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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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gar nichts von dir gehört.“
    Ach Mami.
    „Mama, ich war unterwegs. Feiern. Du weißt schon.“
    „Ja, feiere Deine Freiheit ein bisschen. Das hast du dir jetzt wirklich verdient. Und? Gibt es einen, der mitfeiert?“
    Woher wusste sie das schon wieder? Selbst am Telefon hörte sie das Gras wachsen.
    „Mama!“
    „Ist ja gut, Schatz, ich war ja nur neugierig. Du klingst so … glücklich.“
    Ich seufzte. War ich das? Eigentlich nicht. Nicht, so lange ich hier allein mit meinen Büchern rumsaß.
    „Möchtest du alle Details?“ erkundigte ich mich. Jede andere Mutter hätte sich vielleicht entschuldigt für ihre Neugier. Sie nicht.
    „Selbstverständlich. Wozu bin ich deine Mutter?“ Neugier ist bei uns eine Familienkrankheit, die ich geerbt hatte.
    „Na gut. Wir waren essen und dann sind wir zu ihm gegangen. Ach ja, und eine Jeans haben wir auch noch gekauft.“
    „Liebes Kind, so genau wollte ich es jetzt auch wieder nicht wissen. Aber wenn wir schon dabei sind: Wie sieht er aus?“
    Ich grinste. „Oh, guuut. Wäre dein Typ.“
    „Hey, dein Vater ist mein Typ“, erwiderte sie. Wir lachten beide.
    „Er wird ja wohl jünger sein“, forschte sie weiter. Ich seufzte ergeben. So schnell entkam ich ihr nicht.
    „Ja, Mama. Etwas.“
    „Wie – etwas. Ist er achtundfünfzig oder was?!“
    „Hör´ auf! Er ist vierunddreißig, Beamter auf Lebenszeit und fährt einen Mercedes. Ach ja, und ein Ferienhaus am See hat er auch noch. Genügt das?“
    „Klingt wie ein verdammter Spießer“, erwiderte sie. Ich kicherte.
    „Ja genau. Wie in der Sparkassen-Werbung. ‚Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal ein Spießer sein!‘“ Wir lachten.
    „Du magst ihn also“, stellte sie fest.
    „Und wie, Mama. Aber sag mir: Wann ist das Verhör beendet?!“
    „Wenn du ihn mir vorstellst.“ Mensch Mama. Wie stellst du dir das vor? Ich kenne ihn doch erst seit zwei Tagen. Das kann ich ihm nicht zumuten.
    „Hab´ doch mal etwas Geduld, Mami. Ich muss ihn ja selber erst ein bisschen kennenlernen.“
    „Na gut. Ich freue mich darauf.“
    Wir plauderten noch eine Weile über dies und das. Papa hatte eine Einladung zu einem Vortrag in München angenommen. Dass das in die Zeit meines mündlichen Examens fiel, war ihm irgendwie nicht aufgefallen. „Du kennst ihn ja“, meinte sie dazu. Sie selbst bereitete gerade für die Staatlichen Museen eine Ausstellung niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts vor. Sie schwärmte von einem kleinen holländischen Ort, der in seinem Rathaus ein wertvolles Gemälde im Rembrandt-Stil zu hängen hatte, das sie unbedingt als Leihgabe haben wollte.
    „Ich fahre in ein paar Tagen hin und werde meinen Charme spielen lassen.“
    „Du schaffst das. Der Bürgermeister wird dir zu Füßen liegen“, sagte ich.
    Sie lachte. „Na hoffentlich. Denk´ daran, nächste Woche ist Ostern. Komm zum Essen! Am besten, du bringst deinen Beamten auf Lebenszeit gleich mit. Max wird auch kommen.“
    „Das mit Leo muss ich mir noch überlegen. Aber ich komme auf jeden Fall.“
     
     
    Am nächsten Morgen hüpfte mein Smartphone auf dem Küchentisch herum. Eine SMS. Nein zwei. Nein, drei!
    „Ich komme heute eher. Kuss, L.“
    „Bin um 18:00 bei dir, Dein L.“
    „Ich habe etwas, das du brauchst. Hol es dir ab. Oder ich mache auf meine Weise Gebrauch davon. Heimke.“
    Ich musste mich setzen. Wie hatte sie meine neue Handynummer herausbekommen? Adrenalin ließ das Blut schneller durch meine Adern kreisen. Was konnte sie von mir gefunden haben? Meinen Ohrring hatte ich selbst auf dem Fußboden entdeckt. Und meine Mütze würde sie auf keinen Fall als wichtig genug ansehen, um mir damit zu drohen.
    Mir fiel absolut nichts ein, von dem sie Nutzen haben könnte. In Gedanken ging ich noch einmal jeden Weg, den ich in ihrer Wohnung und danach im Hausflur gegangen war. Versuchte, mich an Einzelheiten zu erinnern. Doch das war fast unmöglich. Mein Hirn war damals zu benebelt gewesen. Und alles, was ich wollte, war, wegzukommen. Sie wollte mich zu einem Wiedersehen nötigen, so viel verstand ich. Und da ich dies niemals freiwillig getan hätte, suchte sie einen Grund, der es für mich notwendig machte. Doch wie blöd müsste ich sein, auf so einen Trick hereinzufallen? Hätte es irgend etwas gegeben, das ich seit meiner Flucht aus ihrer Wohnung vermisst hätte, dann hätte ich mich inzwischen daran erinnert. Und es irgendwie zu beschaffen versucht.
    „Netter Versuch“ , schrieb ich zurück und schaltete

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