Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
Vom Netzwerk:
in die Familiengruft werfen, war nicht die Rede davon, dass wir ein Grab öffnen. «
    Scatozza starrte ihn fassungslos an. » Und wozu denkst du, habe ich fünfzehn Euro ausgegeben? «
    » Oh Mann! « Gerink stellte sich auf die andere Seite von Matteos Sarg und nahm die Lampe zwischen die Zähne. Gleichzeitig öffneten sie die sechs großen Schrauben mit den Ziergriffen. » Nicola hat sicher nicht gemeint, wir sollen den Sarg ihres Vaters öffnen « , nuschelte er.
    » Das hätte sie sich vorher überlegen müssen « , ächzte Scatozza.
    Als sie den Deckel herunterhoben, sahen sie, dass es sich um einen doppelwandigen Sarg handelte. Im Mahagoni war ein Zinnsarg als Einsatz eingepasst, der mit einem millimeterdünnen Zinnblech luftdicht abgeschlossen worden war.
    » Den bekommen wir nie auf « , seufzte Gerink.
    » Nicht einmal ein italienischer Sarg ist für die Ewigkeit gebaut. « Scatozza nahm einen Kerzenständer zur Hand und schlug mit der Kante auf die Lötnaht.
    » Nicht so laut! « , zischte Gerink.
    Nach einer Minute konnten sie den Deckel mit Gewalt hochbiegen, sodass die restlichen Lötstellen brachen.
    Gerink hatte im Lauf seiner Dienstzeit schon viele Leichen gesehen. Wasserleichen, die mit aufgeschlitzten Bäuchen und Gewichten beschwert wochenlang auf dem Grund eines Sees vor sich hin gefault waren, oder Tote, die tagelang aufgeknüpft im Wald gehangen hatten – ganz zu schweigen von abgerissenen oder verkohlten Leichenteilen in der Wiener Gerichtsmedizin. Natascha, die Pathologin, brachte Gerink trotz der makabren Umstände immer wieder mit ihrem trockenen Humor auf andere Gedanken – besonders wenn er blass um die Nase wurde.
    Gerink beugte sich über den Sarg. Diesmal brauchte er keine von Nataschas Autopsiewitzen und auch keine Mentholcreme für die Nasenflügel. Zwar schlug ihm der typisch süßliche Geruch des Toten entgegen, aber er war nicht so schlimm. Das lag am luftdichten Verschluss und an der Tatsache, dass der Tote teilkonserviert worden war. Der Bestatter hatte Matteos Leichnam eine Konservierungsflüssigkeit eingespritzt, weshalb er erstaunlich gut erhalten war – bis auf die Tatsache, dass Arme und Beine fehlten. Der Torso steckte in einem Smoking; der Stoff der Hosenbeine war wie bei einem Kleid im Schrank zusammengelegt, die leeren Ärmel über der Brust gefaltet.
    » Scheiße « , fluchte Scatozza. » Von dem ist nicht mehr viel übrig. «
    » Trotzdem, so unversehrt sieht keiner aus, der in einem Wagen verbrannt ist « , sagte Gerink.
    Scatozza leuchtete in den Sarg. » Stimmt, der Kerl hat nicht einmal eine Brandblase … zumindest das, was noch von ihm da ist. «
    Die etwa 45-jährige männliche Leiche war geschminkt und pietätvoll auf rotem Samt gebettet. Aber Rumpf und Kopf wirkten surreal und unheimlich. Vor allem weil die Haut an den Wangen eingesunken war und die Bartstoppeln hervortraten.
    Gerink nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne und schob mit dem Finger den Kragen des Smokings zur Seite. Keine Verbrennungen. Jemand anders war in Matteos Ferrari explodiert und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Und wo waren die Gliedmaßen der Leiche?
    Scatozza nickte zu dem zweiten aufgebahrten Sarg. » Ich wette, Lorenzo ist genauso wenig in seinem Boot verbrannt. «
    Die Zeit lief ihnen davon, aber Gerink wollte ebenfalls eine Antwort auf diese Frage erhalten. Gemeinsam schraubten sie den Mahagonideckel des zweiten Sargs ab. Scatozza schlug erneut das verlötete Zinnblech herunter. Auch hier lag eine auf den ersten Blick unversehrte Leiche auf rotem Samt. Ihr fehlten ebenfalls Arme und Beine.
    Gerink schob den Kragen des Smokings beiseite. » Siehst du den feinen Einschnitt in der Halsschlagader? « , murmelte er. » Wie bei Matteo. «
    Scatozza leuchtete ebenfalls in den Sarg. » Ausgeblutet « , stellte er fest und fummelte in seiner Tasche herum.
    » Was tust du? «
    Er zog sein iPhone hervor und machte ein Foto.
    » Scheiße! « Geblendet schloss Gerink die Augen. Nachdem sich die Sterne vor seinen Augen verflüchtigt hatten, sah er, wie Scatozza den Smoking und das Hemd des Toten aufknöpfte. » Bist du verrückt? Was zum Teufel machst du da? «
    » Ich will wissen, woran er gestorben ist und warum seine Gliedmaßen fehlen. «
    » So viel Zeit haben wir nicht, Doktor Frankenstein! « Gerink lauschte einen Moment, dann sah er auf die Uhr. Elf Minuten waren vergangen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Del Vecchios auf den Gedanken kamen, in Begleitung des

Weitere Kostenlose Bücher