Herzgrab: Thriller (German Edition)
und geht dabei über Leichen. Der einzige Hinweis, der dem Killer noch bleibt, ist der Farbenhersteller Lyashenko in Florenz. Er schwebt in Lebensgefahr, und Sie sollten ihn unter Personenschutz stellen! Ist das angekommen? «
» Angekommen? « , wiederholte der Übersetzer.
An dieser Stelle gingen Elena endgültig die Nerven durch. Wutentbrannt trat sie mit dem Fuß einen Stuhl beiseite, sodass er an die gegenüberliegende Wand krachte. Einer der Carabinieri sprang sofort auf, bog ihr den Arm auf den Rücken und drückte sie mit dem Oberkörper auf den Tisch.
Elena hob die freie Hand. » Schon gut. «
Er ließ sie los, und sie setzte sich wieder an den Tisch. Während der Beamte hinter ihr stand, sprach sie mit ruhiger Stimme auf den Dolmetscher ein. » Wir verlieren wertvolle Zeit! Lyashenko ist in Gefahr. Er könnte uns vielleicht einen Hinweis auf den Mörder geben. Übersetzen Sie bitte alles, was ich gesagt habe! «
Der alte Mann schwitzte so stark, dass seine Brille beschlug. Einige Minuten lang sprach er mit den Carabinieri auf Italienisch. Nach einer Weile sah er sie bedauernd an. » Die Beamten glauben Ihnen kein Wort. Sie wollen wissen, warum Ihre Tochter in Monterosso al Mare vor der Polizei geflohen ist und warum Sie das Feuer in Pirolis Haus gelegt haben. «
» Tochter? « Elena atmete tief durch. Das war nicht zu fassen. Sie bekam Kopfschmerzen. Erging es Monica ähnlich? Dann wäre sie einem der Beamten bestimmt schon längst wie eine Wildkatze an die Gurgel gesprungen. So viel geballte Dummheit und Ignoranz vertrug nicht einmal der nervenstärkste Phlegmatiker.
» Ich habe eine Bitte « , sagte sie schließlich. » Der diensthabende Leiter dieser Wachstube soll in San Michele bei Florenz eine gewisse Zenobia Del Vecchio anrufen und ihr mitteilen, dass ihre Enkeltochter hier in Siena sitzt und von der Polizei vernommen wird. «
Der Dolmetscher übersetzte ihre Bitte, worauf sich ein Beamter erhob und das Zimmer verließ.
Eine Stunde später standen Elena und Monica vor der Wachstube. Eine dunkle Wolkendecke hing über der Stadt, und trotzdem war es zu dieser Morgenstunde bereits unerträglich schwül.
Monica sah ziemlich geschafft aus. Blutergüsse zeichneten ihre Unterarme. Bestimmt hatten die Carabinieri sie während der Befragung auf einem Stuhl festgehalten. Elena fragte nicht danach.
Stattdessen wollte Monica einiges wissen. » Wie ist es Ihnen gelungen, dass man uns entlässt? «
Elena orientierte sich kurz auf dem Stadtplan ihres Handys und ging dann in die Richtung des Polizeiparkplatzes, auf den die Carabinieri gestern Nacht ihren Leihwagen abgeschleppt hatten. » Ich habe mit Ihrer Großmutter telefoniert « , sagte sie. » Es ging nicht anders. «
» Und Zenobia hat ihre Kontakte spielen lassen? «
Elena nickte. » Sieht so aus. «
» Wollte Zenobia wissen, weshalb ich hier bin und wie es mir geht? «
» Nein, nichts davon. Aber ein gewisser Staatsanwalt Fochetti hat sich eingeschaltet. Wir dürfen nach San Michele zu Ihrer Familie fahren, müssen dort aber auf dem Kommissariat der Polizia di Stato unsere Aussage zu Protokoll geben. «
Monica starrte auf Elenas Rücken, wo der Griff ihrer Waffe aus dem Hosenbund ragte. » Die haben Ihnen sogar die Pistole zurückgegeben? «
» Sie konnten nicht anders, ich habe einen europäischen Feuerwaffenschein. Allerdings haben sie mir aus reiner Schikane alle Patronen abgenommen und mir bloß das leere Magazin gegeben. «
» Dann ist die Waffe nutzlos. «
» Nicht ganz « , widersprach Elena. » Die Stümper haben die Patrone im Lauf vergessen. «
Monica warf ihr einen unbehaglichen Blick zu. » Ich stinke immer noch nach Rauch, brauche eine Dusche und danach ein Frühstück. «
» Mir geht es genauso. Aber ich will so schnell wie möglich zu Lyashenko nach Florenz. «
» Veranlasst die Polizei keinen Personenschutz? «
» Das glauben Sie doch nicht im Ernst? « Elena drückte die Wahlwiederholung von Lyashenkos Nummer, erreichte aber wieder nur dessen Mobilbox. Erneut sprach sie ihm eine Warnung aufs Band. Danach beschleunigte sie ihren Schritt. » Wenn wir von Siena geradewegs nach Norden fahren, erreichen wir nach siebzig Kilometern Florenz. In etwas mehr als einer Stunde sind wir dort. «
Sie erreichten den Abschleppplatz der Carabinieri. Der Schlagbaum war unten. Elena händigte dem Beamten die Papiere aus und bekam den Autoschlüssel.
Weiße Ascheflecken klebten auf dem Lack des Wagens. Der Alfa Romeo sah aus wie
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