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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Dusche.«
    »Ich verlasse mich auf Sie«, sage ich streng. »Dass Sie mir hier nichts anrühren!«
    Das war vielleicht zu herrisch. »Sie könnten höchstens mal schauen, ob es hier etwas zu essen gibt«, überspiele ich meinen Kommandoton von eben. »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Keine Bange«, steckt Georg die Kränkung weg. »Und wegen des Abendessens: Lassen Sie sich überraschen, schöne Frau!«
    Mir schießt schon wieder die Röte ins Gesicht. Mit ausholender Geste zeige ich nach oben. »Ich nehme das rechte Bad. Und schließe von innen ab!«
    Es ist zugegebenermaßen ein ziemlich prickelndes Gefühl, in der verspiegelten Luxusdusche eines bekannten Tennisspielers zu stehen, während über mir der künstliche Sternenhimmel leuchtet. Ich gerate in eine aberwitzige Stimmung. Am liebsten würde ich laut singen, aber ich trau mich nicht.
    Meine fleckigen und nassen Sachen habe ich in die Badewanne geworfen und einfach heißes Wasser darüberlaufen lassen. Dann habe ich einen großzügigen Schuss Tennisspieler-Shampoo gegen Schuppen und Haarausfall dazugeschüttet.
    So. Toll. Und was soll ich jetzt anziehen?
    Das Zeug wird doch nie wieder trocken!
    Eile mit Weile. Irgendwas wird mir schon einfallen. Sonst laufe ich halt im Bademantel rum. Macht Udo Jürgens auch immer.
    Hallo?! Ticke ich noch ganz richtig?
    Bin ich betrunken? Oder was ist mit mir los? Träume ich das alles nur? Das wäre vermutlich die beste Lösung.
    Merkwürdigerweise finde ich es nämlich noch viel prickelnder, einen Penner dabeizuhaben. In einer Sechsmillionenvilla. Die seit heute dem Prinzen von Jordanien gehört. Das ist alles so herrlich verboten!
    Während ich mich genüsslich einseife, stelle ich mir Christiane vor, wenn sie mich hier sehen könnte. Nackt und schutzlos. Einem Fremden ausgeliefert. Schade, dass ich das nicht in meinem Club erzählen kann.
    Juliane! Bist du noch ganz dicht! Du wirfst dich einem fremden Herumtreiber zum Fraß vor! Was hast du eigentlich vor mit ihm? Hm?
    Das ist ja das Spannende, denke ich wie in Trance. Dass ich absolut keine Ahnung habe, wie es weitergeht. Ich bin einfach nur unendlich erschöpft.
    Am liebsten würde ich mich sofort in eines der Betten legen. Und nur noch pennen. Aber das könnte der Penner falsch verstehen.
    Ich dusche ausgiebig, frottiere mich ab, creme mich sorgfältig mit einer teuren Lotion ein, hülle mich dann in einen flauschigen Bademantel, kämme mir die nassen Haare und schaue in den Spiegel.
    Ja, Frau Hempel sieht endlich wieder manierlich aus. Nicht mehr bleich und übel riechend, sondern rosig und rein. Fast ein bisschen backfischhaft. So ähnlich wie Fanny, wenn sie frisch geduscht aus dem Bad kommt.
    Und Frau Hempel hat so ein merkwürdiges Leuchten in den Augen.
    Oder ist das der Sternenhimmel im Spiegel?
    Juliane! Juliane!
    Du hast’ne Meise.
    Überleg dir bitte, wie dieser Abend weitergehen soll!
    Nein. Ich will nicht überlegen. Ich will heute Abend nicht mehr überlegen!
    Immer muss ich überlegen, planen, organisieren, für andere mitdenken und dazu stets lächeln. Jetzt will ich einfach nur an mich denken.
    So. Aus. Basta.
    Juliaaane?!, höre ich Christiane empört quaken, als ich barfuß die Treppe hinunterschreite. Ich sehe sie aufgeregt hin und her rennen und den Schnabel wetzen: Kikeriki! »Juliaaane, willst du wohl sofort … du bist eine Dame der Gesellschaft und noch dazu Mutter !«, gackert mein Schwesterhuhn. Aber noch während ich schreite, löst Christiane sich in Luft auf.
     
    Georg hat sich inzwischen ganz selbstverständlich in der Küche zu schaffen gemacht. Ich höre ihn rumoren und klappern, so als wäre er hier zu Hause. Neugierig folge ich einem köstlichen Duft aus Knoblauch und Zwiebeln. Er steht vor der riesengroßen Kochinsel und hantiert gekonnt mit gusseisernen Pfannen und Töpfen.
    Georg hat inzwischen auch eine Dusche genommen. Unkompliziert, wie er ist, hat er sich offensichtlich ein paar Freizeitklamotten des Tennisspielers ausgeliehen: Er steckt in einer wei ßen Leinenhose, dicken Tennissocken (na ja, was sonst), einem sehr ansehnlichen dunkelblauen Poloshirt, unter dem ein wei ßes T-Shirt hervorblitzt, darüber trägt er einen grauen Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt.
    Auf einmal merke ich, wie gut er aussieht. Was für einen Riesenhunger ich habe. Und wie unbeschreiblich schön es ist, dass jemand für mich kocht.
    »Na, so was!«, sage ich staunend. »Sie wollen mich wirklich verwöhnen?«
    Er reicht mir ein Glas Weißwein, der so

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