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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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schlimm, oder? Ich musste arbeiten.«
    Sie verabredeten sich für ein Uhr in der Scheune.
    Mit Shiva hatte er ausgemacht, dass sie sich abends nach der letzten Vorstellung treffen wollten. Das passte gut. Er wollte ohnehin nachprüfen, wie die Bühne das Unwetter überstanden hatte. Vielleicht war es gar nicht schlecht, dass es bereits gestern geregnet hatte. Konnte sein, dass sich der Wetterstress damit für Samstag erledigt hatte.
    Während die Waschmaschine lief, schlug er sich Eier mit Speck in die Pfanne.
    Er hatte einen Bärenhunger. Die Zirkusleute frühstückten immer alle zusammen hatte Shiva gesagt und ihn auch dazu eingeladen.
    Aber auf diese Art von Familienanschluss hatte Oliver dann doch keine Lust gehabt. Wer weiß, was Shivas wahrsagende Mutter diesmal für Prognosen auf Lager hatte. Außerdem hatte Shiva drei ältere Brüder. Aus Erfahrung wusste Oliver, dass mit solchen Typen häufig nicht besonders gut Kirschen essen war.
    Er dachte über Shiva nach. Sie war schon genau der Typ Mädchen, der ihm wahnsinnig gut gefiel. Nicht nur äußerlich. Alles an ihrer Art machte ihn an. Besonders wie sie mit ihm sprach. Diese Mischung aus frech und süß, dabei absolut lebenstüchtig. Oh Mann. Sie steuerte sogar diesen tonnenschweren Wohnwagen alleine. Das traute sich nicht einmal Oliver zu.
    Julia war das krasse Gegenteil. Als sie zum ersten Mal bei ihrem Vater auf dem Trecker saß, hatte sie vor Angst laut geweint. Irgendwann konnte sie ihn dann zwar mit Ach und Krach lenken, aber Spaß machte ihr das nicht. An den neuen Mähdrescher, den ihr Vater kurz vor seinem Tod gekauft hatte, wagte sie sich erst gar nicht heran.
    Dafür konnte sie gut mit Tieren umgehen, wenn sie nicht größer als Hunde waren. Kühe und Schafe war nicht ihr Ding. Fredo hatte sie ewig lange mit der Flasche gefüttert, als er krank war. Aber insgesamt fand er Julia ganz schön anstrengend. Das war ihm früher, als ihr Vater noch lebte, gar nicht aufgefallen.
    Obwohl er Shiva erst ganz kurz kannte, war er sicher, dass sie sehr viel reifer als Julia war. Und das fand er ungeheuer anziehend. Wäre die Band nicht, würde er lieber heute als morgen mit ihr davonreisen.
    Er schaffte es gerade noch, seine Klamotten auf die Wäscheleine zu hängen, dann musste er los. Julia konnte es nicht leiden, wenn man unpünktlich war.
    Oliver wartete über eine halbe Stunde, bis Julia endlich auftauchte.
    Sie kam so eiernd mit dem Rad angefahren, dass Oliver zuerst dachte, dass sie einen Platten hatte. Aber es lag daran, dass sie über den holprigen Feldweg nur mit einer Hand lenkte. Ihre linke Hand war dick mit Mull verbunden.
    Julia stieg kreidebleich ab und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Auf ihrer Stirn standen dicke Schweißperlen.
    »Was ist passiert?«, fragte Oliver erschrocken. »Bist du mit dem Rad hingefallen?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Hast du Wasser dabei?«, fragte sie heiser.
    Zum Glück hatte Oliver die Wasserflasche an seinem Rennrad mit Wasser aus der Leitung aufgefüllt, bevor er losgefahren war.
    Sie nahm einen großen Schluck und seufzte erleichtert.
    Er berührte ihre Hand sachte, und sie schrie vor Schmerzen auf. »Jetzt sag endlich, was du gemacht hast«, drängte er sie.
    Julia räusperte sich. »Ich bin gestern Abend vor Schreck gestolpert, als es so blitzte und dabei über den Wäschekorb gefallen. In meinen Sachen steckte eine Schere, die ich vor einiger Zeit verloren hatte. Die habe ich mir in die Hand gerammt, als ich mich abstützte.«
    Oliver schrie vor Entsetzen laut auf. »Hat ein Arzt dir die Wunde verbunden?«
    Julia schüttelte verneinend den Kopf.
    »Ist aber unvernünftig von deiner Mutter. Sie hätte gleich in die Ambulanz mit dir fahren müssen.«
    Julia zuckte mit den Achseln. »Ich wollte sie nicht schon wieder erschrecken. Sie war bis spät abends im Garten, weil sie in den letzten Tagen nichts geschafft hat wegen …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Das heißt, niemand hat sich die Wunde angeschaut?«, fragte Oliver schockiert. »Du kannst eine Blutvergiftung kriegen oder Schlimmeres. Das war echt total unvernünftig von dir. Bestimmt brauchst du eine Tetanusspritze oder so.« Er kriegte sich gar nicht mehr ein.
    »Ich hab doch gedacht, dass du noch kommst«, sagte Julia kläglich. »Deshalb habe ich nichts zu Mama gesagt. Und ich hab dich tausendmal angerufen. Aber du hattest die Mailbox ausgeschaltet.«
    Oliver wurde ganz heiß. Er fand sich gerade selber richtig mies. Nicht eine Sekunde

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