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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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wollte dir was verheimlichen.“
    „Nett von dir. Aber geh´ nicht allein. Und wenn du dort bist, dann nimm gleich alles mit, was du sonst noch so brauchst. Besser, du lässt dich dort eine Weile nicht sehen.“ Er blickte mir in die Augen, und ein Lächeln kräuselte die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln. „Ich hätte es sowieso lieber, du bleibst hier. Für länger, meine ich.“
    Länger?! Was soll das heißen? Eine Woche? Einen Monat? Oder ... RICHTIG lange ...? Mein Stolz hatte seine Lesebrille abgenommen und putzte sie hingebungsvoll, während er mir prüfend ins Gesicht sah. Du fragst das jetzt nicht. Ist das klar? Ausnahmsweise hörte ich einmal auf ihn und erwiderte einfach nur stumm Leos Lächeln.
    „Ich versuche, an alles zu denken, Leo.“ Er wusste auch so, dass ich ihn verstanden hatte.
    „Wenn sie mit dir reden will, lass´ dich auf nichts ein. Verstehst du? Keine Antworten, keine Entschuldigungen. Sag´ nichts. Vor allem, rechtfertige dich nicht. Niemals. Sonst gießt du nur Öl ins Feuer.“
    „Das klingt so, als wenn du damit rechnest, dass sie mir auflauert.“ Mir war ein wenig mulmig bei dem Gedanken.
    „Das wird sie. Deshalb möchte ich ja nicht, dass du da alleine hingehst.“
    „Verdammt. Das ist mein Zuhause. Kann ich da jetzt nie mehr hin ohne Angst zu haben?!“
    Leo nahm meine Hände. „Doch. Bald. Wenn du es dann noch möchtest.“ Sein Blick war unergründlich, als er meine Fingerspitzen küsste.
    Als er ging, blickte ich ihm aus dem Fenster nach. Beobachtete, wie er mit energischen Schritten die Straße entlang ging. Ein Liedchen pfeifend, mit einem ledernen Rucksack, den er sich lässig über die Schultern geworfen hatte.
     
     
    Die Stille in seiner Wohnung wurde nur durch das Ticken einer Küchenuhr unterbrochen. Das Geräusch war mir bis zu diesem Augenblick kein einziges Mal zu Bewusstsein gekommen. Jetzt klang es fast penetrant. 7 Uhr 30. Wenn ich jetzt losginge, könnte ich in meiner Wohnung sein, während Heimke zur Arbeit musste. Sie war Assistentin an der Uni, das wusste ich. Vormittags würde sie also kaum vor meinem Haus stehen.
    Nur, dass ich Max um diese Uhrzeit wohl kaum unter den Lebenden antreffen würde. Er schlief mit Sicherheit noch. Bestimmt hatte er gestern Wiedersehen mit einer Menge alter Kumpels aus der Schulzeit gefeiert. Nick kam als Begleiterin nicht infrage. Sie war inzwischen im neunten Monat. Sie und Cedric schliefen wahrscheinlich genau so lange wie Max. Cedrics Job war schließlich ideal für Langschläfer.
    Ich beschloss, allein hinzufahren. Wenn ich alles erledigt und gepackt hatte, könnte ich immer noch Lucas, Max oder auch Cedric anrufen. Vielleicht hatte ja sogar Leo mittags ein halbes Stündchen Zeit, mich wieder abzuholen.
    Alles war ruhig, als ich die Haustür aufschloss. Der Briefkasten enthielt nichts Verdächtiges. Gottseidank. Dr. Dr. Jahnke hatte Heimke jedenfalls nicht noch einmal hereingelassen. Mit klopfendem Herzen stieg ich die Treppe hinauf. Sah sie in Gedanken vor meiner Tür sitzen. Doch es war nichts zu sehen oder zu hören, als ich den Schlüssel in die Wohnungstür steckte. Aufatmen. Als ich die Tür öffnete, sah alles aus wie immer.
    Ich durchsuchte jede Ecke meiner Wohnung nach Spuren ihrer Anwesenheit. Und musste mich festhalten, als ich die Wohnungseingangstür von innen sah: Unterhalb des Briefschlitzes waren schwarze Rußspuren zu sehen, die bei näherer Betrachtung ihre Fortsetzung in schwarzen Schlieren auf dem Boden fanden. Ein angekokeltes Stück Papier lag da. Warum hatte ich es gerade eben übersehen?
    Sie hatte also etwas Brennendes durch meinen Türschlitz gesteckt. Wollte sie meine Wohnung auch noch anzünden? Mein Herz geriet aus dem Tritt bei dieser Vorstellung. Leo hatte recht: Hier konnte ich nicht bleiben. Nicht, solange sie sich hier herumtrieb.
    Mein Anrufbeantworter war ausgeschaltet. Ich schaute nach dem Anrufspeicher und zählte 20 Anrufe mit unterdrückter Nummer. Das war sicher alles sie ...
    Mit fliegender Eile packte ich alles in einen Koffer, was ich bei Leo brauchen würde. Mein Notebook, meine restlichen Bücher und Examens-Ordner. Mein Extra-Kopfkissen und eine Menge Kleidungsstücke.
    Der Koffer war bleischwer. Scheiße. Warum hatte ich nicht gestern schon alles eingepackt? Abgelenkt durch die Maus, waren wir fast unverrichteter Dinge wieder gegangen. So ein Mist.
    Ich kramte in meinem Kühlschrank, räumte Vergammeltes raus und taute ihn ab. Wenn ich schon „für länger“ (was

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