Herzgesteuert: Roman (German Edition)
gemacht.
Die Herbstferien waren einfach wunderbar. Wir haben eine Traumreise gemacht, nur Fanny und ich. Eine Super-LuxusKreuzfahrt. Auf einem amerikanischen Dampfer. Durchs Mittelmeer.
Das Tollste daran: Wir wurden von der Reederei eingeladen . Weil ich an Bord vor den schwerreichen Passagieren nämlich ein paar Diavorträge gehalten habe. Über die schönsten Liegenschaften und Altersresidenzen im Salzkammergut. Das Schiff hatte ausschließlich amerikanische Passagiere, und die sind ganz heiß auf tolle Häuser in Österreich. Sie haben alle »Sound of music« gesehen, ein Film, der in den Sechzigerjahren im Salzkammergut gedreht wurde. Mit der zauberhaften Julie Andrews als Kindermädchen, das eine siebenköpfige mutterlose Kinderschar zum Singen bringt, bevor sie den schmucken Admiral Christopher Lamberts heiratet und mit ihm über die Berge vor Hitler flieht.
Die Amerikaner lieben diesen Film und glauben, dass alle Kinder bei uns im Salzkammergut singend Hand in Hand mit ihren Kindermädchen über die Hügel wandern.
Was ja auch stimmt! Jedenfalls hängen sie nicht schwarz gekleidet und vollgekifft an der Salzach ab.
Während ich im großen Theater an der Dialeinwand meine »stylish residence in an idyllic setting near the world famous Weißes Rössl am Wolfgangsee« anpries, hat die Kasse wieder ordentlich geklingelt. Fanny nahm die Anmeldungen für Besichtigungstermine am Ausgang des Theaters entgegen, und nach spätestens zwei Tagen wusste ich, dass sie mal eine Top-Immobilienmaklerin werden wird.
Wir hatten natürlich auch sehr viel Freizeit.
Stundenlang lagen wir nebeneinander am Pool, lästerten über die reichen Amerikaner ab und kicherten wie die Backfische.
Wir hatten tolle Gespräche. Über Georg haben wir allerdings kein einziges Wort verloren. Fast, als hätten wir ein stilles Abkommen, dass dieses Thema, das uns fast auseinandergebracht hätte, jetzt für uns abgeschlossen ist.
Dass mir zwischenzeitlich das Herz schwer wurde und ich vor Sehnsucht am liebsten ins Meer gesprungen wäre, um zu ihm zu schwimmen, habe ich mir nicht anmerken lassen. Ich war die Fröhlichkeit und der Übermut in Person.
Vielleicht habe ich manchmal etwas zu schrill gelacht.
Abends ließen wir uns von den Gentleman-Hosts betanzen und flirteten heftig mit dem Kapitän. Wir genossen die Mitternachtsshow des Bordballetts und schliefen endlos lange in unserem blütenweißen Doppelbett, bis der Butler uns das weich gekochte Ei servierte. Es war so herrlich wie im Märchen.
Fanny hat mir übrigens ausführlich von Vicki erzählt. Ich habe Fanny sehr eindringlich geraten, sich nicht mit den falschen Leuten abzugeben.
Jetzt hat sie zwar wieder keine beste Freundin mehr, aber ich habe ihr gesagt, dass sie auf so eine Freundin wie Vicki getrost verzichten kann und dass ich ihre beste Freundin bin, solange sie keine bessere findet. So haben wir uns auch die ganze Reise lang gefühlt und benommen.
Besonders beeindruckend waren die Landausflüge, die wir bewusst zu zweit gemacht haben. Hand in Hand sind wir in den herrlichen Hafenstädten herumgeschlendert. Ich habe Fanny Florenz gezeigt und den Schiefen Turm von Pisa, wir haben in der Altstadt von Lucca in der Abendsonne gesessen und Eis gegessen, wir waren auf einem alten Weingut in der Toscana, haben bei der Weinlese geholfen und ein Erntedankfest miterlebt, und am Schluss waren wir sogar noch drei Tage in Rom. Zwischen Petersdom und Kapitol, Spanischer Treppe und dem berühmten Trevi-Brunnen, wo man sich heimlich was wünschen darf, bummelten wir herum und bestaunten das rege Treiben in dieser fantastischen Stadt.
Ich habe Fanny gefragt, was sie sich gewünscht hat, als sie die Münze über die rechte Schulter in den Brunnen geworfen hat, aber sie meinte, der Wunsch ginge sicher nicht in Erfüllung, wenn man darüber spricht.
Ich selbst habe mir ehrlich gesagt gewünscht, dass … ich Georg vergessen kann.
Wir sitzen in der Rom-Wien-Maschine und freuen uns wie die Schneekönige, dass wir eine Klasse höher gerutscht sind mit meiner Vielflieger-Karte und dass wir ein tolles Essen serviert bekommen – meine Güte, wir haben beide bestimmt zwei Kilo zugenommen. Während Fanny sich in das Bord-Kinoprogramm vertieft, stürze ich mich auf die heimische Tageszeitung. Als Erstes blättere ich die Immobilienanzeigen der Salzburger Nachrichten durch. Okay. Karsten und Kirsten. So weit das Auge reicht. Die beiden haben jetzt die Nase vorn. Aber das wird sich ändern. Mit
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