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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ihrem Platz. 180 000 Euro.
    Ich bin richtig erleichtert über meine Idee, ihm das Geld zu schenken. Dann habe ich nicht mehr so ein erbärmlich schlechtes Gewissen.
    »Hier!« Ich halte ihm den gesamten Koffer hin. »Damit kommst du fürs Erste über die Runden.« Mein Herz rast. Ich verschenke soeben ein Vermögen !
    Aber für ihn ist es der Neubeginn!
    Ja. Er ist der Mann, der es wert ist. Er ist wundervoll. Er hat es verdient.
    Als er nicht reagiert, ramme ich Georg den Koffer beinahe brutal gegen die Brust: »Jetzt nimm ihn schon!«
    Wie vom Blitz getroffen starrt Georg mich an: »Ja, glaubst du etwa, ich habe es auf dein Geld abgesehen?«
    O Gott. O Gott. Ich brenne vor Scham.
    »Nein. Doch. Ich meine … Quatsch. Ich gebe dir das Geld gern.«
    »Wie kommst du nur auf die Idee, dass ich jemals so viel Geld annehmen würde?« Georgs Gesichtszüge sind völlig eingefroren.
    O nein! Das ist mehr, als ich in so kurzer Zeit verkraften kann.
    Ich wollte ihn doch nicht verletzen ! Ich wollte ihn retten !
    »Dann nimm die Hälfte. Oder wenigstens ein paar Bündel. Hier!« Hilflos klatsche ich ihm ein paar Tausend Euro an die Brust. »Es ist doch nur gut gemeint!« Mir zittern die Hände.
    Georg ist kalkweiß im Gesicht. »Ich will dein Geld nicht!«
    Eine Frau mit Kinderwagen schaut neugierig in den Wagen und geht dann hastig weiter.
    Mir schießen die Tränen in die Augen, und ich wische sie zornig weg. Mir wird bewusst, dass ich in meinem Auto, das jeder kennt, mitten auf der Parkallee heulend mit einem Penner zusammensitze und mit Geldbündeln werfe.
    »Du hast mir deine tragische Geschichte erzählt, und jetzt bringe ich es nicht fertig, dich im Stich zu lassen. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir ein Paar werden oder so was in der Art!«
    »Damit habe ich nicht gerechnet.«
    Nicht gerechnet. Aber gehofft.
    »Nein?«
    »Nein.«
    Aha. So. Puh. Okay. Er hat gar nicht damit gerechnet. Und ich hatte damit gerechnet, dass er damit rechnen würde. Ganz schön peinlich.
    »Bitte nimm das Geld. Hier!«
    Mein sauer verdientes Geld!
    Sei’s drum.
    Hauptsache, ich kann dieses Kapitel endlich abschließen! Wieder in mein normales Leben zurückkehren!
    Und muss nie mehr darüber nachdenken!
    Ich will mich regelrecht freikaufen.
    »Bitte nimm es!«, flehe ich ihn geradezu an. »Du könntest deinen Flugschein machen. Und … na ja, für eine Cessna wird es nicht reichen …« Ich kratze mich verlegen an der Schläfe. »Aber du könntest dir eine Wohnung mieten oder so!«
    »Danke, nein. Sehr nett – aber … wirklich nein.«
    »Aber du brauchst es! Du musst noch einmal von vorne anfangen! – Du musst wieder unter Menschen!«
    »Mit Geld?« Er schüttelt traurig lächelnd den Kopf. »Mit Geld kann man sich keine Menschen kaufen.«
    O nein. Er hat alles so schrecklich missverstanden.
    »Ich will dich nicht kaufen, Mann!«, schreie ich nun. »Ich will dich loswerden !«
    Georg zuckt zurück, als hätte ich ihn ins Gesicht geschlagen.
    Und das habe ich ja auch. Verbal.
    »Ich meine, du kannst doch nicht für den Rest deines Lebens unter der Trauerweide sitzen!«
    »Du siehst doch, dass ich es kann.« Jetzt hat Georg den Türgriff in der Hand. »Und das Einzige, was mir keiner nehmen kann, ist meine Würde.«
    Er wirft mir einen letzten Blick zu, der mich bis ins Mark trifft und zutiefst beschämt.
    Dann steigt er aus und wirft die Autotür hinter sich zu.

22
     
    W ie ein geprügelter Hund quäle ich mich aus dem Auto. Jetzt eine heiße Dusche, dann die Decke über den Kopf, und anschließend will ich nur noch weinen.
    Im Hausflur zucke ich zusammen. Es riecht nach Kölnischwasser.
    Uff. Mein Schwesterhuhn Christiane ist da. Mir bleibt auch nichts erspart.
    Bitte, lieber Gott, mach, dass sie sich in Luft auflöst.
    Das ertrage ich jetzt nicht! Eine Migräneattacke vortäuschend, schleppe ich mich in mein Schlafzimmer, wo sie gerade Wäsche in die Schubladen räumt. Leider lässt sie mich nicht an sich vorbei ins Bad.
    Mit aufgeregtem Gegacker hackt sie mit ihrem rot geschminkten Schnabel auf mich ein: »Wo warst du? Warum hast du mich nicht angerufen? Das Kind war über Nacht allein? Wie stellst du dir das vor? Das Kind ist in der Pubertät und braucht eine konsequente Führung, aber du denkst immer nur an dich und deine Karriere! Wäre es nicht an der Zeit, sich auch mal um andere zu kümmern und zum Beispiel mal zu fragen, wie es mir geht? Ich spiele hier dein Kindermädchen und deine Haushälterin und kriege keinen Dank

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