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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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traumatische Bindung, Opfer-Täter-Identifikation – was hatte man ihr nicht alles an Patentlösungen angeboten. Das Problem war nur, dass sie nicht entführt oder als Geisel genommen worden war – jedenfalls nicht von dem Reaper – und er auch nicht der Täter gewesen war, sondern derjenige, der ihr den Arsch gerettet hatte. Die vollständige Geschichte hatte sie ja niemandem offenbaren können. Hätte sie etwas von herausgerissenen Herzen und schleimigen Schwarzen Seelen erzählt, hätte man sie sofort in die Klapse geschickt und sie mit Psychopharmaka vollgepumpt. So war es kein Wunder, dass die Diagnosen vage und die Therapieversuche erfolglos geblieben waren und sie weiter von ihren Träumen verfolgt wurde.
    „Reaper Boy“, wiederholte er mit vielsagendem Blick, und Roxy wusste, dass ihr vorlautes Mundwerk sie wieder einmal verraten hatte. „Du weißt, wer ich bin?“
    Sie zuckte die Schultern. „Ein Reaper, ein Seelensammler.“ Es hatte keinen Sinn mehr, sich dumm zu stellen. Sie hatte sich schon verplappert.
    „Und du weißt, was die tun?“
    „Na, was schon? Seelen sammeln wahrscheinlich.“
    Die Art, wie er sie ansah, ging ihr durch und durch. „Wie ich sehe, hast du immer noch nicht gelernt, wann es besser ist, den Mund zu halten.“
    „Kann schon sein.“
    Er hielt ihr immer noch das Messer hin. Eine Weile sahen sie einander schweigend an. Die Lichter des Kronleuchters, den sie sich aus Italien hatte schicken lassen, blitzten inseinen Augen. Roxy fröstelte. Dankbar für eine Ablenkung streckte sie die Hand nach dem Messer aus und meinte: „Töten kann ich dich damit sowieso nicht, oder?“ Ihre Finger berührten sich, und der kurze Moment genügte, um ihr einen warmen Schauer über den Rücken zu jagen.
    „Nein. Egal was für eine Wunde du mir zufügst, sie würde sofort wieder heilen. Was nicht heißt, dass ich keinen Schmerz dabei empfinde.“
    „Auch gut zu wissen.“
    „Ich weiß, dass du so denkst.“ Es klang fast gekränkt.
    „Sonst hättest du ja auch auf meinen Rat gehört.“ Mit einer raschen Bewegung packte er ihr Handgelenk und schob den Ärmel hoch, sodass er das Ankh-Zeichen auf ihrem Unterarm sah. „Ich hatte dir gesagt, du solltest dich von ihnen fernhalten. Stattdessen bist du den Isistöchtern geradewegs in die Arme gelaufen.“
    „Geradewegs würde ich nicht sagen.“ Wieder lief Roxy dieser Schauer über den Rücken, als sie seine Berührung spürte. Sie zog den Arm weg, was ihr aber nur gelang, weil er es ihr erlaubte. „Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich sie gefunden habe.“
    „Das hast du nicht.“
    „Wie bitte?“
    „Nicht du hast sie gefunden. Da hättest du dein Leben lang suchen können. Sie haben dich gefunden. Verlass dich drauf.“
    Roxy war wütend. Nicht dass sie das, was er gerade in Worte gefasst hatte, nicht schon längst geahnt hätte. Aber die Art, wie er es sagte, ärgerte sie.
    „Was hast du ihnen von mir erzählt?“
    „Ach, lass mich in Frieden“, antwortete sie gereizt. „Nicht das Geringste.“ Das stimmte. Sie hatte kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen, was in jener Nacht vorgefallen war, was Dagan für sie getan und wozu er sie gemacht hatte.Allerdings hatte auch niemand danach gefragt. Das eherne Gesetz der Isistöchter und ihrer Elitegarde lautete: Du erfährst nur, was du wissen musst. Und das hatte sie sich zu eigen gemacht. Dass bei den Isistöchtern keine Fragen gestellt wurden, hatte Roxy schnell begriffen. Es war eine verschwiegene, elitäre Welt, und sie war ein Teil von ihr geworden.
    „Und warum nicht?“
    „Ich hielt dich vermutlich für nicht erwähnenswert.“ „Ach nein?“ Spielerisch fuhr er ihr mit dem Daumen über die Lippen, und sie warf unwillig den Kopf zur Seite. Am liebsten hätte sie wieder zugebissen. „Meine Lederjacke hast du aber noch“, fügte er hinzu und lachte mit tiefer Stimme.

10. KAPITEL
    Hierher bin ich gekommen, wie es mein Herz wollte, den Feuersee durchquerend, dessen Flammen für mich gelöscht waren.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch, 22. Kapitel
    W o her weißt du …?“ Roxy schluckte den Rest der Frage hinunter.
    „Nett eingerichtet hast du es dir hier. Hübsche Küche mit Rosenholz und schwarzem Granit. Sehr geschmackvoll und bestimmt nicht billig. Auch das Schlafzimmer …“
    Mehr brauchte er nicht zu sagen, um Roxy zum Kochen zu bringen. Dagan hatte im ganzen Haus herumgeschnüffelt. Sogar die Jacke hatte er entdeckt, die in der hintersten Schublade des

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