Herzgrab: Thriller (German Edition)
Pressemitteilungen in den üblichen Kunstkreisen publik. Einige Zeitungen brachten Künstlerporträts von Del Vecchio. «
» Wer war für den Zeitdruck verantwortlich? «
Hödel lächelte. » Die Del-Vecchio-Galerie. Das Gemälde sollte noch vor der Sommerpause versteigert werden, und das Angebot war nur einen Tag gültig. Tradition hin oder her, hätten wir nicht zugeschlagen, wäre der Auftrag an Christie’s oder Sotheby’s gegangen. «
» Aber Sie haben es geschafft « , sagte Elena. Was du für Geld nicht alles in Bewegung setzt! Hödel war in ihrem Job genauso skrupellos wie im Privatleben.
» In diesem Fall reichten zehn Tage für die Schaustellung gerade mal aus. Zum Glück standen die interessierten Sammler seit einem Jahr auf der Warteliste und haben diesem Termin regelrecht entgegengefiebert. «
Seit einem Jahr! Elena dachte an Del Vecchios Abschiedsbrief, den seinerzeit jemand vorsorglich den Medien zugespielt haben musste. » Wird mehr als eine Million Euro erwartet? «
» Meine Liebe. « Hödel lächelte. » Dieser letzte aktuelle Del Vecchio stellt einen besonderen Höhepunkt in diesem Jahr dar. Es wird ein Weltrekordpreis von bis zu fünf oder sechs Millionen Euro erwartet, der in die Nähe eines Picassos, van Goghs, Warhols oder Cézannes kommt. «
Elena hasste es, » meine Liebe « genannt zu werden und ganz besonders von dieser jungen hinterhältigen Cruella De Vil. » Was verdient das Auktionshaus daran? «
» In dieser Größenordnung verrechnen wir fünfzehn Prozent Vermittlungsgebühr. «
Das waren immerhin 900 000 Euro! Da machte sich die Werbekampagne um einen angeblich vermissten Künstler bereits bezahlt.
» Die Gebühr zahlt der Käufer? «
Hödel nickte. » Sowie die gesetzliche Mehrwertsteuer. Somit kommt eine hübsche Summe zusammen. « Schlagartig wurde sie ernst. » Ich glaube, ich habe Ihnen genug erzählt. Was wissen Sie über das Hotel Caruso? «
Der Small Talk war beendet – doch nicht für Elena. » Wie kam das Gemälde ins Auktionshaus? «
Hödel musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. » Wer sind Sie wirklich? Von Pressearbeit und Auktionen haben Sie jedenfalls so viel Ahnung wie ich vom Motorsport. «
Elena legte ihre echte Visitenkarte auf den Tisch.
Hödel nahm sie nicht einmal zur Hand, sondern warf nur einen geringschätzigen Blick darauf. » Eine Privatdetektivin? « Sie verdrehte die Augen. » Mein Gott, da hat jemand eine Schnüfflerin engagiert. «
» Wie kam das Gemälde ins Auktionshaus? «
» Sie haben mich im Vorfeld ausspioniert, um an Informationen über die Versteigerung ranzukommen? « , stellte Hödel ungläubig fest. » Scheren Sie sich zum Teufel! «
Für Lydia Hödel musste es tatsächlich so aussehen. Deshalb stellte sie auch keinen Zusammenhang zu ihrem Vater her. In Wahrheit war es bloß Zufall, dass sich Elenas Fälle überkreuzten, aber sie würde sich hüten, das Missverständnis aufzuklären.
» Wie kam das Gemälde ins Auktionshaus? «
» Ich sagte, scheren Sie sich zum Teufel. Sie wissen gar nichts. « Hödels Finger zitterten. » Womit wollen Sie mir drohen? Ich habe mich im Hotel lediglich mit meinem Vater getroffen, um einen Kaffee zu trinken. «
» Ihr Vater heißt Dindic und wird vom Bundeskriminalamt gesucht? « Elena tat erstaunt.
Hödel drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. » Scheiße! « Dann lehnte sie sich zurück – und nach einer kurzen Denkpause wurde sie gesprächig.
» Soviel ich weiß, wurde das verpackte Gemälde vor drei Wochen gegen fünf Uhr früh unter dem Vordach des Lieferanteneingangs an der Rückseite der Del-Vecchio-Galerie in der Nähe von Florenz abgestellt. Einfach so. Im Volksmund wird das Gebäude Del-Vecchio-Museum genannt. Es liegt ziemlich abgelegen auf einem Hügel mitten in der Toskana. Niemand konnte die Personen beschreiben, die es hingebracht hatten. Jedenfalls hatten sie verdammtes Glück, dass es an dem Tag windstill war und nicht regnete. Franco Citti, der Direktor, fand das Paket kurz darauf mit einem Begleitschreiben Salvatore Del Vecchios. «
Hödel holte tief Luft. » Nachdem das erste Gutachten vorlag und das Gemälde versichert worden war, brachte die Spedition Gismondi, die auf den Transport von Kunstgegenständen spezialisiert ist, das Exponat nach Wien, wo es in unseren Schauraum gelangte. Laut einer Verfügung des Künstlers sollte sein Werk wie üblich versteigert werden, weshalb wir uns um die Abwicklung kümmerten. «
Etwas an Hödels Erzählung war nicht
Weitere Kostenlose Bücher