Herzgrab: Thriller (German Edition)
Mann! Leck mich doch! Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihn anzurufen? Offensichtlich waren sie beide noch nicht so weit, vernünftig miteinander zu reden.
Sie schaltete das Handy aus und wollte Monica zu sich winken, die an einigen Buchständern vorbeiging und Souvenirs in den Regalen betrachtete. Doch Elena senkte den Arm und beobachtete die Italienerin stattdessen. Monica warf ständig Blicke nach links und rechts und stellte sich so hinter die Drehständer, dass die Verkäuferin sie nicht im Deckenspiegel sehen konnte. Was hatte sie vor?
» Gehen wir! « , rief Elena.
» Ja, gleich. « Monica stellte eine Schneekugel zurück ins Regal.
Gemeinsam checkten sie ein und gingen zum Gate. Das Flugzeug von Austrian Airlines verließ Wien pünktlich um 7.10 Uhr nach Florenz. Sie saßen in der Economyclass, und während Elena ein Glas Orangensaft trank, spielte Monica mit einer Schneekugel, in der sich eine Miniaturabbildung des Wiener Stephansdoms befand.
Elena musste schmunzeln. » Das haben Sie in dem Laden gekauft? «
Monica antwortete nicht. Die Kirche stand auf dem Kopf, und die Schneeflocken rieselten in die Kuppel.
In Elenas Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. » Wie viel haben Sie dafür bezahlt? «
» Gar nichts. «
Oh Mann! Sie hatte es in dem Moment geahnt, als Monica sich im Souvenirladen so merkwürdig verhalten hatte.
» Ist was? « , fragte Monica. » Das Zeug ist doch ohnehin überteuert. Wer kauft das schon? «
Elena beugte sich zu ihr. » Sie verfügen in Kürze über siebzehn Millionen Euro. «
» Darum geht es nicht. «
» Worum dann? Um den Nervenkitzel, erwischt zu werden? «
Monica zog die Augenbrauen zusammen. » Sind Sie mein Vater? «
» Nein, meine Sternschnuppe, das bin ich nicht! «
Monica funkelte sie an. » Ich dachte, gerade Sie als Privatdetektivin seien cooler. «
Cooler! Welcher Vater wäre schon cool, wenn seine Tochter etwas klaute? Sie dachte an Hödel und dessen Problem mit seiner Tochter. Elena wusste, es hatte keinen Sinn, mit Monica darüber zu diskutieren. Schließlich lehnte sich Monica ans Fenster, schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht in dem einzigen Kissen, das es in diesem Flieger gab. Während die junge Italienerin schlief – oder zumindest so tat, las Elena ihren Stapel Zeitungen.
In puncto Versteigerung wussten die Journalisten allerdings weniger als sie. Ein unbekannter Sammler habe den Del Vecchio erworben, das bis dato letzte Werk des Florentiner Künstlers. In jedem Artikel wurde das mysteriöse Verschwinden des Malers aufgewärmt – einzig ein Reporter der Kronen-Zeitung spekulierte, dass er womöglich nicht mehr am Leben sei und das Gemälde aus seinem Nachlass stamme. Plötzlich kam Elena eine Idee. Vielleicht hatte man Salvatore entführt, um ihn zu zwingen, dieses Gemälde zu schaffen, das dann zu einem Rekordpreis versteigert werden sollte. Schwebte Monica als künftige Millionärin in Gefahr?
Elena rüttelte die junge Frau sanft an der Schulter. » Ist Ihre Familie verschuldet? «
» Hm? « , brummelte Monica. » Keine Ahnung. Soweit ich von Tante Teresa weiß, sind meine beiden Onkel, Matteo und Lorenzo, in dubiose Geschäfte verwickelt. «
» Wissen Sie Details? «
Die Italienerin schüttelte den Kopf und vergrub ihr Gesicht tiefer in das Kissen.
Elena ließ den Artikel vorsichtshalber in der Zeitungsablage verschwinden, damit Monica ihn nicht entdeckte. Nach einem Sandwich, einer Coke und einer Tasse Nespresso ging der Flieger auch schon in den Sinkflug über.
Sie landeten am Flughafen Amerigo Vespucci, der für Wiener Verhältnisse niedlich wirkte. Trotzdem gab es in der Ankunftshalle fünf Autovermietungen. Elena musste noch ihre Glock aus dem Büro der Zollbehörde holen. Sie meldete sie bei Auslandsreisen immer an, damit sie gesichert transportiert werden konnte. Anschließend wanderte sie mit ihrem Trolley zu den car rentals . Sixt, Hertz, Budget, Avis und Italy by car. Entsprechend den Tafeln in den Auslagen öffneten die Schalter um 8.30 Uhr. Es war kurz nach neun. Bei allen waren die Glaswände noch zugeschoben und die Jalousien heruntergelassen.
Elena setzte sich auf die Bank vor den Schaltern und wartete. Eine halbe Stunde später quetschte sich eine mollige Dame mit Sonnenbrille und brünettem Pagenkopf in das Italy-by-car-Häuschen und stöhnte dabei so laut, dass man meinen könnte, sie hätte soeben Frühstück für ihre neun Kinder gemacht und anschließend alle zur Schule gefahren.
Elena eilte
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