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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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unglaublich viel positiver Energie komme ich zurück ins Geschehen! Ab sofort belebt wieder die Konkurrenz das Geschäft!
    Ich strecke mich in meinem bequemen Sessel aus und versuche, den Flug zu genießen.
    Gedankenverloren blättere ich weiter und komme zu den Schlagzeilen des Lokalteils. Ich wippe mit den Fußspitzen, nippe an meinem Champagner und überfliege die Überschriften. Unwillkürlich muss ich lächeln. Na, da haben wir ja nichts verpasst.
    Hier ist ein Trecker umgefallen und dort ein Dancing Star, hier hat ein Sturm gewütet, und dort ist eine Laterne umgeknickt … Schläfrig blättere ich noch eine Seite um. »Große Hunde haben jetzt Maulkorbpflicht, schon wieder Ärger im Park, Mutter einer Dreizehnjährigen klagt an …«
    Gleich werde ich ein entspanntes Nickerchen machen …
    »Mädchen immer öfter aushäusig … Jugendliche an der Salzach öffentliches Ärgernis … Vorwurf sexueller Übergriffe …«
    Ich gähne und lasse die Zeitung sinken. Mit geschlossenen Augen döse ich vor mich hin. Ach, was war das für eine schöne Reise. Das sollten wir öfter tun, uns mal total ausklinken aus all dem Stress. Wie nahe wir uns doch wieder gekommen sind … Wie bezaubernd Fanny doch war, und wie hübsch und erwachsen sie mittlerweile geworden ist … Und zu diesen Jugendlichen an der Salzach, das hat sie mir schließlich versprochen, da geht sie nicht mehr hin. Diese Vicki ist auch kein Thema mehr …
    Moment. Habe ich das gerade gedacht oder gelesen?
    Ich öffne wieder die Augen und blicke wie hypnotisiert in die Zeitung.
    »Jugendliche an der Salzach … von den Anschuldigungen einer Dreizehnjährigen schwer belastet … Sachverhaltsdarstellung bei der Kripo Salzburg«, lese ich. Sofort richte ich mich auf und lasse die Rückenlehne nach vorn schnellen. »Verdächtigungen so schwerwiegend, dass in weiterer Folge Untersuchungshaft … der Verdächtige konnte keinen festen Wohnsitz nachweisen …«
    Moment. Sofort bin ich hellwach.
    Meine Finger fangen an zu zittern. Mein Herz beginnt zu rasen.
    Nervös lese ich den ganzen Artikel noch einmal.
    Er ist ziemlich klein und wäre neben der Maulkorb-Geschichte, die ein Foto von einem Kampfhund aufweist, fast nicht aufgefallen.
    »Schwere Vorwürfe der Mutter einer Dreizehnjährigen. Am Salzachufer soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Eine Schülerin, die dort nach eigener Aussage öfter mit ihrer Gruppe abhängt, gab an, von einem Obdachlosen auf einer Bank vergewaltigt worden zu sein. Amtsärztliche Gutachten belegen, dass die Minderjährige in letzter Zeit tatsächlich sexuellen Verkehr hatte. Passende DNA-Spuren seien allerdings keine gefunden worden. Ihre Mutter erstattete trotzdem Anzeige gegen den Mann, der Verdächtige wurde aufgrund der schweren Vorwürfe vorläufig festgenommen. Der Verdächtige, so ergaben mehrere Zeugenaussagen, sei häufig mit einem etwa zwölfjährigen Mädchen auf der Bank gesehen worden. Außerdem habe er einen persönlichen Gegenstand des Mädchens bei sich gehabt, der ein schwer belastendes Indiz sei. Bei einer Durchsuchung seiner Habseligkeiten wurde überdies noch ein mit Geld gefüllter Koffer der Marke ›Louis Vuitton‹ gefunden. Über die unverhältnismäßig hohe Summe wollte die Polizei keine Angaben machen. Der Beschuldigte, der keinen festen Wohnsitz angeben konnte, gab an, weder das Mädchen zu kennen noch zu wissen, wie das Geld in seinen Einkaufswagen gelangt ist. Die Beweisaufnahme läuft.«
    Das ist …
    Das ist doch nicht … Ich fasse mir an den Hals. Augenblicklich stellt sich dieselbe Panik ein wie früher.
    Die Zeitung zittert mir in den Händen, und ich kann kaum schlucken.
    Das kann doch nicht wahr sein. Nein, das darf einfach nicht wahr sein. Ich hätte mir diese Zeitung nie anschauen dürfen. Ich hätte diesen Artikel nie lesen dürfen.
    Jetzt ist auf einmal alles wie vorher.
    Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen.
    Georg. Hat er das Geld etwa nicht gefunden? Und sich keine Wohnung gesucht? Hat er gar kein neues Leben angefangen?
    Komm jetzt, Juliane. Nicht schon wieder durchdrehen. Du bist gerade so gut erholt. So. Schon besser. Denk doch mal nach.
    Ich meine, es muss nicht Georg sein. Es gibt viele Obdachlose in der Stadt.
    Vielleicht hat einer von ihnen Georg den Koffer gestohlen?
    Diese Burschen sind doch mit allen Wassern gewaschen. Genau. Georg ist völlig unschuldig. Und längst über alle Berge. Es ist nicht Georg. Es ist irgendein anderer Obdachloser.
    Meine Fantasie

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