Herzgrab: Thriller (German Edition)
gelben Streifen und Helmen packten sie und zerrten sie vom Haus weg. Dankbar schloss sie die Augen und ließ sich rücklings in ein schwarzes Nichts fallen.
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Scatozza nahm das Nachtsichtgerät herunter. » Ich schätze , sie haben Vito beim Hinterausgang erwischt. Uns bleiben etwa fünfzehn Minuten, bis sie ihm glauben, dass er reingelegt worden ist. «
Gerink zog sich eine schwarze Wollmütze über die kurz geschorenen Haare. Ebenso wie sein Partner hatte auch er Tarnfarbe auf Stirn und Wangen aufgetragen. Mit den schwarzen Haaren und dem dunklen Teint war Scatozza in der Nacht ohnehin kaum zu erkennen. Wie ein schwarzer Kater, dachte Gerink.
Er selbst trug eine schwarze Hose und einen dunklen Rollkragenpullover. » Deine fünfzehn Euro für das Wertkartenhandy haben sich gelohnt. « Geschmeidig trat Gerink aus seinem Versteck hinter der Kapelle hervor.
Scatozza folgte ihm. Geduckt liefen sie im Schatten der Zypressen zur Familiengruft. Ein halbes Dutzend Männer rannte zum Hauptgebäude. Im Moment konzentrierten sich alle auf den Hinterausgang. Wichtig war Gerink nur, dass die beiden Pitbull Terrier die nächsten Minuten mit einer anderen Fährte beschäftigt waren und nicht vor der Gruft herumschnüffelten.
Sie erreichten den Eingang des Mausoleums, der mit grauen Backsteinen direkt in den Hügel gebaut worden war. Über dem Torbogen prangte das Familienwappen der Del Vecchios.
Gestern Abend hatte das Eisentor noch offen gestanden, nun war es geschlossen, aber nicht abgesperrt. Gerink zog die Tür auf. Sogleich schlug ihm ein muffiger Gestank entgegen, gepaart mit einer Spur Weihrauch. Er trat ein. Scatozza folgte ihm und schloss leise die Tür hinter sich.
Gerink streifte sich die Mütze vom Kopf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. In dieser absoluten Dunkelheit würde ein Nachtsichtgerät, das bloß das Restlicht verstärkte, nichts bringen. Selbst sein Leuchtkugelschreiber hätte nicht viel an dieser Situation geändert. Er zog eine Stabtaschenlampe aus der Seitentasche seiner Zipphose. Vor ihm führte eine breite gemauerte Treppe steil in den Abgrund hinunter. Die gewölbte Decke erinnerte ihn an den Abgang eines Weinkellers.
» Ich hoffe nur, dass wir keine weitere Serviette mit Hinweisen entdecken « , flüsterte Gerink. » Antworten finden Sie in der Villa! «
Etwa zwei Meter unter der Erde gelangten sie in ein längliches Gewölbe mit zahlreichen Rundbogen. Es sah aus wie ein kleiner Bereich der Wiener Michaelergruft. Marmorplatten auf dem Boden, kein Verputz, sondern nur roher Backstein. An den Wänden verliefen einige freiliegende Kabel. Gerink fand einen Lichtschalter und betätigte ihn. Nichts! Er leuchtete zur Decke. In den rostigen Fassungen steckten keine Glühlampen. Bestimmt war die Feuchtigkeit hier unten so groß, dass es ständig zu Stromausfällen kam. Bei heftigen Regenfällen stand dieser Keller möglicherweise einen Fingerbreit unter Wasser, wie eine grüne Verfärbung in Bodennähe vermuten ließ. Dementsprechend roch es auch.
Scatozza knipste ebenfalls seine Stablampe an. » Mann, hier sieht es aus wie bei dir zu Hause. «
Gerink leuchtete zwischen den schmiedeeisernen Kerzenständern in die Nischen. Ähnlich wie in einem Columbarium standen die Särge in übereinander angebrachten Nischen. Die Öffnungen waren nicht von Abdeckplatten verschlossen.
Gerink beleuchtete die Mahagonisärge mit den schweren goldenen Griffen. Auf den Messingplatten waren jeweils ein großes Kreuz sowie Namen und Daten eingraviert.
» Die Kollegen liegen hier seit 1860 « , rief Scatozza von der anderen Seite. » Da! Vittorio Del Vecchio – gestorben 1841. «
Aber kein Hinweis auf Teresa. Am Ende der Gruft befand sich Platz für sieben weitere Särge, danach musste das Gewölbe erweitert werden. Wenn die Del Vecchios weiterhin in diesem Tempo starben, sollten sie rechtzeitig mit dem Ausbau beginnen.
Im hinteren Bereich ruhten zwei nagelneue wuchtige Mahagonisärge auf einem Sockel. Messingtafeln und vergoldete Griffe funkelten im Licht der Lampen.
Matteo Del Vecchio und Lorenzo Del Vecchio.
Gerink blickte auf die Armbanduhr. Zwei Minuten waren vergangen, und sie hatten keine Antworten gefunden. Möglicherweise war der Hinweis auf der Serviette nur ein blöder Scherz einer Pubertierenden gewesen.
» Hilf mir, den Deckel abzuschrauben! « , flüsterte Scatozza.
» Ist nicht dein Ernst! «
» Mach schon! «
Gerink leuchtete seinem Partner ins Gesicht. » Als ich sagte, ich will einen Blick
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