Herzgrab: Thriller (German Edition)
rund, doch Elena kam im Moment nicht dahinter, welches Detail sie störte. » Wer erhält den Erlös der Versteigerung? « , fragte sie.
» Wir haben den Übernahmeschein Franco Citti ausgehändigt. Das Museum in Florenz verwaltet den Erlös. Ich nehme an, das Geld bekommt die Familie. «
» Was geschieht nach der Versteigerung mit dem Gemälde? «
Hödel wurde unruhig. Sie begann mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln. » Nach der Bezahlung wird das Exponat fachgerecht verpackt und dem Bieter geliefert, der den Zuschlag erhalten hat. Dafür stehen uns spezielle Speditionen, Post- oder Kurierdienste zur Verfügung. «
Elena nickte. In Gedanken hatte sie alles notiert. Nun fehlte ihr nur noch eine einzige Information. » Ich benötige eine Liste aller Bieter. «
Sie sah Hödel förmlich an, wie sich deren Magen zusammenkrampfte.
» Die kann ich Ihnen unmöglich geben. Ich würde mich strafbar machen und meinen Job verlieren! «
» Durch Ihren Mordauftrag an Dindic haben Sie sich bereits strafbar gemacht « , gab Elena zu bedenken. Ihr Blick war hart. In dieser Situation hatte sie nicht einmal ein schlechtes Gewissen, eine rücksichtslose Schlange wie Lydia Hödel zu erpressen. Immerhin hatte diese Frau versucht, ihren Vater ermorden zu lassen.
» Weshalb der Auftrag für Dindic? « , hakte sie nach. Sie dachte an Hödels mögliche Spielsucht und daran, dass die junge Frau wahrscheinlich gewaltige Schulden am Hals hatte. » Ging es um Geld? «
Hödel sah nicht auf. » Dreht sich nicht das gesamte Leben darum? «
» Sie haben einseitige Vorstellungen vom Leben … Die Liste, bitte. «
» Nein « , lautete Hödels entschiedene Antwort.
Elena blickte auf die Wanduhr. Die Sekunden verstrichen, ohne dass sie einen wesentlichen Schritt weiterkam – und sie würde das Ende der Versteigerung verpassen. Sie atmete tief durch. Nun musste sie ganz tief in die Schublade greifen. Sie zog die schwarze Plastikhülle mit der DVD , die sie immer noch bei sich trug, aus der Handtasche.
» Darauf finden Sie einen Film, der etwa siebzig Minuten dauert. Quid pro quo … Sie geben mir die Liste, ich gebe Ihnen den Film. «
Hödel warf ihr einen skeptischen Blick zu. Sie nahm die Disc und ging damit zu ihrem Laptop. Kurz nachdem das Laufwerk die DVD geschluckt hatte, hörte Elena die metallisch klingende, knisternde Stimme von Hödel und Dindic.
» Reichen diese Unterlagen? «
» Denke schon. «
» Hier ist noch ein Foto von ihm. «
» Falls sich eine Änderung in seinem Terminkalender oder bei seinen Dienstreisen ergibt, rufen Sie diese Nummer von einer Telefonzelle aus an. «
Hödel stoppte das Video. Offensichtlich hatte sie genug gesehen.
» Wer hat diesen Film gemacht? Wie sind Sie an die Aufnahme gekommen? Für wen arbeiten Sie? «
Elena beugte sich vor. » Manchmal arbeite ich mit der Dezernatsleitung des Bundeskriminalamts zusammen « , log sie. » Das BKA ist hinter Dindic her. Es geht um die Aufklärung eines mutmaßlichen Verbrechens innerhalb der Kunstbranche. An Ihrem Fall ist das BKA also nicht interessiert. Ihr privates Treffen mit Dindic und das spätere Auftauchen Ihres Vaters im Hotel haben nur zufällig die Ermittlungen gekreuzt. «
Hödel sagte lange kein Wort.
» Die Liste, bitte « , verlangte Elena.
» Ich könnte Sie wegen Erpressung anzeigen! «
» Wenn Sie mit den Beamten reden, nehmen Sie am besten gleich diesen Film mit « , schlug Elena vor.
» Miststück « , fluchte Hödel. Schließlich klickte sie mit der Maus ein paarmal herum und druckte drei Seiten aus, auf denen eine lange Reihe von Namen stand. Sie reichte Elena die Blätter. » Und jetzt verschwinden Sie aus diesem Haus! «
» Danke. Niemand wird je erfahren, dass ich im Besitz dieser Liste bin « , versicherte Elena ihr.
» Und der Film? «
Elena erhob sich. » Den können Sie behalten, als Erinnerung. « Sie ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. » Ich möchte Ihnen einen privaten Rat geben – sozusagen von Frau zu Frau. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. «
Hödel musterte sie wütend.
» Ich garantiere Ihnen, Ihr Vater vergöttert Sie. Er würde Ihnen alles verzeihen. Falls Sie je daran zweifeln sollten, schauen Sie sich diesen Film an und beobachten Sie, mit welchem Blick er Sie ansieht. «
» Wo bleibt Ihr Rat? « Ihre Stimme klang eisig.
» Reden Sie mit Ihrem Vater über Ihre Probleme. Er wird Ihnen helfen – falls Sie ihm eine Chance geben. «
Elena verließ Hödels Büro und lief
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