Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
drauf, Mann. Hau einfach ab.‹«
»Ja, aber ich glaube nicht, dass er St. Clair sagt, es soll ihm alles egal sein. Er weiß nur, dass St. Clair im Moment nicht damit fertig wird.« Ich winde mich ein wenig heraus, denn in Wahrheit würde ich mir schon wünschen, dass Josh uns mehr unterstützen und St. Clair ermutigen würde.
Sie macht den Mund auf, um zu widersprechen, doch ich komme ihr zuvor. »Wie läuft’s im Soccer?«
»Fußball«, korrigiert sie mich und ihre Miene erhellt sich. Meredith ist letzten Monat in eine Pariser Mädchenliga eingetreten und trainiert seitdem fast jeden Nachmittag. Sie informiert mich über ihre neuesten Abenteuer der Soccer-Ausbildung, bis wir den Ladentisch erreichen. Er strahlt geradezu vor ordentlich aufgereihten quadratischen tartes citrons , Biskuitkuchen, die verschwenderisch mit geschmolzener Schokolade übergossen sind, Karamell-Éclairs, die wie Ballettschühchen aussehen, und roten Obstkuchen, deren wilde Erdbeeren mit Puderzucker bestäubt sind.
Und noch mehr macarons .
Dose um Dose mit macarons in jeder erdenklichen Geschmacksrichtung und Farbe. Grasgrün und rosarot und sonnenscheingelb. Und davon jeweils mehrere Varianten. Während Mer überlegt, ob sie Kuchen nimmt, suche ich mir schon mal sechs verschiedene aus.
Rose. Schwarze Johannisbeere. Orange. Feige. Pistazie. Veilchen.
Dann bemerke ich erst die Zimt- und Haselnusspralinen und will auf der Stelle tot umfallen. Über die Theke kriechen, die Finger durch ihre zerbrechliche Kruste bohren und die duftenden Füllungen herauslecken, bis ich keine Luft mehr bekomme. Ich bin so abgelenkt, dass ich erst nach einer Weile merke, dass mich der Mann hinter mir angesprochen hat.
»Hä?« Ich drehe mich um und sehe einen vornehmen Herrn mit einem Basset vor mir. Er lächelt mich an und zeigt auf meine gestreifte Schachtel. Der Mann kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich könnte schwören, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen habe. Er redet in schnellem, freundlich klingenden Französisch.
»Äääh.« Ich gestikuliere unsicher herum und zucke die Schultern. » Je ne parle pas …«
Ich spreche kein …
Er spricht langsamer, aber ich verstehe immer noch kein Wort. »Mer? Hilfst du mir? Mer?«
Sie kommt mir zu Hilfe. Sie plaudern einen Moment lang und seine Augen leuchten, bis sie etwas sagt, das ihm den Atem verschlägt. » Ce n’est pas possible !« Ich brauche die Sprache nicht zu beherrschen, um ein »Oh, no!« zu verstehen, wenn ich es höre. Er mustert mich traurig und dann verabschieden sie sich. Ich werfe meinen eigenen zittrigen Abschiedsgruß ein. Mer und ich bezahlen unsere Leckereien – sie hat sich für un millefeuille entschieden, eine Cremeschnitte aus Blätterteig mit Vanillesoße – und sie bugsiert mich aus dem Laden.
»Wer war das? Was wollte er? Worüber habt ihr geredet?«
»Hast du ihn nicht erkannt?« Sie ist überrascht. »Er betreibt das Kino auf der Rue des Écoles, das kleine mit den rotweißen Lampen. Er führt Pouce ständig vor unserem Wohnheim aus.«
Wir bahnen uns einen Weg durch eine Schar Tauben, denen es egal zu sein scheint, dass wir gleich auf sie treten. Sie gurren laut, schlagen mit den Flügeln und fliegen durcheinander. »Pouce?«
»Den Hund.«
Mir geht ein Licht auf. Natürlich sind mir die beiden schon mal aufgefallen. »Aber was wollte er?«
»Er hat sich gewundert, dass er deinen Freund so lange nicht gesehen hat. St. Clair«, fügt sie hinzu, als ich ein verwirrtes Gesicht mache. Ihre Stimme klingt verbittert. »Wahrscheinlich habt ihr euch dort ein paar Filme zusammen angeguckt?«
»Wir haben dort letzten Monat eine Retrospektive über Spaghettiwestern gesehen.« Ich bin platt. Er hat St. Clair und mich für ein Paar gehalten?
Sie ist still. Eifersüchtig. Aber Meredith hat keinen Grund dazu. Zwischen St. Clair und mir läuft nichts, gar nichts. Und das ist okay für mich, das schwöre ich. Ich mache mir viel zu große Sorgen um St. Clair, als dass ich auf andere Weise über ihn nachdenken könnte. Im Moment braucht er nur Vertrautheit, und Ellie ist ihm vertraut.
Auch über Vertrautheit denke ich in letzter Zeit nach. Ich vermisse Toph wieder. Ich vermisse seine grünen Augen und die späten Abende im Kino, an denen er mich so sehr zum Lachen gebracht hat, dass mir die Tränen gekommen sind. Bridge sagt, er fragt nach mir, aber ich habe ihn in letzter Zeit nicht gesprochen, weil seine Band so viel zu tun hat. Die Dinge laufen gut für die Penny Dreadfuls.
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