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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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mich so verspätet habe! Aber in ganz Österreich ist Stau. Und Bahnstreik.«
    Bahnstreik? Das heißt, Georg kann gar nicht …
    Der Prinz springt formvollendet auf, wir geben uns die Hand.
    Endlich mal eine Männerhand, die gepflegt und manikürt ist und keine löchrigen Strickhandschuhe anhat. Ganz im Gegenteil, diese Hand hier weist sogar ein paar kobaltblaue und smaragdgrüne Ringe auf, und natürlich prangt am kräftigen, ziemlich behaarten Handgelenk eine goldene Rolex. Der ganze Mann ist eine Pracht.
    Ein Morgen der Gegensätze, geht es mir durch den Kopf.
    Der Prinz von Zamunda ist vielleicht Anfang vierzig und hat ein markantes Gesicht mit pechschwarzem Dreitagebart. Glänzend schwarze Haare fallen ihm in weichen Wellen über den schneeweißen Hemdkragen. Und ein schwarzes Augenpaar taxiert mich.
    Überrascht blickt er zwischen der sich hastig verdünnisierenden Kirsten und mir hin und her. Dann nimmt sein Gesicht einen ausgesprochen freudig überraschten Ausdruck an, und er weist auf den Stuhl neben sich. »Don’t worry. Je später der Morgen, desto schöner die Frauen. Do you like champagne?«
     
    Das glaube ich nicht. Das glaube ich einfach nicht! So grauenvoll der Tag begonnen hat, so märchenhaft geht er weiter. Der Prinz von Zamunda ist ein bezaubernder Charmeur. Wir frühstücken Kaviar und Champagner, plaudern, lachen und flirten, dass sich die Balken biegen. Kinder nein, wenn ich das in meinem Club erzähle!
    Dann steigen wir unter den Augen der völlig irritierten Pagen in seine schwarz glänzende Limousine und fahren – beide auf der Rückbank nebeneinandersitzend – zum Sonnbichl hinauf, wo die inzwischen perfekt eingerichtete Tennisspielervilla immer noch in der Morgensonne leuchtet.
    Ich möchte mich ständig in den Arm kneifen, weil ich es gar nicht glauben kann! Hoffentlich lungert Georg hier nicht irgendwo herum. Ich meine, wenn die Bahn streikt, was wird ihm wohl einfallen?
    Mit zitternden Fingern schließe ich das eiserne Tor zum Anwesen auf und entsichere gekonnt die Alarmanlage.
    »Das ›Vorsicht bissiger Hund‹ müssen Sie nicht so wörtlich nehmen«, sage ich kokett, während ich automatisch die mannshohe Hecke absuche, »der einzige bissige Hund war der Tennisspieler selbst!«
    Der Prinz von Zamunda lacht und lässt seine blendend wei ßen Zähne blitzen.
    Wir schreiten langsam über den hellen Kies zur massivhölzernen Haustür.
    »Hausierer und Bettler unerwünscht«, steht da passenderweise auf einem handgeschnitzten Holzschild.
    Der Geruch von warmem Holz und Herbst strömt uns entgegen, und die Sonne lässt Vertäfelungen und Parkettböden glänzen.
    Überall in der Eingangshalle hängen Bilder von dem Tennisspieler, wie er Trophäen küsst, wie er die Bundeskanzlerin küsst, wie er seine ehemalige Freundin küsst und wie er einen von ihm zerdepperten Tennisschläger küsst. Auf vielen marmornen Säulen stehen Silber- und Goldpokale, an den Wänden prangen ein paar Dutzend Goldmedaillen.
    »Toller Mann!«, sagte der Prinz von Zamunda. »Ich sehe mir alle seine Spiele an!«
    Okay. Gut. Dann wird er die Villa auch nehmen. Wollen wir also mal unser Gedicht aufsagen:
    »Unter Verwendung hochwertiger Materialien und alten Holzes wurde dieses prächtige Landhaus erst Ende 2005 fertiggestellt. Wir haben es komplett nach den Wünschen des Tennisspielers bauen lassen«, lege ich los. Dass ich die schönsten Einrichtungsgegenstände eben noch mit einem Penner hereingeschleppt habe, erwähne ich natürlich nicht.
    Wo der wohl jetzt ist …? Ob er nach mir Ausschau hält? Ob er … hier irgendwo im Garten herumschleicht? Oder durch eines der Fenster sieht?
    Verwirrt versuche ich mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mach deinen Job, Juliane. Und sonst gar nichts.
    »Klassischer Landhausstil, der mit eleganten modernen Elementen perfekt kombiniert wurde, die Räume sind großzügig angelegt und zu jeder Tageszeit sonnendurchflutet.« Trotzdem müsste hier mal gelüftet werden, denke ich.
    Es riecht ein bisschen muffig. Nach Georg.
    Oder bin das etwa ich?
    Wir schreiten die Marmortreppe hinauf, die jetzt mit den weichen, weißen Berberteppichen ausgelegt ist, in denen Georg genächtigt hat. Auf den Treppenabsätzen stehen riesige Blumenvasen mit künstlichen weißen Stoffblumen.
    Ich kann nur hoffen, dass der Prinz erkältet ist. Oder irgendwie Polypen hat.
    Ich komme mir vor wie in »Plötzlich Prinzessin« .
    Schon sehe ich mich am Arm des Prinzen in einem Brautkleid aus weißer

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