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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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der hei ßen Pfanne hüllen mich gnädig ein.
    »Er ist den ganzen Tag nicht auf seiner Bank gewesen. Aber sein Einkaufswagen steht da. Es muss ihm irgendwas passiert sein.«
    Ich verschlucke mich und bekomme einen Hustenanfall. Georgs besorgter Blick ruht auf mir. Er legt den Kochlöffel beiseite und klopft mir auf den Rücken. Hastig wehre ich ab.
    »Och«, ich versuche ganz ruhig zu wirken. »Der geht sicher nur spazieren.«
    Georg zeigt fragend auf sich, und ich schüttele unwillig den Kopf. Ich gebe ihm ein Zeichen, dass er weiterkochen soll. Der Spinat dampft in der heißen Knoblauchbutter, und ich reiße ein Fenster auf.
    »Nein, Mama, nein! Abends geht der nie spazieren! Es ist nämlich so, dass … Mama, das wollte ich dir beichten. Du musst mir aber versprechen , nicht böse zu sein!«
    »Ich bin nicht böse«, hauche ich, leise ahnend, was jetzt kommt.
    »Ich schließe ihm nämlich um diese Zeit immer dein Auto auf. Und heute ist er nicht gekommen.«
    Ich schweige.
    »Hallo? Hallo, Mama? Bist du noch dran?«
    »Ja«, huste ich und nehme schnell noch einen großen Schluck Wein. Und dann noch einen. »Ich bin einfach nur sprachlos.« Was ja auch stimmt.
    »Mama, du hast gesagt, man muss armen Leuten helfen und darf nicht immer nur an sich denken.«
    »Ja.« Ich winde mich wie ein Aal. »Aber es gibt natürlich Grenzen. Und Vereinbarungen, die man einhalten sollte.«
    Georgs Blick ruht fast mitleidig auf mir.
    Ich werde dunkelrot und drehe mich schnell weg. Ein seltsames Gefühl breitet sich in mir aus. Was macht der mit mir?
    »Ich habe ihn ja auch nicht mehr ins Haus gelassen«, verteidigt sich Fanny unterdessen ahnungslos weiter. »Vom Auto war nie die Rede.«
    »Du bist ein ganz raffiniertes Miststück«, sage ich so streng wie möglich.
    »Er hat doch nur ein paar Mal in deinem Auto geschlafen. Das ist doch nicht so schlimm, oder?!«
    »Nun ja … erfreut bin ich darüber natürlich nicht …« Mir zittert die Stimme. Ich weiß nicht, wohin ich schauen soll. Georg muss mein Herz ja förmlich unter dem Bademantel hämmern sehen! Und ich schäme mich in Grund und Boden.
    »Ich habe so Angst, dass ihm was passiert ist«, heult Fanny jetzt los.
    »Warum sollte ihm denn was passiert sein?« Georg, hör auf, mich so anzugucken! Das ist nicht fair! Ich weiß , dass ich meine Tochter anlüge, aber in welche Zwickmühle hast du mich denn gebracht?!
    »Oder weißt du zufällig, wo er ist?«, fragt Fanny halb kleinlaut, halb hoffnungsvoll. »Ich meine, es könnte ja sein …«
    Kleines Biest. Kleines, listiges, weibliches, von mir abstammendes Biest.
    »Woher sollte ich das denn wissen?!«, stelle ich mich weiter stur.
    Georg schenkt mir Wein nach. Dabei streift mich seine Hand, und mir stellen sich alle Härchen einzeln auf.
    Wie komme ich aus der Nummer bloß wieder raus!
    Was soll ich sagen?
    Liebling, mach dir keine Sorgen. Wir kochen hier gerade was. Und wenn du nicht angerufen hättest, würden wir uns wahrscheinlich gerade küssen.
    Oder wir wären schon im Schlafzimmer – nichts ist unmöglich, Toyoooooota!
    »Ich dachte nur, weil er nämlich … letzte Nacht auch in deinem Auto war.«
    Tadaaaaaa!
    »Und du ja so früh losgefahren bist.«
    Taderadaaaaa! Hmpf hmpf hmpf!
    »Nun …« Ich raufe mir die Haare. »Mir ist nichts Besonderes aufgefallen. Ich kann ja mal gucken, ob er im Auto ist, dann hätte ich ihn ja dabei«, scherze ich, öffne klappernd das Fenster und mache es unnötig spannend. »Nein, im Auto ist er nicht.«
    So. Was du kannst, kann ich auch.
    Selbstzufrieden nehme ich wieder auf dem Barhocker Platz.
    Mir beginnt dieses Spielchen Spaß zu machen.
    Georg schüttelt den Kopf. Um seine Mundwinkel zuckt es. Er streckt die Hand bittend nach dem Handy aus, aber ich reiße es kopfschüttelnd weg.
    »Du hast ihn also nicht der Polizei übergeben?«, jammert das liebe Kind.
    »Aber nein! Wie könnte ich diesen harmlosen Mann der Polizei übergeben!« Mit funkelnden Augen schaue ich Georg an, unsere Blicke treffen sich mit ungeahnter Wucht.
    Juliane, das ist kein Spiel mit dem Feuer mehr, das ist das mutwillige Anzünden einer ganzen Scheune!
    Oder schlimmer: einer holzvertäfelten Tennisspielervilla!
    »Aber wenn ihm was passiert ist!«
    »Was soll ihm denn passiert sein?! Er ist schließlich erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen!« Spielerisch mache ich Georg ein Zeichen, dass ich ihn erwürgen werde, wenn dieses Telefonat zu Ende ist.
    Während Fanny am anderen Ende weiterjammert, sehe ich,

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