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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Maschine waren.
    Leos Gesicht und das der anderen Männer verzerrte sich bei jedem Schlag vor Anstrengung. Einige bissen die Zähne zusammen. Der Abstand zu einem zweiten Boot, das ihnen dicht auf den Fersen war, verringerte sich für einen kurzen Moment – doch es reichte nicht, um Leo und den anderen den Sieg zu nehmen. Sie durchfuhren als erste die Ziellinie, wo sie sofort die Riemen fahren ließen. Leo beugte sich atemlos über den Riemen, keuchend, um sich dann zurückzulehnen und die Faust in einer fast wütenden Siegergeste zu ballen und in den Himmel zu recken. Neben mir jubelten ein paar Teenager laut ihrem Helden zu.
    „Le-oo Köö-nig! Le-oo Köö-nig!“
    Er winkte in unsere Richtung. Hoffentlich erkannte er mich nicht neben all seinen jugendlichen Verehrerinnen, die sich neben mir Dinge zuraunten wie „Guck mal, er hat mich angesehen …“ und „Gehst du ihm nachher die Hand schütteln?“ – „Nein, wie sieht das denn aus? Trau´ du dich doch erst mal …“
    Leo lehnte sich zurück, und zwei seiner Kameraden schlangen von hinten lachend die Arme um ihn. Er ließ es sich mit einem leichten Lächeln gefallen, das mein Herz höher schlagen ließ. Die Steuerfrau verteilte Kusshände, während das Boot langsam weiter den See hinab glitt.
    Durch den Lautsprecher wurde der Sieg des Herrenachters verkündet, und die Vereinsmitglieder hüpften, klatschten und johlten noch lauter als eben.
    Die Boote kehrten jetzt in gemächlichem Tempo zum Anleger zurück. Ich konnte Lachen und Gesprächsfetzen auffangen, als die Männer sich treiben ließen, bis das Boot fast am Anleger war. Jetzt übernahm noch einmal die Steuerfrau das Kommando, und wieder vollkommen synchron legten die Ruderer vor dem versammelten Publikum das denkbar eleganteste Anlegemanöver hin. Selbst das Aussteigen aus dem schmalen und daher kentergefährdeten Boot geschah im Gleichtakt geübter Bewegungen.
    Die Mannschaft hatte hautenge Trikots an, die absolut nichts der Fantasie überließen. Weder oberhalb noch unterhalb der Gürtellinie. Stolz trugen sie ihre Männlichkeit zur Schau, die Faust gereckt, ein Strahlen in den Augen. So sehen Sieger aus.
    Die Steuerfrau hoben sie einfach quer hoch, und sie selbst ballte die Faust, strahlend vor Freude. Ihr rötliches Haar hing in zwei feuchten Zöpfen um ihr Gesicht. Sie erinnerte mich an Pippi Langstrumpf. Nur dass sie eine nicht zu verachtende Figur ihr eigen nannte. Und von ungefähr zehn bis zwölf Männerhänden in der Luft getragen wurde. Darunter zwei von Leo, dessen Lächeln absolut unübertroffen sexy war. Ich wünschte mich für einen kurzen Moment in ihre Rolle. Aber nur für einen sehr kurzen, denn gerade, als ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, schmissen die Ruderer sie einfach über den Steg in den See hinein. Um dann selbst ohne zu zögern hinterherzuspringen und mit ihr gemeinsam aufzutauchen. Brr! Das Wasser hatte bestimmt nicht mehr als 15 Grad – und von oben nieselte es ohne Unterlass.
    Das Publikum klatschte erneut. Die jungen Mädels, die neben mir gestanden hatten, drängelten sich in Richtung Anleger. Langbeinig und ein wenig staksig wirkten sie, als sie kichernd und schwatzend Richtung Steg gingen.
    Einige Frauen gingen ihren Männern, Brüdern und Freunden entgegen und hüllten sie in große Badetücher. Leo und die Steuerfrau wurden von einem Mädchen in Empfang genommen. Sie war vielleicht Anfang Zwanzig, hatte genau so rötliche Haare wie die Steuerfrau und hielt beiden ein Handtuch hin. Zu dritt fielen sie sich in die Arme und küssten sich. Mit je einem rothaarigen Mädchen an seiner rechten und linken Seite schritt Leo durch die Menge. Stolz und ein wenig erschöpft. Das Handtuch um die Schultern. Johannes schloss sich ihnen an und klopfte Leo grinsend auf die Schulter. Hinter seinem Rücken zwinkerte er mir zu.
    Ich duckte mich, um nicht von Leo gesehen zu werden. Doch ich hätte die Hand nach ihm ausstrecken können, als er vorbei ging, entspannt plaudernd. Seine muskulösen, schönen Arme lagen um die Schultern der beiden Rothaarigen. Seine Hände waren ein wenig gerötet, vor allem an den Fingerknöcheln. Die Muskeln seiner kräftigen Oberschenkel vibrierten beim Laufen. Über sein Gesicht liefen Wassertropfen, die er gelassen abschüttelte.
    In seinen Augen stand ein Echo des Triumphes von gerade eben. Und trotzdem fehlte seinem Blick der Glanz, den ich von ihm gewohnt war. Das Funkeln goldener Sprenkel, die Lachfältchen, die sich kräuselten ... alles

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