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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Daumennagel, bevor er antwortet. Seine Stimme klingt seltsam. »Nein. Meine Mum.«
    »Echt? Wow, die sind gut. Echt, echt … gut.«
    »Anna …«
    »Ist das hier in Paris?«
    »Nein, das ist die Straße, in der ich aufgewachsen bin. In London.«
    »Oh.«
    »Anna …«
    »Hmm?« Ich habe ihm den Rücken zugewandt und versuche, mir die Gemälde genauer anzusehen. Sie sind wirklich toll. Ich kann mich nur nicht richtig konzentrieren. Natürlich ist das nicht Paris. Ich hätte wissen müssen …
    »Dieser Typ. Mit den Koteletten. Magst du ihn?«
    Mein Rücken windet sich. »Das hast du mich schon mal gefragt.«
    »Ich meinte damit«, erklärt er nervös, »deine Gefühle haben sich nicht verändert? Seit du hier bist?«
    Darüber muss ich einen Moment nachdenken. »Es geht nicht darum, was ich fühle«, antworte ich schließlich. »Ich bin interessiert, aber … ich weiß nicht, ob er noch an mir interessiert ist.«
    St. Clair rückt ein Stück näher. »Ruft er noch an?«
    »Ja. Ich meine, zwar nicht oft, aber er ruft an.«
    »Okay. Okay, na ja«, sagt er zwinkernd. »Da hast du deine Antwort.«
    Ich schaue weg. »Ich sollte gehen. Du und Ellie habt sicher was vor.«
    »Ja. Ich meine, nein. Ich meine, keine Ahnung. Wenn du nichts Bestimmtes …«
    Ich öffne seine Tür. »Dann sehen wir uns später. Danke für die kanadische Staatsbürgerschaft.« Ich tippe auf den Aufnäher an meinem Rucksack.
    St. Clair sieht seltsam gekränkt aus. »Kein Problem. Freut mich, dass ich dir zu Diensten sein konnte.«
    Ich nehme immer zwei Stufen auf einmal bis zu meinem Flur. Was ist da gerade passiert? In einem Augenblick war alles in Ordnung und im nächsten hatte ich plötzlich das Gefühl, als könnte ich nicht schnell genug wegkommen. Ich muss hier raus. Ich muss raus aus dem Wohnheim. Vielleicht bin ich keine mutige Amerikanerin, aber ich glaube, ich kann eine mutige Kanadierin sein. Ich schnappe mit das Pariscope aus meinem Zimmer und jogge nach unten.
    Ich werde mir Paris ansehen. Allein.


    Kapitel dreizehn
    U ne place s’il vous plaît .«
    Ein Platz, bitte. Ich prüfe meine Aussprache noch mal, gehe dann zur Kasse und schiebe meine Euromünzen rüber. Die Kartenverkäuferin zuckt nicht mit der Wimper, sondern reißt nur mein Ticket in zwei Hälften und gibt mir den Abrisszettel. Ich nehme ihn wohlwollend entgegen und stammle ein Danke. Im Kino sieht sich eine Platzanweiserin meinen Zettel an. Sie reißt ihn leicht ein, und weil ich vorher meine Freunde beobachtet habe, weiß ich, dass sie für diese unnütze Tradition ein kleines Trinkgeld bekommen soll. Ich berühre meinen kanadischen Aufnäher, damit er mir Glück bringt, doch ich brauche es gar nicht. Die Übergabe ist einfach.
    Ich hab es geschafft. Ich hab es geschafft!
    Meine Erleichterung kommt so von Herzen, dass meine Füße fast von allein den Weg in meine Lieblingsreihe finden. Der Saal ist fast leer. Drei Mädchen in meinem Alter sind ganz hinten, und vor mir sitzt ein älteres Pärchen, das sich eine Dose Bonbons teilt. Manche Leute gehen nur sehr ungern allein ins Kino, aber mir macht das nichts aus. Denn wenn die Lichter ausgehen, gibt es für mich nur noch eine Beziehung im Saal: die zwischen mir und dem Film.
    Ich sinke in den gut gefederten Sessel und vertiefe mich in die Trailer. Dazwischen laufen französische Werbespots und ich mache mir einen Spaß daraus zu raten, was beworben werden soll, bevor das Produkt gezeigt wird. Zwei Männer jagen einander über die Chinesische Mauer, um Reklame für Kleidung zu machen. Eine spärlich bekleidete Frau reibt sich an einer quakenden Ente, um Möbel zu verkaufen. Ein Technobeat und eine tanzende Gestalt wollen, dass ich was tue? Durch die Clubs ziehe? Mich betrinke?
    Ich habe keine Ahnung.
    Und dann beginnt Mr. Smith geht nach Washington . James Stewart spielt einen naiven, idealistischen Mann, der in den Senat geschickt wird, wo jeder glaubt, ihn ausnutzen zu können. Alle gehen davon aus, dass er scheitert und wieder rausgeworfen wird, aber Stewart zeigt’s ihnen. Er ist stärker, als sie dachten, stärker als sie alle. Ich mag den Film.
    Ich muss an Josh denken. Was für ein Senator sein Vater wohl ist?
    Die Dialoge erscheinen als gelbe Untertitel am unteren Bildschirmrand. Im Kino herrscht respektvolle Stille bis zum ersten Gag. Die Pariser und ich lachen zusammen. Zwei Stunden vergehen wie im Flug. Dann blinzle ich angenehm benommen in eine Straßenlaterne und überlege, was ich mir morgen ansehen

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