Herzgrab: Thriller (German Edition)
« Sie sah ihn an. » Entschuldige bitte, dass ich dich angefahren habe. «
» Schon gut « , sagte er. » Und was folgerst du daraus? «
» Alle Ermordeten waren entweder mit Isabella Del Vecchio verwandt oder hatten zumindest indirekt mit ihrem Tod zu tun. «
» Sogar Staatsanwalt Fochetti, dem die Untersuchung der Morde obliegt « , überlegte er. » Er hat ein Verhältnis mit Zenobia, Isabellas Schwiegermutter. «
Elena hob die Augenbrauen. » Sieh an. «
» Denkst du an Rache? «
Sie hob die Schultern. » Jedenfalls hat diese Familie ein Geheimnis, das sie um jeden Preis hütet. « Sie stieß sich von dem Rundbogen ab. » Wir sollten uns beeilen. Für Spekulationen ist später immer noch Zeit. « Sie schob ihm mit dem Fuß eine Metallkiste zu, die mit einem Vorhängeschloss versperrt war. » Habe ich in einem verborgenen Fach unter dem Schrank entdeckt. «
Gerink nahm eine gusseiserne Stehlampe und schlug mit der Kante so lange auf das Schloss, bis es aufbrach. Die Kiste enthielt aber nur Broschüren, alte Zeitungen und Artikel, die sich mit der Del-Vecchio-Galerie befassten. Er warf Elena eine Zeitung zu. » Das hilft uns nicht weiter, es sei denn, du kannst Italienisch. «
Elena betrachtete das Blatt. Plötzlich bekam sie große Augen. » Das ist der Kerl! «
Sie lief unter eine Neonröhre und hielt die Zeitung ins Licht. Gerink trat näher. Der Artikel war fünf Jahre alt und zeigte ein Schwarzweißfoto von der Eröffnung der De-Vecchio-Galerie in Florenz.
» Das ist Viktor König « , sagte sie und deutete auf einen Mann im Hintergrund, mit dichten Haaren, Schnauz- und Kinnbart. » Damals hatte er noch volles Haar. Denk dir den Bart weg und stattdessen eine Glatze, dann hast du König. «
» Sicher? «
» Absolut! «
Gerink betrachtete das Foto. Elena musste sich irren, denn unter dem Bild waren die Namen der Fotografierten aufgelistet. Neben Salvatore Del Vecchio standen der Bürgermeister von San Michele, dessen Sekretärin und der Kulturstadtrat von Florenz. » Unter Viktor Königs Abbildung steht der Name Franco Citti. «
» Ich werde verrückt « , flüsterte Elena. » Seit gestern versuche ich, den Direktor der Del-Vecchio-Galerie zu erreichen! «
» Bist du sicher, dass das der Mann ist? Das Foto ist ziemlich unscharf. «
Elena warf ihm einen warnenden Blick zu. » Den Mann, der mich zweimal töten wollte, würde ich überall wiedererkennen. Wenn dieser Zeitungsartikel stimmt, sind Franco Citti und Viktor König ein und dieselbe Person. «
54
Gerink verschloss die Metallkiste wieder und steckte den Zeitungsartikel und eine Broschüre der Galerie in die Hosentasche. Während er durch den Keller ging und versuchte, sich jedes Detail einzuprägen, telefonierte Elena mit dem Handy. Er bekam nur mit, dass sie mit einer gewissen Lydia Hödel sprach, die offensichtlich in einem Auktionshaus arbeitete.
» Musst du unbedingt jetzt telefonieren? « , fuhr er sie an. » Wir sollten hier schleunigst … «
» Es ist wichtig! « , zischte sie und ging in den Nebenraum. » Entschuldigen Sie bitte. Sie hatten mir erlaubt, dass ich Sie anrufen darf, falls ich Ihre Hilfe brauche … Ja, ich fasse mich kurz. Sie sagten, Sie hätten Salvatore Del Vecchio und seine Frau vor fünf Jahren bei einer Vernissage in Wien kennengelernt. Haben Sie dort auch Franco Citti getroffen? «
Gerink betrat den Raum, in dem Lyashenkos Leiche auf dem Boden lag.
» Sie kennen ihn persönlich? « , drang Elenas erstaunte Stimme aus dem Nebenzimmer.
Gerink starrte auf den toten Deutschen. Ein armseliger Anblick. Elenas Kugel hatte seine Schulter durchschlagen und Scatozzas Kugel seine Brust zerfetzt. Trotzdem hatte er versucht, sich über den Steinboden zu schleppen. Er hatte doch gewusst, dass er nicht mehr lange leben würde.
» Haben Sie Fotos von dieser Veranstaltung? « , fragte Elena.
Gerink beugte sich zu dem Toten hinunter, dessen Hand ausgestreckt auf dem Boden lag, als wollte er sich in den letzten Winkel des Kellers verkriechen. Wann hatte Lyashenko dies bewerkstelligt? Während Gerink zu Elena in den darunterliegenden Keller gelaufen war? Wozu? Wäre er ohne Kraftanstrengung ruhig liegen geblieben, hätte er vermutlich ein paar Minuten länger gelebt. Ein Armeearzt hätte das gewusst.
» Könnten Sie mir das Foto von Citti als Bildnachricht senden? « , bat Elena.
Gerink kam eine Frage in den Sinn, deren Antwort sie bisher vernachlässigt hatten: Wie und wohin war Viktor König verschwunden? Als die
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