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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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mit der Zeitung unter dem Arm und dem Becher Kaffee in der Hand vor der Tür zur Turnhalle. Er wollte gerade die Klinke herunterdrücken, als er merkwürdige Geräusche hörte. Es knallte. Es krachte. Jemand schrie. Es klang wie »Mops Popo!«. Danach war alles still. Olaf Zecher hatte keine Ahnung, was in der Turnhalle vor sich ging. Er wusste nur eins: Heute würde er nicht einsam durch die Prärie reiten.
    Vorsichtig öffnete er die Tür. An der Sprossenwand hing etwas. Es stöhnte. Als es langsam von der Sprossenwand rutschte, erkannte Olaf Zecher, dass es ein Mädchen war. Der Hausmeister wusste sofort, wen er vor sich hatte: Dakaria Tepes. Mit den schwarzen Stachelhaaren, der blassen Haut und den gruftigen Klamotten war sie unverkennbar. Allerdings kam Herrn Zecher die Haut heute nicht ganz so blass vor.
    Olaf Zecher wollte dem Mädchen helfen. Doch es war bereits wieder aufgestanden. Dakaria ging zur hinteren Hallenwand und nahm Anlauf. Sie lief mit ungeheurem Tempo auf ein Sprungbrett zu. Hinter dem Sprungbrett stand weder ein Bock noch ein Pferd noch ein Schwebebalken. Hinter dem Sprungbrett stand nichts. Olaf Zecher runzelte die Stirn.
    In dem Augenblick sprang Dakaria mit beiden Beinen fest auf das Sprungbrett. »Onu, zoi, trosch!«, schrie sie, als sie sich in die Luft schraubte. Sie streckte die Arme zur Seite aus und senkte das Kinn auf die Brust. Einen Moment sah es aus, als könne sie fliegen. Im nächsten Moment sah es nicht mehr so aus. Dakaria Tepes fuchtelte wie verrückt mit den Armen. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. »FUMPFS!«, schrie sie – und WUMMS, landete sie pritschebreit auf dem Sprungkasten.
    Olaf Zecher schüttelte den Kopf. Er war seit fünf Jahren Hausmeister an der Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule. Zuvor war er Zuckerwattenverkäufer, Rikschafahrer, Teppichhändler, Computerexperte, Hochseefischer und Origamitrainer gewesen. Er war durch Europa gereist, durch Südamerika, durch Nordamerika, durch Afrika, Asien, Ozeanien und durch Bindburg. Er hatte einiges gesehen. Aber noch nie hatte er gesehen, dass sich jemand freiwillig mit Anlauf auf einen Holzkasten stürzte.
    Der Hausmeister wollte gerade zu Dakaria gehen, um zu sehen, ob sie sich verletzt hatte, doch da richtete sie sich von alleine auf. Sie hatte Olaf Zecher nicht bemerkt und blickte entschlossen zum Stufenbarren. Dakaria Tepes rutschte vom Sprungkasten und ging mit wackeligen Schritten zum Stufenbarren. Geschickt kletterte sie zum obersten Barren hinauf. Sie legte die Hände auf die obere Stange, dann stieß sie sich mit den Beinen vom unteren Barren ab und zog sich mit einem Rückwärtssalto um den oberen Barren. Doch statt wie beim Felgaufschwung in den Stütz zu gehen, holte sie mit dem Oberkörper immer wieder Schwung und drehte sich um den oberen Barren herum.
    Dakaria drehte sich immer schneller.
    Olaf Zecher wurde immer unwohler.
    Plötzlich ließ Daka den Barren los. WUSCH!, schoss sie durch die Turnhalle. »Je fuglu!«, rief sie.
    Das hieß ›Ich fliege!‹. Aber das wusste Olaf Zecher nicht. Er sprach kein Vampwanisch. Im Moment sprach er gar nichts. Mit offenem Mund sah er, wie Dakaria Tepes direkt auf den Basketballkorb zuflog.
    Daka schrie. Im letzten Moment riss sie die Hände nach vorne. BUMM!
    Olaf Zecher zuckte zusammen und ließ Kaffeebecher und Zeitung fallen.
    Dakaria umklammerte den Basketballkorb. Ihre Beine baumelten am Netz herunter. Daka stöhnte. Der Korb hatte sich unter ihrem Gewicht leicht verbogen.
    Olaf Zecher eilte zum Basketballkorb. »Wie geht es dir?«
    Daka schielte hinunter auf den Hausmeister.
    »Hast du dir wehgetan?«
    »Glaub nicht«, sagte Daka, ohne das Kinn vom Korbrand zu heben. Dabei spürte sie einen Schmerz. Es war ein beißender Schmerz. So groß, wie sie ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Doch was so sehr schmerzte, waren nicht die Beulen, Schürfungen und Prellungen, die sie sich bei den Flugversuchen geholt hatte. Was so schmerzte, war eine grausame, unglaubliche Erkenntnis.
    »Komm, ich helfe dir herunter.« Olaf Zecher griff nach Dakarias Füßen.
    Daka ließ sich langsam in die kräftigen Arme des Hausmeisters gleiten. Er stellte sie sanft auf dem Boden ab. »Funktioniert noch alles?«
    Daka hob die Arme und Beine wie eine Marionette. Sie nickte.
    »Du hattest wirklich Glück. Hättest dir etwas brechen können bei der ganzen Aktion.«
    Daka brachte kein Wort hervor. Zu groß war die Enttäuschung, mit der sie gerade zu kämpfen hatte.
    »Was sollte das

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