Herzgrab: Thriller (German Edition)
sind verdammt kurz. Und hier … eine graue Stelle. « Sie berührte ihn kurz.
Er ließ es sich gefallen. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, so wie vorhin im Keller, doch er wusste, sie waren beide noch nicht so weit.
» Was machen wir als Nächstes? « , fragte sie.
» Eis essen? «
» Sei doch einmal ernst! «
» Können wir deinen Wagen erreichen, ohne dass wir den Carabinieri in die Hände laufen? « , fragte er.
» Er steht ein paar Gehminuten von hier auf einem öffentlichen Parkplatz. «
» Gut. « Gerink zog den Zeitungsartikel aus der Gesäßtasche und betrachtete das Foto. » Irgendwo muss sich dieser Del Vecchio aufhalten. Wahrscheinlich kennt König die Antwort. Und die beiden Mistkerle wissen garantiert, wo Teresa steckt. « Er klappte die Broschüre der Del-Vecchio-Galerie auf, die er aus dem Keller mitgenommen hatte. Die Galerie verfügt auf drei Etagen über zahlreiche Ausstellungsräume, las er auf Englisch. Er zeigte Elena den Flyer. » Was hältst du davon? « Sie winkte ab. » Dort war ich schon. Da gibt es nichts außer weitem Hügelland, einem einsamen Telefonmasten, einem toten Esel in einem Wasserloch und viele nahezu leer stehende Ausstellungsräume … « Sie stutzte.
Gerink kannte diesen Blick. » Und? «
» Im Erdgeschoss ist eine Eisentür mit einer Kette und einem Sicherheitsschloss. «
55
Gerink saß am Steuer von Elenas Leihwagen. Sie lotste ihn am Stadtrand von Florenz auf einer schmalen Straße in die Berge. Der Alfa gab auf der Steigung nicht mehr als siebzig Sachen her. Vielleicht war es noch nicht zu spät, und sie würden Teresa rechtzeitig finden.
Mittlerweile war der Himmel von schwarzen Gewitterwolken überzogen. Endlich kam Wind auf. Gerink öffnete das Seitenfenster und ließ kühle Luft in den Wagen strömen. Blätter und Zweige wurden durch die Luft gewirbelt. Je höher sie kamen, desto mehr versank die Welt in Dunkelheit. Von einigen Serpentinen sahen sie auf Florenz hinunter. Inzwischen zuckten die Blitze nicht mehr am Horizont, sondern über ihnen. Aber immer noch fiel kein Regen.
Gerink schaltete das Licht an. Die Stimmung erinnerte ihn an die Sommergewitter in den Ferien seiner Kindheit, die er in der Gartenlaube seiner Großeltern verbracht hatte.
» Dort vorn links « , sagte Elena.
Sie kamen an einem Wegweiser vorbei. GALLERIA SALVATORE DEL VECCHIO . Gerink lenkte den Alfa einen holprigen Feldweg entlang, durch einen Olivenhain an einem Bauernhaus vorbei. Währenddessen beugte sich Elena zum Rücksitz und kramte ihr Pick-Set aus der Reisetasche.
Gerink schielte zu ihr. » Ist das meins? «
» Du weißt doch, dass ich keins habe « , antwortete sie.
» Hast du eigentlich noch mein Notebook mit dem Kamera-Set? «
» Ich habe es für eine Observierung im Hotel Caruso gebraucht. Ist nichts passiert damit. Es liegt sicher verstaut in Tonis Wohnung. «
» Prima « , sagte er nur. Falls Lisa Eisert jemals dahinterkam, dass Elena mit der Ausrüstung des BKA arbeitete, würde sie ihm den Kopf abreißen. Aber womöglich ahnte sie es ohnehin und sagte nichts, weil Elena ihre Schwester war.
Gerink hielt vor dem Backsteingebäude, dessen schroffer Glockenturm wie eine Ruine in den schwarzen Himmel ragte.
Er nahm Scatozzas Waffe und stieg aus. » Ist Toni nicht schon fürchterlich genervt, weil du bei ihr wohnst? «
» Musst du unbedingt jetzt davon anfangen? « , fragte sie. » Während der Fahrt hätten wir Zeit genug gehabt, darüber zu diskutieren. «
Ja, sie hatte recht. Was für ein blöder Zeitpunkt! Er schwieg.
» Hat es dich denn jemals genervt, als wir zusammenwohnten? « , entgegnete sie.
» Das ist doch was völlig anderes. Wir waren verheiratet und … «
» Waren? « , wiederholte sie. » Du willst also gar nicht mehr mit mir zusammen sein? «
Herrgott, warum hatte er nur damit angefangen? Sie konnte einem das Wort im Mund verdrehen.
Die massive Eingangstür mit dem Klopfer war abgesperrt. Er stapfte zur Rückseite des Turms. » Natürlich möchte ich, dass du zurückkommst. Ich habe dich schließlich nicht aus dem Haus geworfen. «
» Hättest du vielleicht, wenn ich nicht gegangen wäre. «
» Ja, du weißt immer alles besser. « Er erreichte die Rückseite. Die Holztür war nur mit einem einfachen Schloss versperrt. Für einen Moment roch es nach Minze und Lavendel, doch beim nächsten Windhauch wehte ein übler Verwesungsgeruch heran. Gerink sah sich um. In einem Wasserloch zwischen den Hecken lag ein toter Esel.
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