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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Gepäck.
    »Wir kommen gerade aus dem Urlaub«, beginne ich. »Da haben wir auf dem Rückflug …«
    »Und? Wo seid’s g’wesen?«, will der an der Wand lehnende Sepp wissen.
    »Das tut nichts zur Sache«, ersticke ich eine harmlose Plauderei im Keim. »Wir haben in der Zeitung gelesen, dass ein Obdachloser aus dem Park …«
    »Ja?«, fragt der dicke Oberwachtmeister, der zuerst da war. »Ist das Mädel auch betroffen?« Er weist mit dem Kinn auf Fanny, und diese dreht sich errötend weg.
    »Nein!«, beeile ich mich zu sagen. »Im Gegenteil! Wir glauben, dass wir die Unschuld des … verdächtigen Mannes bezeugen können, aber dafür müssen wir erst einmal wissen, wie er heißt!« Ich habe wirklich Mühe, den Satz zu Ende zu sprechen, so sehr zittert meine Stimme.
    Der Lange, der an der Wand lehnt, zieht bedauernd die Schultern hoch: »Das können wir Ihnen leider nicht sagen. Datenschutz.«
    »Ja, aber wir wollen ihn doch nicht belasten! Wir wollen ihn ent lasten!« Ich schlucke. »Natürlich nur, wenn wir wissen, dass wir von demselben sprechen!«
    Wobei mir wegen des Geldkoffers ganz anders wird. Wenn der Georg als belastendes Indiz angerechnet wird, geht seine Verhaftung zu einem Großteil auf meine Kappe. Mir wird schlecht. Georg. Gefängnis. Zelle. Mit richtigen Kriminellen. Schnell, denk an etwas anderes. Sieh dir den Fußboden an.
    Der Dicke geht jovial vor Fanny in die Hocke, wobei seine Kniegelenke hörbar krachen.
    »Kleine. Wie sah der Mann denn aus, der dich belästigt hat? Erzähl mal. Beschreibe ihn doch mal.« Der hat den tiefen Teller auch nicht erfunden. So viel ist mir klar.
    Fanny schaut mich Hilfe suchend an: »Muss ich?« Verlegen befingert sie einen Gummibaum, der dort im Schatten der Jalousie verkümmert.
    »Ich glaube, Sie missverstehen da was«, mische ich mich ein. »Meine Tochter möchte jemanden verteidigen, der sie nicht belästigt hat, bei dem sie aber befürchtet, dass er der Angeklagte sein könnte, obwohl er unschuldig ist.«
    Der Dicke stützt sich mit beiden Händen am Boden ab, weil er das Gleichgewicht zu verlieren droht. »Also wollen Sie uns jetzt bei den Ermittlungen behilflich sein oder nicht?« Ich merke, wie der Dicke in Wut kommt und anfängt zu schwitzen.
    »Wie bitte?« Entsetzt sehe ich ihn an.
    Der Typ an der Wand hüstelt.
    »Also, er ist ungefähr so groß wie der da …« – Fanny zeigt auf den an der Wand lehnenden Kollegen, der sich sofort zu seiner vollen Größe aufrichtet – »… nee, nicht ganz so groß. Aber grö ßer als Sie!« Sie zeigt auf den Dicken, der jetzt fast umfällt vor Gleichgewichtsproblemen. Er rappelt sich mühsam wieder auf, wobei er verlegen seine Uniform abklopft. »Und dünner.« Der Dicke zieht den Bauch ein, der Lange an der Wand grinst.
    Der Kerl am Schreibtisch hackt umständlich in die Tasten, wobei er seine Kollegen so gründlich taxiert, als sähe er sie zum ersten Mal. Ich seufze. Das kann wirklich dauern.
    Wenn ich daran denke, dass Georg jetzt im Knast sitzt! Wegen dieses Geldkoffers! Wegen mir! Mir wird so schwindelig, dass ich mit einer Pobacke auf einen der abgewetzten Stühle sinke und mich an der Schreibtischkante festhalten muss. O Gott, bin ich blöd! Warum habe ich ihm das Ding überhaupt in seinen Einkaufswagen gesteckt? Weil ich ein bisschen gute Fee spielen wollte? Weil ich mir so gut gefiel in dieser Rolle? Warum habe ich Georg nicht einfach so leben lassen, wie er wollte?
    »Und was hatte er so an ?«, fragt der Dicke mein überfordertes Kind.
    »Das kann sie nicht wissen«, sage ich, »denn wir kommen gerade aus dem Urlaub.« Dabei weise ich erneut auf das Gepäck, das mitten im Raum steht.
    »Gute Frau. Es müssen schon mehrere Indizien zusammenkommen, damit man Ihre Behauptung, den Verdächtigen zu kennen , auch einigermaßen verifizieren kann. Dass er mittelgroß und mitteldünn ist, wissen wir jetzt.« Mein Gefühl sagt mir, dass diese Polizisten und ich nicht besonders gut miteinander auskommen werden. Die Atmosphäre ist dermaßen abgekühlt, dass mir die Worte im Halse stecken bleiben. Fanny weint gleich, das spüre ich.
    Der Lange an der Wand hat keine Geduld mehr.
    »Was wollen Sie eigentlich hier?«, fragt er schlecht gelaunt.
    »Das ist überhaupt nicht unsere Zuständigkeit«, sagt er beim Rausgehen zu seinen Kollegen. »Das ist ein Fall für die Kollegin von der Sitte.«
     
    Kurz darauf finden wir uns im wesentlich freundlicheren Büro einer wesentlich netteren Beamtin in Zivil wieder, die uns

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