Herzgrab: Thriller (German Edition)
Übersetzung haben Sie gestern per Fax erhalten! « , antwortete Gerink. » Sie haben alles, was Sie brauchen. Und ich möchte mit den Beamten sprechen, die für den Fall zuständig sind. «
» Wer? «
Gerink spürte, wie seine Halsschlagadern anschwollen. Wollte ihn der Kerl verarschen? Der Bescheid musste dem Italiener längst zugegangen sein. Gerink kramte das Foto aus der Mappe, das er von Monica erhalten hatte und das sie mit ihrer Tante vor dem blauen Ford Cabrio zeigte. Er hielt dem Beamten das Bild vor die Nase und wies auf Teresa. » Teresa Del Vecchio « , wiederholte er.
» Del Vecchio? Ist das Ihre Name, Signore? «
Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. » Kann ich Ihren Vorgesetzten sprechen? « , fragte Gerink.
» Wozu? « Der Mann lächelte. » Sprechen Sie Italienisch? «
Gerink sah sich um. Von Scatozza fehlte immer noch jede Spur. » Nein « , knurrte er.
» Va bene! « Der aufgeblasene Kerl faltete das Schreiben zusammen und ließ es in der Brusttasche verschwinden. » Ich werde diese Dokument prüfen lassen. Das kann etwas dauern. In die Warteraum sitzen noch fünf … äh … turista. Wir müssen uns um viele andere wichtige Dinge kümmern. Wir sind eine … äh … Fremdenverkehrsstadt, Sie verstehen? Nehmen Sie in die Zwischenzeit Platz. « Er nickte zu einer unbequemen Holzbank, die mitten im Flur stand. Danach verschwand er mit dem einzigen Original der österreichischen Staatsanwaltschaft.
Fünf Touristen! Gerink kochte. Eine Österreicherin wurde seit einem Monat vermisst, und der Beamte verplemperte seine Zeit mit Touristen, denen womöglich nur eine Filmkamera geklaut worden war! Für Gerink bestand kein Zweifel, der Kerl wollte ihn provozieren. Er setzte sich auf die Bank und ballte und löste die Fäuste im Sekundentakt. Angeblich half das, Anspannung und Aggressionen abzubauen. Zumindest behauptete das die Kriminalpsychologin ihres Reviers.
Da kam Scatozza geschmeidig um die Ecke. Er hatte sich das nasse Haar zurückgekämmt und sah aus wie ein Gigolo auf der Jagd nach einer reichen Witwe. » Du schaust drein, als wolltest du jeden Moment jemanden umbringen. «
» Diese Scheißitaker! « , zischte Gerink.
Scatozza verzog das Gesicht. » Ich nehme an, du hast bereits Bekanntschaft mit dem Maresciallo gemacht? «
» Mit wem? «
» Dem Polizeihauptmeister. «
» Möglich, so ein Kerl in blauer Uniform mit Mütze … Da drüben steht er. «
Scatozza sah sich um. Am Ende des Korridors standen drei Beamte, die das Rechtshilfeersuchen der Staatsanwältin betrachteten und miteinander diskutierten.
» Was gibt es da zu besprechen? « , murrte Scatozza. » Die haben das Fax doch längst erhalten. «
» Haben sie verschlampt. «
» Ich gehe hin und nehme die Sache in die Hand « , schlug Scatozza vor.
» Moment … « Gerink erhob sich und packte seinen Partner am Arm. » Worüber sprechen die? «
Scatozza lauschte eine Weile. » Sie reden über ein Fußballmatch, über das Wetter und den Fraß in der Kantine. «
» Diese Mistkerle wollen uns verarschen « , stellte Gerink fest.
» Okay, ich mach der Sache ein Ende! «
» Nein, bleib hier … « Gerink dachte nach. » Solange die nicht wissen, dass du sie verstehst, ist es mir lieber, du hörst zu und sagst mir, worüber sie reden. «
» Wozu? «
» Ich will es eben wissen! «
» Mamma mia, Gerinks berühmte Intuition. « Scatozza schüttelte den Kopf. » Das klappt nie im Leben! «
» Auch wenn es dir schwerfällt – versuche, dich wie ein Nichtitaliener zu benehmen. «
15
Was zum Teufel machte Lydia Hödel hier? Elena erhob sich und drängte sich zwischen den Mitbietern zum Hinterausgang, wo Hödels Tochter neben der rothaarigen Sekretärin auf sie wartete.
Gerhard Hödel musste ihr von dem Überwachungsauftrag und der DVD erzählt haben. Aber wie hatte Lydia sie hier finden können? Während Elena auf sie zuging, ließ sie sich bereits ein paar gute Argumente für die bevorstehende Diskussion einfallen.
Lydia trug ein elegantes cremefarbenes Kostüm und eine matt schimmernde Perlenkette in ihrem freizügigen Dekolleté. Ein Schönheitspunkt über den vollen Lippen zierte das Gesicht. Elena hatte sie aus der Nähe bisher nur auf dem Videoband gesehen, sonst lediglich von Weitem mit Sonnenbrille, Hut oder Kopftuch. Genauer betrachtet sah sie eiskalt und berechnend aus, aber trotzdem attraktiv genug, um jedem Mann in diesem Saal den Kopf zu verdrehen.
Als Elena ihr gegenüberstand, verschwand die Sekretärin
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