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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Zu 90 Prozent haben Sie den Täter, wenn diese beiden Sachen stimmen. Und bei Ihnen stimmen die.“ Er sah in meine Augen. „Nur, dass Sie zu den anderen 10 Prozent gehören.“
    Er glaubte so fest an meine Unschuld. Fast mehr als ich selbst. Meine Zweifel konnte er mir am Gesicht ablesen.
    „Sie wundern sich, dass ich Ihnen glaube. Immer noch.“ Er seufzte. Seine blauen Augen blickten in den Grund meiner Seele. Ich ließ es zu. Im Moment hatte ich nichts anderes, als diesen Blick eines Menschen, der mich zutiefst verstand.
    „Nennen Sie es Bauchgefühl. Ich bin darin ziemlich gut. Und die Beweislage ist absolut nicht eindeutig. Da fehlen zum Beispiel noch die Aussagen von potenziellen Augenzeugen, die die Polizei bisher nicht erreicht hat. Falls eine dieser Personen das Auftauchen der oder des Täters bestätigt, sind Sie aus dem Schneider.“
    Falls. Welche Person könnte das sein? Mir fiel keine ein. Die Bewohner meines Hauses standen bestimmt nicht hinter der Gardine, am helllichten Tag.
    „Der Computer des Opfers wird auch noch ausgewertet. Genau wie ihre anderen Geräte. Sie werden sehen: Da gibt es Hinweise auf den wahren Täter. E-Mails, Facebook-Einträge und so weiter. Ihre Kontaktliste ist lang, und sie werden sie von A bis Z durchgehen.“
    „Ihr Wort in Gottes Gehörgang, Dr. Krawczyk“, seufzte ich, nicht völlig überzeugt.
    „Liebe Frau Jung, seien Sie bitte ganz zuversichtlich. Ich kümmere mich um alles. Ich habe mich auch nach Ihrem Auto erkundigt. Ein Brandstifter konnte aber noch nicht ermittelt werden, und es ist wenig wahrscheinlich, dass das gelingt. Sicher, es könnte Heimke gewesen sein, aber das zu beweisen wird schwierig.“
    Ich erzählte ihm von meiner neuen Mitbewohnerin. Von ihren Verletzungen und ihrem Albtraum letzte Nacht.
    „Es ist gut, dass Sie Gesellschaft haben. Jemanden, um den Sie sich kümmern können. So haben Sie nicht so viel Zeit zum Grübeln. Wenn sie Sie ins Vertrauen ziehen will, seien Sie vorsichtig. Nicht, dass Sie nachher noch als Zeugin gegen sie aussagen müssen. Wer weiß, was sie gemacht hat.“
    Ich nickte. Trotzdem würde ich mir alles von ihr erzählen lassen, was sie loswerden wollte. Hinterher konnte ich immer noch auf Gedächtnislücke machen.
    „Noch etwas: Ich soll Ihnen den Besuch Ihrer Familie ankündigen. Sie kommen nachher vorbei.“
    Oh Gott. Dass sie mich hier sahen, war mir eigentlich nicht recht. Dr. Krawczyk sah es mir an der Nasenspitze an und lächelte.
    „Empfangen Sie sie. Tun Sie es für Ihre Familie. Es würde Ihre Eltern sehr beruhigen, zu sehen, dass es Ihnen verhältnismäßig gut geht. Auch wenn Sie selbst im Moment vielleicht keinen Wert auf Besuch legen. Ach – ich habe ja noch etwas für Sie.“
    Er kramte in seiner Hosentasche. „Bitte, verraten Sie mich nicht. Ich komme sonst in Teufels Küche.“
    Er grinste verschwörerisch. „Das kann mich meine Zulassung kosten. Na ja, das vielleicht nicht gleich“, setzte er hinzu, als er meinen entsetzten Blick sah. „Aber ein bisschen Ärger würde es geben. Also: Kein Wort davon zu Herrn König.“ Mit diesen Worten überreichte er mir einen kleinen MP3-Player mit Earplugs.
    „Mit schönen Grüßen von Ihrem Bruder. Er scheint zu wissen, was Ihnen hier am meisten fehlt. Und tragen Sie die nicht unbedingt, wenn andere Sie sehen können. Außer vielleicht Ihrer Mitbewohnerin. Erzählen Sie ihr aber nicht, woher Sie das haben!“
    Ich war sprachlos. „Danke … danke …“, stammelte ich. „Warum müssen Sie die hier reinschmuggeln? Hätte Max das nicht einfach mitbringen können?“
    Er lächelte. „Die Übergabe von Gegenständen bei Besuchen ist verboten. Und das wird überwacht. Außer natürlich bei mir.“
    Als er sich verabschiedete, musste ich den Wunsch unterdrücken, ihn auf die Wange zu küssen. Mein Stolz trat rechtzeitig auf meine Zehen und verhinderte es. Er lächelte, ein bisschen verlegen. „Bitte, Frau Jung, schauen Sie nicht so. Ich könnte mich womöglich daran gewöhnen …“
    Ja, ich auch. Verzeih´ mir, Leo, aber er ist nunmal da und du nicht.
    Zurück in meiner Zelle nahm ich den MP3-Player in Augenschein. Meine Lieblingsbands. Linkin Park, Kings of Leon und Seed. Und „Junimond” von Rio Reiser. Und da war noch etwas: „unbenannt1“ und „unbenannt2“ Was war das?
    „Hallo, Sabina, Tesoro . Wenn du das hören kannst, hat dein Anwalt der Liste seiner Sünden eine weitere hinzugefügt. Er weiß nicht, dass ich es weiß. Sag´ es ihm bitte

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