Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
spielt mir einen Streich.
    Außerdem ist Georg kein … Ich meine, er interessiert sich doch nicht für …
    Mein Blick fällt auf Fanny, die rechts neben mir mit ihren Kopfhörern am Fenster sitzt und Bordfernsehen schaut. Sie lacht ab und zu auf, ihre Wangen sind leicht gebräunt, und sie wirkt so gelöst und heiter, als sei eine große Sorge von ihr abgefallen.
    Hatte sie … War sie … Ich meine, sie hatte doch nicht … das hätte sie mir doch …
    Ich habe ihr doch auch alles … also fast alles …
    Nein. Das muss ich jetzt sofort wissen. Mit diesem entsetzlichen Verdacht kann ich keine Sekunde mehr stillsitzen. Ich rüttele den Arm meiner Tochter.
    Erstaunt nimmt sie die Kopfhörer ab.
    »Mama! Du bist ja so blass! Ist dir schlecht?« Hilfsbereit kramt sie nach der Kotztüte und hält sie mir hin.
    »Lies das!« Mit zitternden Fingern tippe ich auf den Artikel.
    »Kann das nicht warten? Der Film ist gerade so spannend!« Sie will sich schon wieder die Kopfhörer aufsetzen, aber ich halte ihr die Zeitung unter die Nase.
    »Na und?«, sagt sie schließlich verwundert. »Dann müssen sie eben einen Maulkorb tragen. Ist doch okay!«
    »Nein, der kleinere. Links daneben.«
    Fanny liest wieder. Ich beobachte ihr Gesicht, sehe, wie ihre Lippen die Worte formen. Dieses Amtsdeutsch ist natürlich nicht so leicht zu verstehen, aber mein Mädchen ist schließlich nicht blöd.
    Plötzlich begreift sie.
    Mit schreckgeweiteten Augen starrt sie mich an. »Mama! Das ist Georg! Wir müssen ihm helfen!«

26
     
    E ine Stunde später sitzen wir mit unserem Urlaubsgepäck und Magenschmerzen im Taxi.
    Doch statt nach Hause fahren wir gleich zur Polizeidienststelle am Rudolfskai. Mir zittern die Beine, und ich kann vor lauter Aufregung kaum sprechen.
    Nachdem wir uns mehrmals ausweisen und erklären mussten, was unser Begehr ist, werden wir endlich in ein leeres Besprechungszimmer geführt. Hier stehen wir nun mitsamt unserem Urlaubsgepäck, das der Situation etwas Groteskes verleiht, und warten auf einen Beamten. Fanny sieht sich bedrückt um.
    Die Wände sind kahl und düster, in einer Ecke steht ein alter, trostlos wirkender Aktenschrank und daneben ein Heizkörper, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Die zwei wackeligen Stühle vor dem zerkratzten Tisch sind abgewetzt und schmuddelig. Ein vorsintflutlicher Computer nimmt fast die Hälfte des Schreibtisches ein.
    Ich denke an unsere geräumige und sonnige Schiffs-Luxuskabine und bekomme automatisch eine Gänsehaut.
    Endlich betritt ein glatzköpfiger, dicklicher Beamter den Raum. Er sieht nicht so aus, als wäre er zum Scherzen aufgelegt. Immerhin baumeln Handschellen an seinem Gürtel, und eine Pistole trägt er auch im Halfter.
    »Grüß Gott, die Damen. Was kann ich für Sie tun? Handy gestohlen? Fahrradschloss aufgebrochen? Busfahrkarte weg?« Er schaut ein bisschen herablassend zwischen Fanny und mir hin und her, so als wolle er sagen: »Was Besseres kriege ich hier sowieso nicht geboten.«
    »Wir haben diese Sache mit der … ähm … sexuellen Belästigung in der Zeitung gelesen …«, hebe ich verzweifelt an. »Und wir wollen eine Aussage machen.« Ich setze ein möglichst überzeugendes Gesicht auf.
    »Es geht um den Mann aus dem Park«, vervollständigt Fanny meine Einleitung.
    Sofort ändert sich der Gesichtsausdruck des Dicken. Er drückt auf einen Knopf: »Sepp, kannst du mal kommen, ich brauch einen Zeugen.«
    Oh. Die Sache scheint von äußerster Dringlichkeit zu sein. Er sieht uns doch wohl hoffentlich nicht als weitere Ankläger oder gar Tatzeugen?
    Auf der Stelle kommt ein großer, jüngerer Kollege herein, dessen Haare interessant über den Ohren abstehen. Auch er ist mit Handschellen und Knarre ausgerüstet, lehnt sich an die Wand und steckt lässig die Hände in die Taschen.
    »Die zwei Damen hier wollen in Sachen Sexualstraftat im Park eine Aussage machen.« Der Dicke pfeift und ruft in den Flur: »Harry, Protokoll!«
    Jetzt kommt noch ein Dritter herein, ebenfalls bewaffnet und in Uniform. Der kleine Kerl mit Pomade im Haar setzt sich stumm an den riesigen alten Computer und sieht uns erwartungsvoll an.
    Als Erstes müssen wir wieder mal unsere Namen sagen, unser Geburtsdatum, Religion, Wohnort und Beruf.
    Das dauert. Der Kleine mit der Pomade im Haar kann nur das Zweifingersuchsystem.
    Fanny platzt fast vor Ungeduld und tritt von einem Bein aufs andere.
    »Immer mit der Ruhe, junges Fräulein. Oder wollen Sie verreisen?« Er zeigt auf das

Weitere Kostenlose Bücher