Herzgefaengnis
hoch.
„Ich wollte Sie einfach nur warnen vor Dr. Krawczyks unwiderstehlichem Charme.“ Ein schiefes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ihnen liegt sehr viel an Leo“, stellte ich fest.
„Ja“, erwiderte sie schlicht und sah mich dabei an. „Aber nicht so, wie Sie jetzt denken. Sonst wäre ich heute kaum hier. Bitte glauben Sie mir das.“
„Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Ihnen sage, dass mir das ein bisschen … schwer fällt?“
Dana lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist ja auch wirklich schwer zu glauben. Er ist kein Typ, den man von der Bettkante schubst.“
„Und Sie auch nicht“, versetzte ich.
„Falls das ein Kompliment war, vielen Dank. Aber Sie ziehen trotzdem die falschen Schlüsse daraus.“
Sie erhob sich und packte ihre Utensilien zurück in die Aktentasche. Als sie fertig war, blickte sie auf und gab mir ihre Hand. „Wissen Sie, mein Mann kennt Leo auch und schätzt ihn. Aber natürlich … ab und zu hat er auch seine Bedenken. Völlig zu Unrecht.“ Ihre Augen begannen, verhalten zu funkeln. „Ich werde Leo bestellen, dass Sie sich die gleichen Sorgen machen wie er. Das wird ihm helfen.“
Als sie in der Tür stand, fiel mir noch etwas ein. „Bitte, Frau Kanther, ich habe nicht seine Hausnummer. Ich habe ihm geschrieben, wissen Sie.“ Sie erbot sich, meinen Brief an ihn mitzunehmen, aber leider hatte ich ihn in meiner Zelle liegen gelassen. Aber wenigstens gab sie mir seine Adresse.
In meiner Zelle vervollständigte ich als Erstes die Anschrift auf Leos Brief. Und sah, dass ich selbst Post bekommen hatte. Vom Amtsgericht Tiergarten.
Hastig riss ich den Umschlag auf. Die Ladung zum Haftprüfungstermin. Morgen um 11 Uhr. Mein Herz schlug schneller. Endlich. Mit etwas Glück würde ich morgen entlassen. Morgen war es genau eine Woche, dass ich Leo nicht mehr gesehen hatte.
Langsam vermisste ich nicht nur seine Gegenwart, sondern ich begann, mich immer mehr nach seinen Berührungen und seinem Körper zu sehnen. Früher hatte ich es viele Monate ohne Sex ausgehalten. Jetzt wurde schon eine einzige Woche zum Problem. Mühsam verdrängte ich die Vorstellung seines Körpers und seiner Nähe, um mich auf morgen vorzubereiten.
Ich musste anfangen, meine Aussage aufzuschreiben, so wie Dana es gesagt hatte. Selbst wenn ich morgen ´rauskam, würde man weiter ermitteln.
Wenn es mich hier raus und wieder zu Leo brächte, wäre es mir egal, wie peinlich dieses Geständnis werden würde. Während Olga auf ihrem Bett lag und in einem alten Schmöker aus der Anstaltsbibliothek las, setzte ich meine Earplugs ein und fing an zu schreiben.
„Wie ich Heimke Ilanz traf - Gedächtnisprotokoll von Sabina Jung
Es war Mitte Februar und eine ganz normale Party bei Lucas, meinem Kollegen. 20 oder 30 Leute, mindestens. Heimke war mit einer Clique von etwa 3 Frauen gekommen. Nur eine davon schien Lucas näher zu kennen, Enrica. Sie waren alle lustig und gut drauf. Zusammen mit ihnen und meinen Kollegen tanzten und feierten wir bis morgens um zwei. Heimke war die Netteste von allen. Sie war gut gelaunt und schien sich prächtig zu amüsieren. Ihr kurzes blondes Haar stand ein wenig von ihrem Kopf ab, und sie hatte ein Lächeln, mit dem ich sofort Lebensfreude verband.
Wir tauschten die Telefonnummern aus.
In der Woche rief Heimke bei mir an und wollte sich mit mir verabreden. Ich dachte mir nichts dabei. Dass die Mädels aus ihrer Clique lesbisch waren, war mir gar nicht aufgefallen. Ich war einverstanden, mit ihr am nächsten Wochenende auf eine Party ihrer Fakultät zu gehen. Sie war Assistentin bei den Politikwissenschaftlern.
Die Fete war schon ein bisschen anders. Viel mehr Leute, und außer Heimke und den 3 Frauen, die sie auch zu Lucas mitgebracht hatte, kannte ich keinen. Wir tranken Cocktails und Bier. Keine schöne Kombination, vor allem am nächsten Morgen. Wir tanzten lange, und als später die Band abbaute und ein DJ die Musik übernahm, saß ich mit Heimke in einer Ecke und wir quatschten über dies und das. Sie mochte die gleiche Musik wie ich, und sie war lustig und sympathisch.
Als sie das erste Mal die Hand auf meinen Arm legte, war das nichts, was ich irgendwie bemerkenswert fand. Schließlich unterhielten wir uns ja angeregt. Inzwischen waren wir auch schon ziemlich angetrunken. Sie berührte mich nun immer öfter, aber ganz unauffällig. Es schien immer aus dem Gespräch heraus zu geschehen. Mal legte sie mir die Hand auf den
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