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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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auch nicht. Er würde sonst seinen Glauben an mich verlieren.“ Leo. Seine Stimme genügte, um mir eine Gänsehaut zu verursachen. Ich sah sein Grinsen vor mir, als er das gesagt haben musste. „Denk´ weiter daran, dass du mir gehörst. Alles klar? Wir ermitteln alles, um dich ´rauszuholen. Wenn du die Musik hörst, denk´ an mich. Dein Bruder und ich haben das gemeinsam ausgesucht. Und jetzt übergebe ich an Max.“
    Mir liefen schon wieder die Tränen herunter.
    „Hallo Schwesterherz. Ich kenne dich doch, deshalb hier ein bisschen Ablenkung. Leo hat mir ein paar Tipps gegeben. Versteck´ das Ding, wenn man dich sehen kann. Und wenn nicht – viel Spaß beim Hören.“ Ich musste Klopapier nehmen, um mir die Nase zu schnäuzen und meine Tränen abzuwischen. Sehr viel Klopapier.
     
     
    Die Besuchsstunde für Berufstätige war sehr beliebt. Ehemänner, Lebenspartnerinnen und Eltern drängelten sich in dem überfüllten Besucherraum. Es dauerte etwas, bis ich unter den vielen Besuchern meine Eltern entdeckte. Und Max, der es sich nicht hatte nehmen lassen, dabei zu sein.
    Wir durften an einem Tisch Platz nehmen. Berühren durften wir uns nicht. Schon das trieb meinen Eltern die Tränen in die Augen. O Gott. Ich wollte das nicht. Das hatten sie nicht verdient.
    „Wie geht es dir?“ Meine Mutter putzte ihre Brille, sehr konzentriert. Ihre Wimperntusche war etwas verlaufen, und das rührte mich mehr als jeder Gefühlsausbruch. Meine Antwort war etwas kompliziert.
    „Äh … vergleichsweise gut. Ich verstehe die Sprache der Bewacherinnen und kann Wünsche äußern, ohne ein Wörterbuch zu Hilfe zu nehmen.“
    Was sollten sie nur von mir denken? Dass ich zum zynischen Monster mutiert bin? Meine Mutter blickte mich jedenfalls genau so an.
    „Wie soll es mir schon gehen“, setzte ich resigniert hinzu. „Ich warte darauf, dass sie mich rauslassen.“ Jetzt nicht schon wieder heulen.
    „Das werden sie doch, Hasenkind. Ich weiß doch, dass du so etwas nie machen könntest.“ Die Stimme meiner Mutter war etwas zittrig. Wenn sie wüsste, was Leo dazu gesagt hatte.
    Mein Vater blieb lange stumm. Nach einer Weile sagte er zögernd: „Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da war.“
    Oh Papa.
    „Ihr könnt doch nichts dafür, dass ihr verreist wart, als diese Scheiße passiert ist.“ Jetzt musste ich meine Eltern auch noch trösten.
    „Max, vielen Dank für … du weißt schon“, versuchte ich die Situation zu entspannen. Er nickte und blinzelte mir verschwörerisch zu. Für ihn war das Ganze nicht so existenziell wie für meine Eltern.
    Sie wussten nichts, und ich wollte ihnen nichts erzählen. Oh Scheiße. Schlimm genug, dass mein Verteidiger Bescheid wusste.
    „Wir haben dir ein Wäschepaket geschickt. Du bekommst es nachher, wenn sie es untersucht haben“, sagte meine Mutter. Na Danke. Ich hätte auch Anstaltskleidung getragen, so wie viele andere hier.
    „Oh Mama, das ist lieb von dir. Danke“, hauchte ich trotzdem. Wenn es ihr so viel bedeutete. Sie zwinkerte mir zu. Gottseidank schien sie etwas Zuversicht geschöpft zu haben.
    „Du kommst bald raus. Ich habe mit Dr. Krawczyk gesprochen. Ich kümmere mich um die Sache mit deinem Auto. Abgemeldet ist es schon, und ich werde der Versicherung keine Ruhe lassen, bis sie gezahlt hat.“ Mein Vater probierte ein ermutigendes Lächeln, was ihm aber ziemlich misslang.
    „Danke, Papa. Tut mir leid, dass ich solchen Ärger mache.“
    „Ach Sabinchen. Dafür konntest du doch nichts. Shit happens, sagt man so schön. Mach´ jetzt das beste draus.“
    Ja wie denn? Was war das Beste, wenn man in einer Zelle saß? Beten?
    „Ja, das mache ich. Ich habe eine Mitgefangene, um die muss ich mich ein bisschen kümmern. Sie ist … traumatisiert. Ich schaffe das.“ In dem Moment, als ich das sagte, glaubte ich sogar daran. Es gelang mir, zu lächeln. Bitte glaubt mir, dass es echt ist.
    Ich atmete auf, als ich zurück in meiner Zelle war.
     
     
    Kurz darauf erschien Olga.
    „Wie war es beim Arzt?“, fragte ich. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, erschöpft.
    „Ich darf nicht arbeiten. Er sagt, ich habe einen Schock. Ich bekomme Pillen.“ Eine Weile starrte sie vor sich hin. Dann blickte sie auf und fragte: „Warum bist du hier?“ Es klang wie „chierr“. Sie rollte das R.
    „Es klingt vielleicht blöd, aber ich weiß es nicht. Sie verdächtigen mich des Mordes. Aber ich habe das nicht getan.“
    „Ich schon. Mein Mann … ich habe ihn

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