Herzgesteuert: Roman (German Edition)
Spitze mit einem Schleier, der vierzig Meter lang ist, diese Treppen hinaufschreiten … Ach nein, wenn wir schon so weit sind, muss er mich, glaube ich, über die Schwelle tragen. Wenn ich dann meine zwei weichen Mädchenarme beglückt um seinen starken männlichen Nacken lege, habe ich natürlich keinen Schwitzfleck. Und die Schleppe wird getragen von der Pissnelke Kirsten und der Trockenpflaume Claudia, während Fanny Blumen wirft und Karsten Korzkamp im Garten steht und ärgerlich den Kinderwagen schaukelt, in dem Schiela Natascha brüllt wie am Spieß … Und Georg steht mit seinem Ohne-dich-ist-alles-doof-Bündel am Zaun und ist Zaungast.
»Hello?! Missis Hempel?«
»Ach so, ja. Sorry. Ähm …« – ich räuspere einen dummen Kloß von den Stimmbändern – »… die vier Bäder haben alle Marmorfliesen, Whirlpool oder Badewannen für zwei Personen mit integriertem Sternenhimmel, Stereoanlage und Champagner-Bar.« Schwungvoll öffne ich die Tür zum ersten Bad.
Plötzlich sehe ich mich in einem der riesigen, goldgerahmten Spiegel, und ich schnappe entsetzt nach Luft. Bin ich das? Ich habe immer noch Spuren von verwischter Wimperntusche unter den Augen und … o Gott!! Dieser riesige Schwitzfleck?
Auf einer verchromten Abstellfläche steht einsam und verlassen ein herbes Tennisspieler-Deo, mit dem ich kurzfristig lieb äugele, aber der Prinz lässt mich nicht aus den kohlschwarzen Augen.
Ich kann ja schlecht sagen: »Sekunde mal eben«, meine Bluse aufknöpfen und mir das Männerdeo zwischen die Brüste sprühen … Nachher treiben wir es noch in der Besenkammer …!
Wir schreiten würdevoll weiter, und ich öffne wieder eine Tür zu einem großen cremefarbenen Zimmer, hinter der nun allerdings ein großes Doppelbett mit champagnerfarbenem Seiden überwurf steht, was die Sache nicht gerade vereinfacht.
»Die vier Schlafzimmer sind mit original handgefertigten Bauernmöbeln ausgestattet.« Und einem seidenen Bettüberwurf. Den ich vor zwei Stunden hier noch ächzend und – zugegeben – mithilfe eines Penners drapiert habe.
Aber der Prinz schaut gar nicht auf die Bauernmöbel. Er schaut auf mich.
»So, ähm. ja. Was gibt es noch zu sagen …«
Mir wird auf einmal so heiß! Mein Gott, man müsste dringend mal die Fenster aufreißen in dieser Villa, wenn die Sonne reinscheint, ist es einfach unerträglich stickig hier drin …
Am liebsten würde ich mir jetzt alle Kleider vom Leib reißen – insoweit scheinen unsere Interessen übereinzustimmen, so wie der Prinz von Zamunda guckt! -, aber nur, um sofort eiskalt zu duschen!
Und meine gesamte Wäsche samt Bluse und Kostüm würde ich nur zu gern schnell in die Waschmaschine stecken.
An was erinnert mich das? Diese Szene kommt mir doch irgendwie bekannt vor …
Plötzlich durchzuckt mich schon wieder ein sehr störender Gedanke.
Georg! Ist er hier in der Nähe? Fast bilde ich mir ein, seine Anwesenheit zu spüren.
Ich schüttele den Kopf.
Nein, halt. Stopp. Der passt jetzt überhaupt nicht ins Bild.
Schnell schließe ich die Schlafzimmertür wieder: »Die Lage auf der Sonnenseite Kitzbühels ist natürlich absolut ruhig, und wenn Sie bitte einmal mit auf den Balkon kommen würden …« Vorsichtig lasse ich das Panoramafenster leise zur Seite gleiten. War da vorne nicht gerade noch ein Schatten, der hinter die Tanne gehuscht ist? »Der Blick auf die Stadt, den Hahnenkamm und den Wilden Kaiser ist, wie Sie sehen, traumhaft schön, und im Winter krabbeln die Schneeraupen noch bis spät in die Nacht wie Glühwürmchen über die schwarze Piste.« Wieso habe ich krabbeln gesagt? Ich lasse meinen Arm schwärmerisch schweifen, ziehe ihn aber in plötzlicher Wahrnehmung eines merkwürdigen Geruches, den meine Achselhöhlen ausströmen, wieder ein. O Gott! Ist das peinlich !
Als wären mir die Hände an den Schultern angewachsen, stehe ich etwas verlegen da: »Tja, und übrigens ganz und gar unverbaubar.«
Durch meinen Körper schießt jede Menge Adrenalin. Was die Sache mit dem Schwitzfleck auch nicht bereinigt.
Einmal einen dicken Wurm am Haken, und ich sehe scheiße aus!
»You look so sweet«, sagt der Prinz und strahlt mich an. »I hope I’m not embarrassing you, but you are really cute!«
Doch. Er bringt mich wohl in Verlegenheit.
Plötzlich streicht mir der Prinz über den Kopf und zwickt mich beherzt in die Wange.
Ja, was soll das denn jetzt?! Ist das bei Sultans im Morgenlande üblich?
Mann, was bin ich durch den Wind.
Mein Lächeln fällt
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