Herzgefaengnis
totgeschlagen.“ Ein trotziger Blick. Mein Herz schlug schneller. „Du musst keine Angst haben“, ergänzte sie, als sie mein Erschrecken sah. „Ich tue niemandem was. Außer ihm.“ Mit tonloser Stimme begann sie zu berichten. Er hatte sie quasi gekauft. Bei einer Heiratsvermittlung für osteuropäische Frauen. Sie wollte hier etwas bescheidenen Wohlstand aufbauen und die Enge ihres ukrainischen Heimatdorfes hinter sich lassen.
„Aber er war ein schlechter Mensch. Alkohol, weißt du? Er hat mich geschlagen. Zuerst nur ein bisschen. Wenn ich nicht gut gekocht hatte und so.“
Doch dabei war es nicht geblieben. Stockend erzählte sie, wie er Zigaretten auf ihr ausgedrückt hatte. Einmal hatte er ihr den Arm gebrochen. Irgendwann hatte er ihr den Hausschlüssel weggenommen und sie eingesperrt. Sie durfte nur noch mit ihm die Wohnung verlassen.
„Ich habe lange überlegt, wie ich es machen könnte. Er ist ja stärker als ich.“
Sie hatte das Ganze also geplant. Hoffentlich erfuhren ihre Richter nichts davon.
„Ich habe gewartet, bis er wieder besoffen nach Hause kommt. War er ja jeden Tag. Dann ist er auch gleich auf mich los. Irgendeinen Grund hatte er immer. Wenn nicht, hat er einen erfunden.“ Sie blickte gedankenverloren aus dem Fenster, wo sich schon wieder ein Spatz eingefunden hatte. Ich hielt den Atem an. Eingedenk der Ermahnungen meines Verteidigers stellte ich lieber keine Fragen. Doch sie erzählte weiter, ein listiges Lächeln auf den Lippen.
„Ich habe vor die Küchentür einen Draht gespannt. Als er kam, war er wieder blau. Und hatte eine Zigarette in der Hand. Ich stand in der Küche, und er kam auf mich zu. Da ist er hingefallen. Über den Draht gestolpert. Besoffen wie er war. Er konnte nicht aufstehen. Ich nahm die Bratpfanne und …“
Sie machte vor, wie sie ihm die gusseiserne Pfanne über den Schädel gezogen hatte. Langsam jagte sie mir doch ein bisschen Angst ein. „Danach habe ich den Draht wieder weggemacht und die Polizei gerufen. Ich habe gesagt, er wollte mich wieder verbrennen. Und das stimmte ja auch. Haben sie auch geglaubt.“
Einigermaßen fassungslos fragte ich: „Was hättest du gemacht, wenn er nicht hingefallen wäre? Dann hätte er dich doch wieder grün und blau geschlagen?“ Sie zuckte mit den Achseln.
„Das Risiko musste ich eingehen. Mir war alles egal.“ Sie sah mir in die Augen und fügte hinzu: „Jetzt bin ich froh, dass ich hier bin.“
Wo sie auch lange, lange Zeit bleiben würde, wenn die Wahrheit ans Licht kam. Notwehr konnte man es kaum nennen, was sie getan hatte. Ich fragte, ob sie einen Verteidiger hätte, und sie schüttelte den Kopf. „Ich krieg´ erst nach drei Monaten einen, haben sie gesagt. Einen -“, sie suchte nach dem Wort, „Pflichtverteidiger. Hab´ doch kein Geld.“
Ihre Schilderung ging mir nicht aus dem Kopf. Während sie tief und fest schlief – ich hatte sie eindringlich ermahnt, heute etwas Gutes zu träumen – grübelte ich über die Möglichkeit nach, ihr zu helfen. Es konnte doch nicht sein, dass sie für den Tod dieses gewalttätigen Schweins lebenslänglich bekam. Ich beschloss, Dr. Krawczyk um Rat zu fragen.
Kapitel 15
In dem Wäschepaket, das mir eine Bewacherin am nächsten Tag aushändigte, entdeckte ich meine neuen Jeans und die Chucks aus Menzow. Denen allerdings die Schnürsenkel fehlten. Leo hatte sie irgendwie dort hineingeschmuggelt. Mein Herz geriet ins Stolpern. Wollte er die Sachen los werden? Wollte er mich los werden?
Ich setzte mich auf das Bett. Mein Kopf brummte wie ein Schwarm Hummeln. Die Wunde an meinem Hinterkopf pochte gegen mein Hirn. Der Anblick dieser Kleidungsstücke ließ meine Erinnerungen wach werden.
„Sorry, dass ich dir die Klamotten jetzt gleich wieder ausziehen muss.“ Mit diesen Worten hatte er mich auf das Bett geschubst, ein frivoles Lächeln auf den Lippen. Meine frisch gekauften Chucks hatte er aufgebunden und ausgezogen. Meine nagelneuen Jeans abgestreift und mein dünnes Top hochgeschoben, um meine Brustspitzen zu küssen und so daran zu saugen, dass sie sich sofort zusammenzogen und ein heißes Prickeln durch meinen ganzen Körper schickten. Er hatte überrascht und erregt aufgestöhnt, als seine Finger zwischen meinen Schamlippen die Feuchtigkeit ertasteten, die seine Liebkosungen bei mir angerichtet hatten. Seine Stimme war heiser gewesen vor Verlangen, als er mit den Worten „Ich komme jetzt zu dir“ in mich eingedrungen war. Ich glaubte, immer noch
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