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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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konzentrieren. Welches Geräusch hatte sie gehört? Halluzinierte sie bereits? Da war es wieder!
    Ein metallenes Knirschen. Eine Tür öffnete sich. Danach fiel Licht durch die Belüftungsschlitze der massiven Eisentür. Schritte kamen herunter. Kurz darauf folgte die Prozedur, die ihr bereits in Fleisch und Blut übergegangen war. Das Sicherheitsschloss wurde geöffnet, die Bolzen schoben sich aus der Mauer, der Riegel wurde zur Seite gedrückt, und die Tür öffnete sich mit einem Quietschen. Licht fiel in den Raum.
    Sie war zu schwach, um die Lippen zu bewegen.
    Wasser … Wasser …
    Sie hörte ihre eigene Stimme nur in Gedanken. Doch der Mann wusste, was sie wollte. Er drückte ihr einen nassen Schwamm ins Gesicht. Ihre Haut brannte wie Feuer. Erst jetzt spürte sie, wie spröde und aufgerissen ihre Lippen waren. Zum Wasser mischte sich der Geschmack ihres Blutes.
    Der Mann knipste die Lampe an, die sich unmittelbar über ihr befand. Sie presste die Augen vor dem grellen Licht zusammen. Der Schein der Lampe bereitete ihr unsägliche Schmerzen. Sie hörte, wie er den rostigen Lampenschirm an dem Seilzug nach unten zog.
    Dann erklang die Stimme des Mannes – hohl und weit entfernt. Dennoch wusste sie, dass sie von dem Glatzkopf stammte.
    Von Viktor!
    » Leider verzögerte sich alles um ein paar Tage … Du musst nur noch kurz durchhalten. «
    Er schlug ihr auf die Wange. Sie war zu schwach, um zusammenzuzucken. Mühsam öffnete sie die Augen.
    » He, nicht abkratzen! «
    Er zog die Lampe wieder nach oben.
    Sie blinzelte, drehte den Kopf ein Stück und sah seitlich an sich hinunter. Ihr Körper war nackt. Eine gestrichelte rote Linie verlief über ihrem Oberarm. Mein Gott, wie dünn ihre Arme waren! Entsetzt zog sie das Kinn zur Brust und presste den Kopf hoch, soweit es der Lederriemen auf ihrer Stirn zuließ, um ihren Körper zu betrachten. Die Rippen zeichneten sich unmittelbar unter der Haut ab. Sie trug nur einen fleckigen Slip, der früher einmal weiß gewesen war.
    Brust, Bauch und Seitenbereiche ihres Körpers sahen aus wie mit roter Farbe tätowiert. Gestrichelte Linien überall auf ihrer Haut. Welche kranken Sachen hatte dieser Scheißkerl mit ihr vor?
    Ihr Kopf sackte kraftlos zurück. Sie schielte zur Seite. Die Antwort lag neben ihr. Auf einem Silbertablett befanden sich ein Skalpell und Klammern. Neben einer Nierenschale Tupfer, Desinfektionsmittel und Nähzeug sowie Schläuche, Injektionsnadeln, Kanülen und leere Beutel für Blutabnahmen. Alles sah so verdreckt und schmutzig aus wie in einem Krankenhaus der lebenden Toten.
    » Angst? « , fragte der Glatzkopf.
    Sie war zu schwach, um zu antworten. Sogar zu schwach, um die Antwort für sich selbst in Gedanken herauszufinden.
    » Brauchst du nicht zu haben. « Er knipste das Licht aus. » Morgen ist alles vorbei. «

IV – Donnerstag, 27. Mai
    » Was aus Liebe getan wird,
    geschieht immer jenseits
    von Gut und Böse. «
    Friedrich Nietzsche

44
    Gerink und Scatozza waren in Handschellen aus dem Hotel gebracht worden. Man hatte sie in verschiedenen Wagen in die Carabinieri-Wachstube in der Via dei Gondi gefahren.
    Gerink hatte die Nacht in einer Einzelzelle im Keller des Reviers auf einer harten Pritsche verbracht. Gegen drei Uhr früh begann es häufiger zu blitzen. Das dumpfe Krachen des Donners klang aber weit entfernt. Kein Regen, doch zumindest strömte kühle Luft durch den vergitterten Lichtschacht in seine Zelle und vertrieb die schwüle Hitze.
    Die Carabinieri hatten ihm alles weggenommen, sogar seine Tabletten gegen die Magenschmerzen; aber brauchte er die überhaupt noch? Er hatte gestern mit Elena telefoniert, und sie würde vermutlich zu ihm zurückkehren. Außerdem konzentrierte sich seine Wut im Moment auf die italienische Kripo. Trotz des Zorns auf die Kollegen fiel Gerink vor Erschöpfung auf die Pritsche und konnte schlafen, zumindest besser als in dem weichen Kingsize-Bett ihrer Honeymoon-Suite. Ohne Schnarchgeräusche, nur das leise Donnern in der Ferne. Die Italiener wussten gar nicht, dass sie ihm damit einen Gefallen getan hatten. Für Scatozza hingegen, dem die Zelle sicher nicht fein genug war, würde diese Nacht bestimmt die Hölle werden.
    Am frühen Morgen wurde Gerink geweckt. Nach einer Tasse kaltem Kaffee ohne Milch und Zucker legte man ihm wieder Handschellen an und brachte ihn in eine Verhörzelle. Offensichtlich hatten die Carabinieri das Untersuchungsergebnis von ihrem Einbruch in die Del -V ecchio-Familiengruft

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