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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Reihe. »Ich meine, der Park ist öffentlicher Schulweg!«
    »Das darf wirklich nicht sein, dass so ein Fischotter unsere Entenküken belästigt.«
    Jetzt kommt Bewegung in die erregte Elternschar: »Die Polizei hat den schon mehrmals aufgefordert, woandershin zu gehen.«
    »Ja, aber er kommt immer wieder. Wie Ungeziefer. Dabei war er mal ganze zwei Wochen verschwunden. So vor Pfingsten. Aber dann war er ganz plötzlich wieder da. So was gehört doch dauerhaft entfernt!«
    Es ist doch tatsächlich von meinem Penner die Rede.
    Ähm … wieso sage ich »mein« Penner? Mir wird ganz anders. Ich bin doch nicht etwa … auf seiner Seite? Andererseits … auf der Seite dieser hysterischen Eltern bin ich auch nicht. Meiner Meinung nach wird die ganze Angelegenheit unnötig aufgebauscht. Wie alles auf Elternabenden.
    Nichts ist so erlabend …
    »Also Herrschaften«, bellt der Rottweiler dazwischen, »bitte geben Sie verstärkt auf Ihre Kinder Acht. Was vor und nach der Schule passiert, entzieht sich meiner Verantwortung!« Abwehrend hebt er die Hände und zieht den Schwanz ein. »Wir sollten allerdings eine schriftliche Beschwerde bei der Polizei einreichen und auf die Gefahren hinweisen!«
    »Welche Gefahren?«, frage ich mit fester Stimme. »Ich habe den Mann auch schon … ähm … kennengelernt, also ein paar Worte mit ihm gewechselt.« (Dass ich ihn nackt gesehen habe, seine Klamotten gebügelt und ihm Brote geschmiert habe, tut hier nichts zur Sache, geschweige denn, dass er zwei Wochen in meiner besten Immobilie war.)
    »Er macht einen völlig harmlosen Eindruck auf mich.«
    Sofort hacken alle auf mich ein: »Sie sind ja überhaupt nie da, Sie arbeiten doch Tag und Nacht. Sie haben ja keine Ahnung, und Ihre kleine Tochter ist dem doch völlig ausgeliefert, wenn sie da mit dem auf der Bank sitzt …«
    Also, das kann ich einfach nicht glauben! Fanny hat mir doch hoch und heilig versprochen … Und der Penner hat mir doch auch versprochen …
    »Ich möchte jetzt darüber abstimmen, ob wir darüber abstimmen!«, ereifert sich eine Wildgans.
    »Über was?«, frage ich verwirrt und schaue wie ein Uhu von einem zum anderen.
    »Also, wer ist dafür, dass der Mann beseitigt wird?«
    »Beseitigt?«, frage ich fassungslos.
    Nicht zu glauben: Um mich herum heben sich über dreißig Arme.
     
    Als ich am nächsten Morgen durch den Park jogge, sitzt der Stein des Anstoßes ganz friedlich auf seiner Bank. Sein Einkaufswagen steht wie gewohnt im Schatten der Trauerweide, und der Mann liest die FAZ. Ich beobachte ihn aus zusammengekniffenen Augen, während ich in gebührlichem Abstand an ihm vorbeigehe. Kratzt er sich? Nun ja, er hat immer diese grob gestrickte Wollmütze auf dem Kopf. Aber er wirkt nicht wirklich … verseucht. Ich meine, von seinem Reinlichkeitsritual konnte ich mich ja selbst überzeugen. Der Anzug von Karsten sieht nicht gerade frisch gereinigt aus, aber auch nicht verdreckt. Ich merke, dass ich nun schon zum dritten Mal um die Trauerweide samt Einkaufswagen herumlaufe.
    Immerhin hat sich der Mann an sein Versprechen gehalten und weilt in keiner Villa.
    Nur wird er auf dieser sonnigen Lieblingsbank auch nicht mehr länger weilen können.
    Ob ich den Penner warnen soll? Wie man gestern auf dem Elternabend über ihn hergefallen ist, das ging mir schon gegen den Strich. Er ist doch kein … Verbrecher! Er tut doch keinem was! Nur mir. Aber das ist Zufall.
    Nicht dass er mir leidtut, ich meine, der Mann scheint ja ein Lebenskünstler zu sein, der schlägt sich schon durch.
    Aber ihm sagen, dass er sich am besten mal für eine Weile verkrümeln soll? Dann müsste ich ihm gleich wieder eine passende Adresse geben.
    Das Loft in der Riedenburg fällt mir ein. Das steht leer, seit die durchgeknallte geliftete Boutiquebesitzerin festgestellt hat, dass sie es nicht für ihre Stiftung von der Steuer absetzen kann. In Gedanken leiere ich schon einen Text herunter, mit dem ich dem Penner die Wohnung schmackhaft machen kann: »Loft der Superlative. Diese Ruheoase im Schatten des Mönchsbergs wird höchsten Ansprüchen der Wohn- und Wellnesskultur gerecht.«
    Oder das Badehaus am Mattsee! Der Mann ist doch so ein Bade- und Naturfreund. Da könnte er auch wieder volle Möhre Bruckner hören.
    Dieses entzückende Badehaus liegt in herrlicher Sonnenlage direkt am See, völlig ohne Einblick der Nachbarn! Hier können Sie die Seele und die Beine baumeln lassen und Ihren Einkaufswagen ganz diskret unter einer Linde parken.
    Oder die

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