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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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konnte ich ja nicht ahnen. Ich hätte natürlich auf dieses Experiment verzichten sollen. Es hat mein Leben in keiner Weise schöner gemacht. Und selbst, wenn man der Redensart glaubt, dass man am Ende nur die Dinge bereut, die man nicht getan hat, kann ich immer noch sagen: Dieses Erlebnis bereue ich. Ich hätte besser darauf verzichtet. Aber das hilft jetzt nicht. Nun ist es passiert, und ich muss damit klarkommen, dass sie mir nun auch noch ihren Tod anlasten. Völlig absurd. Aber gut. Es wird sich sicher bald herausstellen, wer das getan hat. Ich war es jedenfalls nicht. Und du glaubst mir das hoffentlich auch.
    Du hast mir heute meine Menzow-Jeans und die Chucks geschickt. Und dafür danke ich Dir sehr. Vor allem für die „Beschriftung“ (wenn die auch ein bisschen anmaßend ist ;-) ) Ich kann nie die Gelegenheit vergessen, bei der wir die Sachen gekauft haben. Ich trage sie ab heute jeden Tag, bis ich hier raus bin. Wenn ich Pech habe, sind sie dann schon ein bisschen abgenutzt. Aber das ist es mir wert. Am besten war übrigens der Moment, wo Du sie mir vom Leib gerissen hast. Ich wünsche mir noch viele solche Momente …
    Ich vermisse Dich. Sehr.
    Deine Sabina.“
    Ich adressierte meinen Brief und stellte fest, dass ich noch nicht einmal seine Hausnummer wusste. Wir waren einfach immer in das Haus mit der frisch gestrichenen dunkelgrünen Eingangstür gegangen. Wie dumm konnte man eigentlich sein? Langsam zweifelte ich an meiner Tauglichkeit für ein Juristen-Dasein. Mit dem Brief in der Hand hockte ich auf meinem Bett, den Blick auf die Wand gegenüber gerichtet. Eine hervorragende Leinwand, um trübe Gedanken darauf zu spiegeln. Sorgfältig legte ich den Brief an die Tischkante. Und schrieb einen nächsten. Einen an Max. Einen an Mama und Papa. Einen an Nick.
    Es geht mir gut, macht euch keine Sorgen, in ein paar Tagen bin ich hier raus. Vielleicht erhielt ich ja auch mal irgendwann Post, wenn der Staatsanwalt damit durch war …
     
     
    Am nächsten Vormittag öffnete sich die Tür. „Sie haben Besuch von der Kripo. Möchten Sie mit ihr reden?“
    Die Kripo. Das konnte jeder sein. Vielleicht Leo? Ich wollte auf jeden Fall. Die Bewacherin führte mich in einen Besprechungsraum. Als die Tür aufging, kam mir Dana Kanther entgegen.
    Der Kontrast zwischen ihrer Schönheit und dem heruntergekommenen Besprechungsraum hätte nicht größer sein können. Es versetzte mir einen Stich, dass Leo jeden Tag mit ihr zusammen war. Wie sie sich damals im „Randale“ angesehen hatten - das war mehr als nur kollegiales Einverständnis.
    Mit einem Lächeln kam sie auf mich zu und reichte mir die Hand.
    „Kommen Sie hier an den Tisch, dann können wir uns unterhalten.“
    Sie ließ mich Platz nehmen und kramte in ihrer Aktentasche. Ein schickes Modell aus gewachstem Leder. „Hier. Ein bisschen mehr Papier und ein paar Kugelschreiber.“ Sie schob mir einen Schreibblock und sogar ein paar Briefumschläge zu. Ich blickte auf und bemerkte, wie ihr Blick besorgt auf mir ruhte.
    „Frau Jung, es geht Ihnen nicht so gut, oder?“, fragte sie direkt. Ich zuckte mit den Schultern. Lange konnte ich ihrem Blick nicht standhalten, ohne gleich in Tränen auszubrechen.
    „Danke erst mal“, sagte ich und blickte auf das Papier. „Nein, so richtig gut geht es mir hier nicht.“
    „Leo lässt Sie grüßen. Er vermisst Sie. Ich soll Ihnen das sagen. Es geht ihm auch nicht so gut.“
    Ich kramte in meiner Jeans nach einem Taschentuch. Noch bevor mir einfiel, dass ich keines eingesteckt hatte, hielt mir Dana eines vor die Nase. Ihre Fingernägel waren sorgfältig gefeilt, aber unlackiert. Ein Nagel war abgebrochen.
    „Warum sind Sie hier? Ich soll nichts aussagen, das wissen Sie doch.“
    „Wegen Leo.“
    „Nicht wegen. Anstatt.“ Ich schob den Schreibblock etwas weg, damit er nicht gleich von meinen Tränen durchnässt wurde.
    „Wenn Sie so wollen. Er hat mich gebeten, Sie zu besuchen, weil er es nicht darf.“
    „Danke“, schniefte ich. Sie lächelte, und es sollte ermutigend wirken.
    „Was ist denn mit Leo?“
    Über Danas Gesicht huschte ein Schatten.
    „Er hat eine Dummheit gemacht.“
    Ach du Schande. Alles meinetwegen.
    „Am Tag, bevor das mit Frau Ilanz passiert ist, war er bei ihr. Hat ihr die Leviten gelesen. Vielleicht kennen Sie sein Temperament?“
    Oh ja, das kannte ich.
    „Er hat ihr auf den Kopf zugesagt, dass sie Ihr Auto abgefackelt hat. Und natürlich auch das mit der Maus und so weiter. Sie hat auf

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