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Herzhämmern

Titel: Herzhämmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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eingebüßt und nirgendwo liegt sein Skelett herum!
    Wenn jetzt auch noch mit den Batterien alles klappt …
    Ich packe sie mit Herzklopfen aus und reihe sie so nebeneinander auf, dass ich sie im Dunkeln in die Stablampe einbauen kann. Bloß keinen Fehler machen, mit den zittrigen, klammen Fingern nichts fallen lassen, denn nun wird es mit einem Schlag finster, als ich, am Boden sitzend, die intakte Lampe aufschraube und die Batterien herausnehme; ich merke mir, wo ich sie ablege, dann baue ich mit höchster Konzentration Bonnis Batterien in die Lampe ein.
    Die größte Angst befällt mich beim Zuschrauben des Deckels - wenn das alles jetzt Murks war und ich kein Licht mehr habe …
    Die Lampe leuchtet auf.
    Meine Muskeln geben nach und ich sinke für einen Moment in mich zusammen, so groß war die Anspannung. Aber dann kommt schon die Freude, sie strömt mir warm durch den ganzen Körper, ich könnte jubeln und springen - und das in einem nassen Gang mitten in der Erde, völlig allein, hungrig, ausgefroren und verantwortlich für mindestens einen Verletzten …
    Ernüchtert sammle ich die gebrauchten Batterien auf, sie sind nun meine Ersatzbatterien; ich verstaue sie in den Brusttaschen, dann stülpe ich mir den Helm über den nassen Kopf und teile Bonni mit, dass ich mich nun mit genügend Licht endgültig davonmachen werde.
    »Du könntest schon längst zurück sein!« oder so ähnlich ist seine Antwort.
    Ich möchte nicht mit ihm tauschen. Jetzt will ich nur noch schnell sein. Es hinter mich bringen, den Ausgang finden, Hilfe holen. Ich muss höllisch aufpassen, vor allem auf die Lampe. Alles ausleuchten, nichts übersehen, nicht stürzen, Zeichen wiedererkennen.
    Jedes Mal wenn sich der Gang zur Höhle erweitert, klebe ich ein Stückchen Silberpapier an die Öffnung, aus der ich gekommen bin. Danach erst suche ich die Höhle nach weiteren Öffnungen ab. Denn das habe ich heute gelernt: Wenn man nur zwei andere Löcher gesehen hat, weiß man schon nicht mehr, aus welchem man nun eigentlich gekrochen ist.
    Manche Gänge enden als Sackgasse oder führen mich nach unbegreiflichen Windungen an den Ausgangspunkt zurück; das sind Momente, in denen Panik aufkommen will, mir bricht der Schweiß aus und ich werde fahrig und muss mich zwingen, stehen zu bleiben, durchzuatmen und, wenn der Gang hoch genug ist, mich auch zu strecken.
    Wenn ich beide Hände brauche, nehme ich die lehmverschmierte Taschenlampe zwischen die Zähne; ich sabbere sie mit Spucke voll und beiße auf Dreck, den ich hinterher ausspucke. Nach drei Abzweigungen, die ich zum Glück markiert habe, stecke ich in einer Sackgasse fest und kann nur umkehren. Ich sammle das verdreckte Silberpapier ein, weil ich es wieder brauchen werde. Ich schwitze. Ich probiere einen anderen Weg aus; es muss im Prinzip eher nach oben als nach unten gehen, denn wir sind den ganzen Tag über meistens abwärtsgekrochen.
    Dann erkenne ich in einem ziemlich glatten Gang nach oben Eckes Jubelrutsche und stoße einen Freudenschrei aus. Wenn mir jetzt auch noch jemand ein Seil herunterlassen würde … Aber man kann nicht alles haben.
    Für den Aufstieg muss ich den Riemen meiner Lampe verkürzen und die Lampe im Overall festklemmen. Mit Händen und Füßen in die Wand eingestemmt, habe ich keine Möglichkeit, den Winkel zu verändern. So trifft das Licht nicht überallhin und ich muss blind nach Haltepunkten tasten. Shelley kam auf der Rutsche - falls sie das wirklich ist - aus eigener Kraft hoch, also muss es genügend Unebenheiten geben.
    Ich keuche. Es ist der längste Aufwärtsgang, den ich bisher hatte. Es muss die Rutsche sein. Mein Kopf brennt vor Hitze. Ich merke nichts mehr davon, dass es hier unten kalt sein soll. Meine Fingerkuppen schmerzen, sie sind wahrscheinlich schon aufgerissen. Der Tetanuserreger fällt mir wieder ein, aber darüber kann ich jetzt nur noch lachen: Es wäre ja Hohn, wenn ich das alles geschafft hätte, um dann an Wundstarrkrampf einzugehen!
    Dann bin ich endlich oben. Es ist der Platz, von dem aus Shelley und ich zugesehen haben, wie Bonni und Ecke nach unten verschwanden, ich erkenne ihn absolut sicher wieder. Hier war es, wo ich zum ersten Mal das Alleinsein mit Shelley ausdehnen wollte.
    Ich leiste mir eine Verschnaufpause und betrachte meine Fingerkuppen, kann aber wegen der Lehmschmiere nichts weiter erkennen. Sowieso bekomme ich langsam ein anderes Problem: Ich muss ständig blinzeln, die Kontaktlinsen sind zu Fremdkörpern geworden, ich bin

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