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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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duschen.
    Plötzlich habe ich eine Idee. Eine absurde Idee, zugegeben.
    »Glauben Sie ja nicht, dass das zur Gewohnheit wird!«, höre ich mich sagen, bevor ich mein zerrupftes Strumpfhosenbein ins Auto schwinge. »Aber wir können jetzt beide eine Dusche vertragen.«
    »Also, ich bin da total flexibel«, antwortet Georg schlicht und steigt erfreut ein. Dann sieht er mich schweigend von der Seite an, während meine Hände, die das Lenkrad umklammern, leise zittern.
     
    Kurze Zeit später stehen wir vor der Tennisspielervilla. Geschäftig mache ich mir in der Garage zu schaffen und fische den Schlüssel aus der Tasche des Motorrades.
    Georg ist nicht ausgestiegen. Ich klopfe an die Scheibe. »Na, was ist? Wollen Sie jetzt duschen oder nicht?!«
    Er schaut mich fragend an, aber dann rappelt er sich auf und steigt aus.
    »Ich wusste nicht, dass Sie hier duschen wollen.«
    »Also ins öffentliche Hallenbad wollte ich nicht. Schön die Schuhe abputzen«, sage ich im O-Ton Christiane, während ich die Alarmanlage ausschalte und mich unauffällig vor das Schild »Betteln und Hausieren verboten« stelle. Wie heute Morgen tritt Georg hinter mir ein.
    Doch diesmal kommt er nicht als Möbelpacker und Handlanger, den ich herrisch zur Eile antreibe. Diesmal kommt er als Gast.
    »Und die haben Sie heute an den Prinzen verkauft?«, fragt er beeindruckt.
    Zu meinem Entsetzen spüre ich, wie ich rot werde.
    Georg klopft fachmännisch gegen die massive Holzvertäfelung.
    »Nach dem Kaufpreis zu fragen, halten Sie wahrscheinlich für vermessen.«
    Ich muss lachen. »Aber nein! Fragen Sie ruhig! Aber leider …« Ich breite mit gespieltem Bedauern die Arme aus: »Der Prinz von Zamunda ist Ihnen zuvorgekommen!« Dann kann ich nicht mehr an mich halten: »Sechs Millionen!«
    Er schürzt die Lippen: »Ein stolzer Preis! Dann sind da in dem Koffer …« Er rechnet blitzschnell. »… 180 000 Euro. Respekt, Respekt.«
    »Das ist die Hütte aber allemal wert«, gebe ich fachmännisch meinen Senf dazu. Dann beiße ich mir auf die Lippen. Was rede ich denn da?
    Wir betreten ein bisschen verlegen die Bibliothek, und nachdem ich mit geübten Fingern an einem hinter Seidenvorhängen versteckten Dimmer gedreht habe, wird die ganze Pracht in warmes Licht getaucht. Ich räuspere mich verlegen. Ohne meine üblichen Immobilienmakler-Sprüche weiß ich gar nicht, was ich sagen soll.
    »Wer geht zuerst ins Bad?«, entfährt es mir. In meiner Verwirrung schlage ich mir gegen die Stirn: »Ach Quatsch. Wir können ja gleichzeitig gehen.«
    Er hebt erstaunt den Kopf: »Sie meinen, weil wir sowieso schon mal zusammen im Bad waren und uns gesehen haben, wie Gott uns schuf …?« Er nimmt seine Mütze ab, dreht sie in den Händen und setzt sie wieder auf. »Das ist durchaus ein nettes Angebot, aber ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten.«
    Jetzt werde ich knallrot und ich beeile mich, seinen Verdacht zu zerstreuen: »Was denken Sie denn?! Es gibt vier Bäder! Das meine ich!«
    Also echt jetzt. Wütend über mich selbst, flüchte ich in das Kaminzimmer. Georg folgt mir auf dem Fuße und sieht sich interessiert um. Frisches Brennholz stapelt sich innerhalb der steinernen Umfriedung, ein paar fette Buddhafiguren meditieren auf dem Parkettboden, und bequeme, mit Leopardenfellen überzogene Ledersofas laden zum Verweilen ein.
    »Halleluja«, sagt Georg langsam. »Und diesmal bin ich sogar eingeladen.«
    Auf einmal erfüllt es mich mit Stolz, ihm eine Freude machen zu können, und mein Herz weitet sich fast schmerzhaft in meiner Brust.
    Schließlich hat er mich vor dem schrecklichen Bahnhofsproleten gerettet. Und er hat mit Fanny Mathe gepaukt. Ich bin ihm etwas schuldig, denke ich, während ich ein paar Holzscheite in den Kamin lege.
    Juliane, du spielst mit dem Feuer, geht es mir plötzlich durch den Kopf.
    Was bist du ihm denn schuldig?
    Nichts! Absolut nichts! Fahr nach Hause zu deinem Kind!
    Du machst hier Sachen, die absolut nicht okay sind! Wenn das irgendjemand mitkriegt, bist du geliefert.
    Ich zögere. Noch könnte ich alles rückgängig machen!
    Noch könnte ich ihn rausschmeißen!
    Könnte ich das wirklich? Wie oft habe ich ihn schon fortgejagt, und wie oft habe ich mich geschämt dafür?
    Andererseits: Vielleicht klaut er mir, während ich dusche, die Provision und haut damit ab?
    Georg scheint meine Gedanken nachzuvollziehen. »Vertrauen Sie mir, Juliane!«, sagt er. »Ich werde Ihre Gastfreundschaft nicht ausnutzen. Bitte. Sie brauchen eine

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