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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Augen zu Boden strecken würde!
    »Wissen Sie, dass Sie mir damit ganz immens hätten schaden können?«, höre ich mich fauchen. »Ich hätte meine Maklerlizenz verlieren können! Das spricht sich doch in der Branche rum! Sie können doch nicht einfach …« Mir fehlen schlichtweg die Worte. »In leer stehenden Luxusvillen hausen! Nur weil Sie zufällig ein Telefonat belauscht und die Adresse erfahren haben! Und wo der Schlüssel liegt.« Ich schnaufe vor Empörung. »Das ist Einbruch und kann zur Anzeige gebracht werden.«
    Er wirkt aufrichtig überrascht. »Das wollte ich nicht. Das tut mir leid. Aber es war wirklich niemand da, die ganze Zeit. Ich habe keinen Dreck gemacht und niemanden gestört, glauben Sie mir!«
    Mit seinen dunkelbraunen Augen schaut er mir direkt ins Gesicht. Ich starre wie hypnotisiert zurück.
    »Sie haben Kartoffeln gebraten! Mit Zwiebeln! Geben Sie das zu oder nicht?!«
    »Das ist schon richtig«, lenkt er ein. »Und auch Spargel gekocht. Ist ja Spargelzeit.« Er breitet unschuldig die Arme aus: »Aber ich habe alles immer wieder aufgeräumt. Die meisten Männer hinterlassen Spuren, wenn sie in der Küche sind. Ich nicht.«
    Ich sehe den Mann in Karstens Klamotten zum Markt schlendern, mit dem Einkaufskorb der Dirigentenwitwe, und frischen Spargel kaufen!
    Veronika, der Spargel wächst! Er tut so, als ob damit alles in Ordnung wäre. Ist es aber nicht! Wenn ich dem närrischen Treiben jetzt nicht Einhalt gebiete, finde ich ihn wahrscheinlich demnächst in meinem Bett! »Ist ja Bettzeit«, wird er entschuldigend sagen und dabei die Arme ausbreiten. »Aber ich mache meine Spuren wieder weg.«
    »Jetzt hören Sie mal zu«, zische ich mühsam. »Sie werden in Zukunft weder in meinem Haus noch in irgendeinem anderen Haus Ihr Unwesen treiben! Versprechen Sie mir das! Sonst rufe ich jetzt auf der Stelle die Polizei!«
    Er sieht mich erstaunt, ja verletzt an.
    »Ich habe doch niemandem etwas getan! Ich habe nichts gestohlen und nichts kaputt gemacht. Ich habe da nur gekocht und geschlafen. Aber ich habe immer gelüftet und alles wieder aufgeräumt.« Er zuckt die Schultern und hebt entschuldigend die Hände: »Ist doch schade um das schöne Haus! Wenn das einfach leer steht.«
    »Sie sollen es versprechen!«
    Er schaut mich verblüfft an. »Bevor eine schöne Frau so wütend wird …«
    »Versprechen Sie es!« Meine wutgetränkten Spucketröpfchen fliegen durch die Morgensonne.
    »Versprochen.« Er hält mir die Hand hin, und ich kämpfe mit mir, sie zu nehmen. Schließlich schüttele ich sie doch. »Auf dieser Bank ist es ja auch schön, solange Sommer ist. Und solange Sie mich ab und zu besuchen.«
    Ich höre mich klirrend lachen, und im selben Moment tut es mir schon wieder leid, ihn so angekeift zu haben. Aber er wendet sich ganz selbstverständlich wieder seiner Zeitung zu. Für ihn ist unser Gespräch beendet. Als ich kopfschüttelnd weiterlaufe, fällt mir ein, dass ich ihn noch nicht mal nach seinem Namen gefragt habe.

10
     
    D ie ganze Angelegenheit irritiert mich so, dass mir tags drauf auf der Antiquitätenmesse ein total bescheuerter Anfängerfehler unterläuft.
    An meinem Stand mit dem Emblem meiner Firma »Immobilien Glücksgriff! Leben im Paradies«, vor dem ich langbeinig im knappen Kostüm lehne, taucht ein recht gut aussehender Mann um die vierzig mit längeren schwarzen Haaren auf, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Da ich gerade am Telefonieren bin, bedeute ich ihm, er möge sich einen Moment gedulden, und spreche weiter mit dem Energiedrinkhersteller, der sich für die Zigarrenlounge am Giselakai interessiert: »Er wird das Lokal bis zum Monatsende gesäubert übergeben, somit spricht nichts dagegen, dass wir ab ersten Siebten den neuen Mietvertrag machen können. Genau. Perfekt. Super. Okay.«
    Ich signalisiere dem Kunden an meinem Stand, dass ich sofort bei ihm bin, und bemühe mich, den Ladenlokal-Mieter, den ich buchstäblich an der Backe habe, nun endlich auf höfliche Weise abzuschütteln. Ich greife zu meiner »Jetzt-ist-aber-Schluss«-Formel: »Danke, schönen Tag, liebe Grüße, servus, baa baa.«
    »Grüß Gott«, sage ich zu dem Mann, der sich nun lächelnd zu mir umdreht. »Was kann ich für Sie tun?« Ich zupfe meinen pastellfarbenen Rock glatt und ziehe ihn über den Knien zurecht. Woher kenne ich den nur? Aber bei den vielen Tausend Menschen, mit denen ich in meinem Beruf zu tun habe, kann es ja mal vorkommen, dass man jemanden verwechselt.
    »Ich suche eine

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