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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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    »Steve erzählt einen Haufen Scheiße«, mischt sich Rashmi ein. »Wo warst du denn am Samstag, Amanda? So besoffen, dass du dir von Steve berichten lassen musstest, was passiert ist?«
    Leider stopft ihr das nur zeitweise den Mund. Gegen Mittag ist klar, dass die ganze Schule Bescheid weiß. Ich bin nicht sicher, wer es ausgeplaudert hat – ob es die Lehrer waren oder ob Steve oder einem seiner schwachköpfigen Freunde noch etwas anderes eingefallen ist, das St. Clair gesagt hat. Jedenfalls tratscht die ganze Schülerschaft. Als St. Clair schließlich in der Mensa auftaucht, wirkt die Szene wie aus einem schlechten Teeniefilm. Alle Gespräche verstummen mit einem Schlag. Gläser verharren in der Hand auf halbem Weg zum Mund.
    St. Clair bleibt in der Tür stehen, peilt die Lage und macht auf dem Absatz kehrt. Wir vier rennen ihm nach. Als wir ihn finden, drängt er gerade durch die Schultür auf den Hof.
    »Ich will nicht darüber reden.« Er hat uns den Rücken zugewandt.
    »Dann reden wir eben nicht darüber«, sagt Josh. »Lasst uns woanders essen.«
    »Crêpes?«, schlägt Mer vor. St. Clairs Lieblingsessen.
    »Klingt super«, pflichtet ihr Rashmi bei.
    »Ich bin am Verhungern«, sagt Josh. »Kommt.« Wir gehen weiter und hoffen, dass St. Clair uns folgt. Als er es tatsächlich tut, müssen wir uns zusammennehmen, um nicht erleichtert zu seufzen und auszuatmen. Mer und Rashmi gehen voran, während sich Josh mit St. Clair zurückfallen lässt. Josh spricht über Kleinigkeiten – einen neuen Füller, den er sich für ihren Kunstkurs gekauft hat, den Rapsong über verschwitzte Hinterteile, den sein Nachbar ständig in ohrenbetäubender Lautstärke hört – und es hilft. St. Clair zeigt immerhin minimale Lebenszeichen. Er murmelt eine Antwort.
    Ich schwanke zwischen den beiden Gruppen. Ich weiß, ich bin ein Streber, aber so beunruhigt ich auch wegen St. Clair bin, ich mache mir auch Sorgen, weil wir schwänzen. Ich will keine Schwierigkeiten bekommen. Ich sehe mich noch mal zur SOAP um, aber Josh wirft mir einen Blick zu, der ausdrücken soll: Der Schule wird es heute egal sein.
    Ich hoffe, er hat recht.
    Unsere Lieblings-Crêperie ist nur ein paar Minuten entfernt und meine Angst vor dem Schuleschwänzen lässt nach, als ich zusehe, wie der Crêpeverkäufer den Teig auf das runde Eisen schöpft. Ich bestelle meine, wie ich es hier immer mache, indem ich auf das Bild eines Bananen-Nutella-Crêpe zeige und »bitte« sage. Der Mann gießt die warme Nussnougatcreme auf den dünnen, pfannkuchenartigen Crêpe, faltet die Banane hinein und tropft noch etwas Nutella obendrauf. Als i-Tüpfelchen fügt er noch eine Kugel Vanilleeis hinzu. Echte Vanille, die gelb mit schwarzen Flecken ist.
    Genüsslich beiße ich hinein. Der Crêpe ist warm und klebrig und schokoladig und perfekt.
    »Du hast Nutella am Kinn«, sagt Rashmi und zeigt mit ihrer Gabel darauf.
    »Mmm«, antworte ich.
    »Sieht gut aus«, meint Josh. »Wie ein kleiner Unterlippenbart.«
    Ich tauche den Finger in die Schokolade und male mir einen Schnurrbart. »Besser?«
    »Nette Idee, aber jetzt siehst du eher wie Hitler aus«, sagt Rashmi.
    Zu meinem Erstaunen höre ich ein leichtes Prusten oder Schnauben von St. Clair. Das macht mir Mut. Ich tauche den Finger noch mal ein und male auf einer Seite einen Zwirbelbart.
    »Ganz falsch«, sagt Josh. »Komm mal her.« Er tippt in den Rand meiner Soße und malt vorsichtig, mit seiner sicheren Künstlerhand, die andere Seite. Dann bessert er meine Hälfte aus. Ich betrachte mein Spiegelbild im Fenster und erkenne einen riesigen geschwungenen Schnurrbart. Alle lachen und klatschen und Mer macht ein Foto.
    Die Männer mit den ordentlich gebundenen Schals am Tisch nebenan machen ein angewidertes Gesicht, also tue ich so, als würde ich die Enden meines Nutellabartes zwirbeln. Meine Freunde biegen sich vor Lachen und endlich, endlich verzieht St. Clair die Mundwinkel zu einem winzigen, kaum erkennbaren Lächeln.
    Es ist ein herrlicher Anblick.
    Ich wische mir die Schokolade aus dem Gesicht und lächle ihn an. Er schüttelt den Kopf. Die anderen beginnen eine Diskussion über merkwürdige Gesichtsbehaarungen – Rashmi hat einen Onkel, der sich mal alle Haare abrasiert hat bis auf die, die am Rande seines Gesichts wuchsen – und St. Clair beugt sich zu mir herüber, um mir etwas zu sagen. Sein Gesicht ist ganz dicht vor meinem und seine Augen liegen tief in den Höhlen. Seine Stimme klingt kratzig. »Wegen vorgestern

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