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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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drei.
    Wer kann das sein?
    O Gott. Mein Herz rast.
    Das Jugendamt. Die Polizei. Oder … Mein Herz bockt wie ein Turnierpferd vor einem Hindernis … Georg???
    Bringt er das Geld zurück?
    Tief getroffen und verletzt?
    Nein. Bitte.
    Nicht Georg.
    Jetzt klingelt es Sturm.
    Stöhnend schlage die Decke zurück, schlüpfe in ein T-Shirt und ein Paar Jeans und spritze mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Den Blick in den Spiegel erspare ich mir.
    Leicht schwankend schleppe ich mich zur Haustür und öffne sie einen Spaltbreit. Einerseits hoffe ich, dass es Georg ist. Andererseits fürchte ich mich davor.
    Im Milchglas der Haustüre erkenne ich eine männliche Gestalt. Sie ist dunkel gekleidet und hat einen Aktenkoffer dabei … Ich hole tief Luft, ohne zu wissen, was ich sagen soll, und in mir zieht sich schon wieder alles zusammen vor Sehnsucht. Doch der Mund bleibt mir offen stehen.
    Es ist nicht Georg. Es ist Stefan! Stefan Stör!
    Was macht der denn hier?
    Mit den Worten »Warum gehst du denn nicht ans Handy?«, drängt er sich herein.
    Er ist groß, gepflegt, frisch rasiert und riecht nach einem teuren Rasierwasser. Seine Aktentasche stellt er hastig neben den Schirmständer.
    Sein Blick gleitet irritiert über meine zerknitterte Wenigkeit. »Juliane, du siehst grauenvoll aus! Bist du überfallen worden?«
    »Nein, mir geht es wunderbar!«, lüge ich und taumele ihm voran in die Küche, wo ich den Kühlschrank öffne und mir gierig eine Flasche Mineralwasser an den Mund setze.
    »Mädchen, was machst du denn für Sachen!«
    Dass er mich als mein Angestellter »Mädchen« nennt, ist ausgesprochen dreist.
    Aber mir fehlt die Kraft, ihn in seine Schranken zu weisen, und außerdem fühle ich mich ungeschminkt schutzlos und nackt. Ganz kleinlaut höre ich mich fragen: »Ähm … wieso?« Warum lässt denn dieses Zittern in den Beinen nicht nach?
    Stefan lässt sich auf die Küchenbank fallen. »Du solltest deine Mailbox abhören! Ich habe ungefähr zehnmal angerufen, die Trockenpflaume zwanzigmal.«
    »Hört sich nach einem spannenden Angebot an«, sage ich und wische mir mit dem Handrücken den Mund ab. Entschlossen straffe ich die Schultern.
    »Also, leg los!« Meine burschikose Art soll nur überspielen, wie kläglich mir zumute ist. Ich habe nämlich eine fürchterliche Ahnung, die leider nichts mit einem tollen Geschäft zu tun hat, sondern ganz im Gegenteil.
    »Du bist letzte Nacht beobachtet worden«, fällt Stefan mit der Tür ins Haus.
    So, wie er mich ansieht, gefriert mir alles Blut in den Adern. »Und zwar in der Tennisspielervilla in Kitzbühel.«
    Entsetzt starre ich Stefan an.
    »Von wem? Ich meine, wobei …?«
    »Angeblich von einer Nachbarin. Du sollst einem Sexualverbrecher zum Opfer gefallen sein. Sie behauptet gesehen zu haben, wie jemand versucht hat, dich zu erwürgen. Er hat dich zu Fall gebracht und sich auf dich geworfen. Mehr konnte die Nachbarin nicht erkennen.«
    Die Schamesröte schießt mir ins Gesicht. Ich zittere, muss mich setzen, suche Halt an der Tischkante. Gleich falle ich in Ohnmacht.
    Stefan schaut mich besorgt an. »Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?«
    »Mir geht’s gut, danke.«
    »Dein Auto stand die ganze Nacht vor der Tür. Die Kitzbühler Polizei hat bei uns angerufen und nach dir gefragt. Ich konnte denen nichts sagen, denn du warst die ganze Nacht verschwunden.«
    Mist.
    Meine paar noch funktionierenden Gehirnzellen fangen an zu kombinieren.
    Eine Nachbarin? Da gibt es doch gar keine Nachbarn! Jedenfalls keine, die von ihrem Fenster in die Villa schauen könnte!
    Mir kommt ein schrecklicher Verdacht.
    Kirsten? Ist sie uns nachgefahren, hat sie mich den ganzen Tag beobachtet?
    Wäre es wirklich eine Nachbarin gewesen, wäre die Polizei ja wohl sofort gekommen. Und zwar zum Haus. Sie hätte nicht erst am nächsten Morgen in der Firma angerufen. Das macht ja alles gar keinen Sinn.
    Ich öffne den Mund und will genau das sagen, bringe aber kein Wort heraus.
    »Die Nachbarin hat der Polizei auch gesagt, dass du sehr viel Geld bei dir hattest und dass es sich nur um einen Raubüberfall handeln könne.«
    Na toll. Ich sitze ja so was von in der Klemme! Das war Kirsten. Sie wird mir Ärger machen. Sie weiß von dem Geld.
    Das ist nichts als … Erpressung. Eine hinterlistige Erpressung. Sie will meinen guten Ruf zerstören. Bei meinen Mitarbeitern fängt sie an. Sie untergräbt meine Autorität.
    Ich habe keine Wahl. Jetzt muss mir eine völlig harmlose Erklärung

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