Herzgrab: Thriller (German Edition)
Va bene! « Der Maresciallo zerdrückte die Zigarette vor Gerink auf dem Tisch und blies ihm noch einmal den Rauch in die Augen. » Meine Kollege bringt Sie zu eine Telefonapparat. Sie haben eine Minute Zeit. «
» Ich brauche das iPhone, das Ihre Leute konfisziert haben. «
» Oh, no, no, no … « , widersprach der Maresciallo lächelnd. » Diese Telefonapparat wird genügen. «
» Ich habe die Nummer nicht im Kopf. Sie ist im iPhone gespeichert. «
Der Maresciallo überlegte. » Va bene! Eine Gespräch in eine Privatraum « , sagte er schließlich und nickte seinem Kollegen zu. Der Kerl mit der gebrochenen Nase zog Gerink vom Stuhl hoch und führte ihn aus dem Zimmer in einen langen Korridor. Der Maresciallo folgte ihnen. Sie gingen an einigen Milchglastüren vorbei, hinter denen Gerink Stimmen hörte. Eine davon glaubte er als die von Scatozza zu erkennen. Am Ende des Gangs wurde er in einen engen Raum geführt.
Der Maresciallo bellte einige Befehle, worauf ein Mann Scatozzas iPhone vermutlich aus der Asservatenkammer holte. Das Gerät wurde Gerink in die gefesselten Hände gedrückt. Er blickte mit einem auffordernden Blick auf die Handschellen, worauf der Maresciallo bedauernd den Kopf schüttelte.
» Tut mir leid, ich muss mich an unsere Sicherheitsvorschriften halten. «
Natürlich. Ich könnte dir ja die Nase brechen!
» Sie haben eine Minute Zeit, Ihre private Gespräch zu führen. «
Der Maresciallo verließ das Zimmer, doch sein Kollege blieb und beobachtete, was Gerink tat. Das war klar! Etwas Privatsphäre wäre auch zu viel verlangt gewesen. Außerdem war Gerink sicher, dass der Maresciallo das Gespräch über Mikrofone im Nebenraum belauschte.
Das iPhone hatte eine Tastensperre.
Scheiße!
Gerink versuchte, sie zu lösen. Scatozzas Geburtsjahr war der falsche Code. Seine Dienstnummer funktionierte ebenso wenig. Verflucht! Einen Versuch noch. Was kam in Frage? Er dachte an Ferragosto, den italienischen Feiertag am 15. August, der Scatozza heilig war und an dem er jedes Jahr freihatte. Er tippte 1508. Diesmal klappte es.
Hier unten fand das iPhone zwar ein Handynetz, aber keine drahtlose Internetverbindung. Er konnte also nichts googeln oder auf andere Weise herausbekommen. Außerdem beobachtete Massimo jede seiner Fingerbewegungen mit Adleraugen.
Wie Gerink im Menü sah, hatte Scatozza seit gestern Nacht kein Gespräch mehr mit diesem iPhone geführt. Allerdings hatte er um sieben Uhr früh eine SMS erhalten, von Natascha aus der Wiener Gerichtsmedizin. Gerink öffnete den Text und tat so, als kannte er sich mit dem Gerät nicht aus, während er die Nachricht las.
Habe die Fotos analysiert. Ziemlich schräges Zeug! Leider schlechte Qualität. Nehme an, der Mann ist seit etwa fünf Wochen tot. Entsprechend den Narben wurde die Leiche bei lebendigem Leib an Milz, Galle, Niere, Leber und Lungenflügel operiert. Ich nehme an, posthum am Herzen. Vermutlich wurde der Mann wochenlang am Leben erhalten, und die Organe wurden ihm nach und nach entnommen. Wann bist du wieder in Wien, mein Großer?
Gerink schloss die Textnachricht. Mein Großer! Er wollte Natascha so vieles fragen, doch konnte er unmöglich eine SMS tippen. Der Kerl würde ihm das Gerät beim ersten Wort aus der Hand schlagen.
» Andiamo! « , drängte der Polizist.
» Sì, sì « , antwortete Gerink. Wen sollte er anrufen? Elena, um zu erfahren, ob es ihr gut ging? Natascha, um zu fragen, ob die Eingriffe mit einem Skalpell gemacht worden waren, in welchen zeitlichen Abständen, von einem Chirurgen oder einem Amateur? Oder Lisa Eisert, um sie darüber zu informieren, dass sie inhaftiert worden waren? Er musste sich entscheiden. Nur ein Gespräch! Schließlich reifte in ihm die Idee einer Strategie gegen die Einschüchterung und Drohungen des Maresciallo. Er wählte Lisas Privatnummer und führte das iPhone mit gefesselten Händen zum Ohr.
Eisert meldete sich mit kratzbürstiger, müder Stimme. » Dino, was willst … «
» Hier ist Peter « , fiel er ihr ins Wort. » Ich habe nur eine Minute Zeit, und es ist wichtig. Was hast du über Staatsanwalt Fochetti erfahren? «
Lisa schwieg eine Weile. Gerink kam sich vor wie beim Gespräch mit dem Telefonjoker in der Millionenshow. Im Geiste hörte er, wie die Zeit verrann.
» Seid ihr etwa in Untersuchungshaft? « , fragte Lisa.
Die Frau konnte verdammt rasch kombinieren.
» Wo seid ihr, und wer hat dort das Sagen? «
» Lisa, mir läuft die Zeit davon! «
» Okay. «
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