den Gefallen und bring du dem Alten sein Abendessen.“
    „Aber mit dem größten Vergnügen“, säuselte Alastor ironisch. „Ich bin der geborene Butler.“ Eine Spur von Bitterkeit schwang in seinem Spott mit, und die war nur allzu berechtigt. Nicht Dagan allein, auch seine Brüder lebten, um Sutekh zu dienen. Aus diesem einen Grunde waren sie gezeugt worden. Denn wie alle mächtigen Götter hatte auch Sutekh ein Handicap. Er konnte die Unterwelt nicht verlassen und die Welt der Sterblichen nicht besuchen. Man konnte fast sagen, je mächtiger ein Gott war, desto eingeschränkter war er in seiner Bewegungsfreiheit. Und das war eine durchaus sinnvolle Einrichtung. Denn seit sechs Jahrtausenden hinderte das die eifersüchtigen und aufbrausenden Gottheiten daran, übereinander herzufallen oder sich über Gebühr in das Leben der Sterblichen einzumischen. Ergo brauchte Sutekh seine Dienstboten, seine Arbeitsbienen, die für ihn in der Welt der Sterblichen Augen und Ohren waren. Er nannte sie freundlich „Verbündete“.
    Die meisten „Verbündeten“ waren bekehrte Menschenseelen, eine handverlesene Schar, die sich Sutekh aus dem nie abreißenden Strom seiner Bittsteller herausgepickt hatte. Einige hatte er seiner Elitetruppe zugesellt, den Seelensammlern. Vier von ihnen jedoch hatte er sich auf besondere Weise verpflichtet, indem er sie selbst gezeugt hatte. Das hatte mit dem Erstgeborenen gut geklappt, und so waren drei weitere in die Welt gesetzt worden, insgesamt vier Söhne von drei sterblichen Frauen.
    Und loyal waren sie in der Tat, allerdings mit der Zeit mehr untereinander als ihrem Vater gegenüber. Sutekhs Ansicht nach waren sie daher ein Fehlschlag. Trotzdem, auch wenn sie ihren Vater gleichzeitig liebten und hassten und nicht so funktionierten, wie sie sollten, kam für alle die Familie an erster Stelle.
    „Und kümmere dich um das, was wir in der Brieftasche gefunden haben“, fügte Dagan hinzu, „vor allem um Frank Marin, den er als nächsten Angehörigen für den Notfall angegeben hat, und um diese Adresse in Toronto. Ich will wissen, was das für ein Unternehmen ist.“
    Alastor lachte. „Stets zu Diensten, Eure Lordschaft. Und was, wenn ich mir die Frage erlauben darf, geruht Ihr in der Zwischenzeit zu tun?“
    Gute Frage. Dagan schloss die Hand um das silberne Ankhund wandte sich ab. Finstere Wut erfüllte ihn und machte ihn sprachlos, aber er wollte seine Gefühle nicht zeigen. Bis Lokan ermordet worden war, hatte er nie solche Anwandlungen gehabt. Seitdem fiel es ihm jedoch immer häufiger schwer, seine Ausbrüche zu unterdrücken. In ihm tobte ein Zorn, der sich gegen ihn richtete, weil er nicht in der Lage war, die Überreste seines Bruders aufzuspüren, geschweige denn dessen Mörder. Vor allem aber war er nicht in der Lage gewesen, den Mord selbst zu verhindern. Ein Teil seiner Wut richtete sich aber auch gegen seinen Vater. Sutekh hatte Lokan zur Zielscheibe gemacht, es trotz seiner Macht jedoch nicht fertiggebracht, ihn zu schützen. Dagan wusste, dass dieser Vorwurf nicht ganz fair war. Auch Sutekh konnte seine Augen und Ohren nicht überall gleichzeitig haben.
    „Also, was nun? Was wirst du tun?“, fragte Alastor noch einmal.
    Dagan lachte, doch sein Lachen klang bitter und falsch.
    Er öffnete die Faust und sah auf das Ankh.
    „Ich gehe auf die Jagd“, sagte er schließlich.
    * * *
    Toronto, Kanada
    Hochwürden Pyotr Kusnetzov, oberster Priester der Sekte der Setnakhts, blickte der Reihe nach die Gäste an seiner niedrigen langen Tafel an, die sich im Tempel zum rituellen Mahl versammelt hatten. „Ohne ein Blutopfer kommen wir nicht weiter.“
    Die Tischgespräche erstarben. Aller Augen waren auf den Priester gerichtet, und Kusnetzov nahm sich Zeit, seine Worte wirken zu lassen. Aufgereiht saßen sie mit untergeschlagenen Beinen auf den dick ausgelegten Teppichen. Vorsichtig schaute der eine oder andere seinen Nebenmann an.Kusnetzov wusste genau, was ihnen durch den Kopf ging.
    Er wusste, dass im Flüsterton Gerüchte die Runde machten. Es ging um Menschenopfer, die es in den vergangenen Monaten gegeben haben sollte. Drei Mitglieder der Gemeinde waren ohne Vorankündigung, ohne Abschied von ihnen gegangen, nachdem sie jahrelang, in einem Falle sogar jahrzehntelang dem Kult der Sekte ergeben gedient hatten. Von einem Tag auf den anderen waren sie

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