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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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spürte. Sie verzog vor Schmerz das Gesicht. Was war das? Sie fasste sich mit der Hand an den Bauch. Das Zwicken kroch weiter die Kehle hinauf. Daka hatte das Gefühl, sie müsste sich jeden Moment übergeben. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund.
    Silvania sah ihre Schwester mit großen Augen an. »Wir müssen auch kein Volkslied spielen, wenn du nicht magst.«
    Daka schüttelte den Kopf. Langsam ließ sie die Hand sinken und atmete tief ein. Das Zwicken war verschwunden. »Mir war nur gerade so komisch. Erst da«, sagte sie und zeigte mit dem Drumstick auf den Bauch. »Und dann da.« Sie fuhr mit dem Drumstick vom Bauch bis zum Hals.
    Silvania sah ihre Schwester besorgt an. »Du meinst, du hattest Schmerzen?«
    »Kann man so sagen.«
    Silvania lehnte sich über das Cello und flüsterte: »Beißende Schmerzen?«
    »Nein, zwickende«, sagte Daka.
    Auf einmal zitterte Silvanias Hand. Der Cellobogen wackelte wie eine Wünschelrute. Doch nicht nur Silvanias Hand zitterte. Auch Silvanias Kiefer klapperte.
    Daka starrte ihre Schwester erschrocken an. »Was – was ist mit dir los?«
    »Me...me...mir ist au...au...auf ein...einmal so schwe...schwe...schwindlig«, sagte Silvania.
    Mit zwei Schritten war Daka bei ihrer Schwester. Sie nahm ihr das Cello und den Cellobogen ab. Dann half sie Silvania, sich auf ihr Bett zu legen.
    »Da...da...datiboi«, hauchte Silvania.
    Daka setzte sich auf den Schiffsschaukelsarg. Auf einmal zwickte es abermals in ihrem Magen. Sie griff nach dem Spinnenkissen und klemmte es sich vor den Bauch. »Aij! Was ist das nur?«, stöhnte sie.
    »Vielleicht haben wir auf dem Jahrmarkt etwas Falsches gegessen«, erwiderte Silvania leise.
    »Meinst du, Waffelwerner hat uns vergiftet?«, fragte Daka.
    Die Zwillinge riefen bei Helene und Ludo an. Beiden ging es gut. Und Helene hatte sogar zwei Waffeln gegessen.
    »Vielleicht vertragen Halbvampire Achterbahnfahren nicht«, überlegte Silvania laut. Sie zitterte nicht mehr. Dafür wurde ihr jetzt abwechselnd heiß und kalt.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Daka. »Das ist doch wie Fliegen.«
    »Na eben.«
    Silvania hatte sich Jacobs Schal über das Gesicht gelegt. Sie atmete tief ein. Der Schal roch himmlisch. Nach Waldboden, Meersalz und ... Limo.
    Daka hatte Karlheinz aus dem Aquarium geholt. Karlheinz war ein Blutegel. Er war Dakas Lieblingsegel. Sie ließ ihn über ihre Hand, ihren Arm und ihre Wange kriechen. Dabei versuchte sie, das Zwicken zu vergessen.
    Obwohl das Zittern und Magenzwicken immer wiederkehrte, wollten Daka und Silvania ihre Eltern nicht alarmieren. Sie beschlossen, bis zum nächsten Morgen zu warten. Vielleicht war in ein paar Stunden alles wieder normal. Dann hätten sich ihre Eltern ganz umsonst Sorgen gemacht. Und sie hatten bestimmt schon genug mit Opa Gustavs Geburtstagsgeschenk zu tun. Außerdem wollten weder Daka noch Silvania zu einem Arzt geschickt werden.
    Denn was, wenn sie gar keine Krankheit hatten? Was, wenn das die ersten Anzeichen für Turbulenzen, gefährliche Situationen und beißende Schmerzen waren? Oder wenn sie es mit beängstigenden Kräften und tödlicher Begierde zu tun hatten? Eins schien schon einmal sicher: Es würde eine schlaflose Nacht werden.

Sturzflug
wider Willen
    D en ganzen nächsten Tag verbrachten die Zwillinge im Energiesparmodus – so kam es Herrn Tepes zumindest vor. Silvania lag mit einem Buch auf dem Kopf auf der Couch und stöhnte alle paar Minuten. Daka hing im Wohnzimmer kopfüber vom Kronleuchter, hatte eine Hand an den Bauch gelegt und die andere an die Stirn. Nach ein paar Minuten sanken ihre Arme langsam herab. Aus der Nase kam ein leises Schnarchen. Aus dem leicht geöffneten Mund rann ab und zu ein Speicheltröpfchen. Herr Tepes stellte eine kleine Schüssel unter.
    Beim Abendessen war Silvania so blass, wie Mihai Tepes seine Tochter noch nie gesehen hatte. Daka dagegen hatte einen seltsamen Schimmer auf den Wangen. Sie schien innerlich zu glühen. Silvania verschlang zu Herrn Tepes Freude eine halbe Blutwurst. Daka knabberte zu Herrn Tepes Besorgnis eine halbe Stunde an einer Mohrrübe.
    Elvira Tepes warf ihrem Mann einen besorgten Blick zu. Dann sah sie zu ihren Töchtern. »Seid ihr euch sicher, dass euch nichts fehlt?«
    Daka blickte von ihrer Mohrrübe auf. Silvania blickte von ihrer Blutwurst auf. Sie nickten beide. Erst vor einer halben Stunde hatten sie Fieber gemessen. Sie hatten beide 33 Grad. Das war eine normale Körpertemperatur. Für Halbvampire. Das

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