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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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weißt du, es gibt da so ein Buch. Es hat lauter weiße Seiten. Und ganz viele Telefonnummern stehen drin. Das gibt’s auch im Internet.«
    »Ist das dein Froooind?«, fragt Seany genau neben dem Hörer.
    Ich schiebe ihn wieder weg. »Er ist ein Freund, nicht mein Freund. Geh und sieh dir den Countdown an.«
    »Was ist mit deinem Handy?«, fragt St. Clair. »Hast du vergessen, es aufzuladen?«
    »Ich kann es nicht fassen! Das sieht mir gar nicht ähnlich.«
    »Stimmt. Ich war richtig schockiert, als die Mailbox ranging. Aber ich bin froh, dass ich jetzt auch deine Festnetznummer habe. Für alle Fälle.«
    Ich finde es toll, dass er sich für mich solche Mühe gemacht hat. »Was treibst du so? Solltest du nicht unterwegs sein und feiern?«
    »Schon, aber Mum geht es heute nicht so gut, deshalb bleibe ich zu Hause. Sie schläft gerade, also werde ich mir den Countdown wohl allein ansehen.« Seine Mom ist vor ein paar Tagen aus dem Krankenhaus gekommen. Es geht ihr mal besser und mal schlechter.
    »Was ist mit Ellie?« Die Wörter purzeln heraus, bevor ich sie aufhalten kann.
    »Ich … äh … hab schon mit ihr gesprochen. In Paris ist bereits das neue Jahr. Sie ist schon am Tag nach Weihnachten zurückgeflogen«, fügt er hinzu.
    Ich stelle mir vor, wie sie am Telefon Amidala-Schmatzgeräusche machen. Mein Herz wird schwer.
    »Sie ist ausgegangen und feiert irgendwo.« Er klingt niedergeschlagen.
    »Tut mir leid, dass ich nur deine zweite Wahl bin.«
    »Sei nicht albern. Dritte Wahl. Mum schläft, schon vergessen?« Jetzt lacht er wieder.
    »Besten Dank. Na, vielleicht sollte ich lieber auflegen, bevor meine erste Wahl einschläft.« Ich blicke kurz zu Seany hinüber, der im anderen Zimmer ganz still geworden ist.
    »Unsinn, ich hab doch gerade erst angerufen. Aber wie geht’s ihm denn? Er klang gut, auch wenn er kein Wort von dem verstanden hat, was ich gesagt habe.«
    »Du redest wirklich komisch.« Ich muss lächeln. Ich liebe es, wie er redet.
    »Das musst du gerade sagen, Atlanta. Ich hab schon gehört, wie dir der Südstaatenakzent rausgerutscht ist …«
    »Nein!«
    »Doch! Mehrere Male diese Woche.«
    Ich mache ein grummliges Geräusch, aber mein Grinsen wird breiter. Ich habe auch mit Meredith ein paar Mal während der Ferien telefoniert, aber mit ihr macht es nicht so viel Spaß wie mit St. Clair. Ich gehe mit dem Telefon ins Wohnzimmer, wo es sich Seany mit meinem Tusken-Räuber bequem gemacht hat. Wir sehen uns zusammen den Countdown an. St. Clair ist erst drei Stunden nach uns dran, aber das ist uns egal. Als es hier Mitternacht ist, blasen wir in imaginäre Tröten und werfen imaginäres Konfetti.
    Und drei Stunden später, als es bei St. Clair Mitternacht ist, feiern wir noch einmal.
    Und zum ersten Mal seit meiner Rückkehr bin ich richtig glücklich. Es ist schon seltsam. Mein Zuhause. Ich habe mich so lange danach gesehnt, nur um dann zurückzukommen und festzustellen, dass es nicht mehr da ist. Nur um hier in meinem offiziellen Zuhause zu sein und zu merken, dass »zu Hause« für mich jetzt woanders ist.
    Aber das stimmt auch nicht ganz.
    Ich vermisse Paris, aber es ist auch nicht mein Zuhause. Es ist eher so … dass ich mich hiernach gesehnt habe. Nach dieser Wärme am Telefon. Kann es sein, dass »zu Hause« kein Ort, sondern eine Person ist? Früher war Bridgette mein Zuhause. Vielleicht ist es jetzt St. Clair.
    Ich grüble darüber nach, während unsere Stimmen müde werden und wir langsam aufhören zu reden. Wir leisten uns nur noch gegenseitig Gesellschaft. Mein Atem. Sein Atem. Mein Atem. Sein Atem.
    Ich könnte es ihm niemals sagen, aber es stimmt.
    Das hier ist »zu Hause«. Wir beide.


    Kapitel dreißig
    E s macht mich traurig, wie erleichtert ich bin, nach Frankreich zurückzukehren. Der Flug ist lang und ruhig. Ich fliege zum ersten Mal allein. Nach der Landung am Paris-Charles-de-Gaulle kann ich es gar nicht abwarten, zur School of America zu kommen, auch wenn das bedeutet, mich allein in der métro zurechtfinden zu müssen. Es ist fast so, als hätte ich keine Angst mehr, damit zu fahren.
    Das kann nicht sein. Oder?
    Aber die U-Bahn-Fahrt ins Quartier Latin verläuft glatt und problemlos, und ehe ich michs versehe, schließe ich auch schon meine Tür auf und packe meinen Koffer aus. In der Résidence Lambert sind die angenehmen dumpfen Geräusche der anderen zurückkehrenden Schüler zu hören. Ich linse durch die Vorhänge zum Restaurant auf der anderen Straßenseite hinüber.

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