Herzklopfen - Down Under (German Edition)
zum Scherzen zumute. Zum Flirten noch viel weniger. »Antworte.«
»Ich hab geschlafen, aber Chris ist nicht zu Hause. Ich hätte ihn gehört. Außerdem könntest du ruhig etwas charmanter mit der Mutter deines ehemaligen guten Freundes umgehen, mein Lieber«, entgegnete sie verschnupft.
Bei den Worten `guter Freund´ zuckte Jake zusammen. Er beendete das Gespräch rasch. Nicolette konnte ihm nicht weiterhelfen. Es schien sie auch nicht zu beunruhigen, dass ihr Sohn bislang nicht aufgetaucht war. Wahrscheinlich war sie gewohnt, dass er sich nachts herumtrieb. Jake stieß einen frustrierten Seufzer aus. Noch einmal ging er im Geist alle Straßen, Orte und Plätze durch, versuchte sich an jedes Gespräch zu erinnern, das er geführt hatte.
Ein fetter Tropfen klatschte auf seinen Nasenrücken. Unvermittelt begann es zu prasseln. »Shit!« Fluchend sprang er vom Geländer, setzte den Helm auf und eilte zurück zu seiner Maschine. Was nun? Vielleicht sollte er erst einmal nach Hause fahren und in Ruhe nachdenken …
Das grelle Quietschen von schlitternden Reifen ließ ihn innehalten. Als er sich umdrehte, sah er einen Wagen mit hohem Tempo um die Kurve am Albert Place schießen. Idiot! Wahrscheinlich schon wieder einer, der bei der Strandparty über die Stränge geschlagen hatte und nun den starken Mann markieren musste. Er kniff die Augenbrauen zusammen, um besser durch den Regenvorhang sehen zu können. Mit kreischenden Bremsen hielt der Fahrer vor dem Hotel Victor. Er fuhr einen Pick-up. Einen Ford Falcon. Grün, vermutete Jake. Das Auto strotzte derart vor Schmutz, dass Jake Mühe hatte, die wirkliche Farbe zu identifizieren. Dennoch, irgendwie kam ihm die Rostlaube bekannt vor. Wo hatte er die Karre schon einmal gesehen? Die Fahrertür wurde aufgestoßen, laute Rockmusik drang plärrend nach draußen. Jetzt erkannte Jake das Gefährt. Und seinen Fahrer. Er schluckte hart, sein Puls beschleunigte sich. Es war Hunt. In engen Jeans, als sei er darin eingenäht worden, und den unvermeidlichen Cowboystiefeln schob er sich lässig aus dem Wagen. Dieses Schwein!
Einem ersten Impuls folgend, wollte Jake auf ihn zustürmen und ihn zusammenschlagen. Es juckte ihn in den Fingern, seinem Widersacher zu verdeutlichen, was er von ihm hielt, bis diesem Hören und Sehen verging. Doch vielleicht war das nicht die schlaueste Lösung. Er sollte lieber versuchen, herauszufinden, was dieser Mistkerl vorhatte, und vor allem, ob Nele im Pick-up saß.
Jake legte seinen Helm ab und hängte ihn an den Lenker des Motorrads. Dabei ließ er Chris keine Sekunde aus den Augen. Im Schatten der Kiefern pirschte er sich näher heran. Als er die Straße erreichte, konnte er Hunt gerade noch um die Ecke des Gebäudes verschwinden sehen. Was zum Henker hatte er vor? Es sah aus, als steuerte er den Treffpunkt der Gang an … Geschwind überquerte Jake die stille Esplanade und eilte zum Auto. Sein Herz klopfte stürmisch, als er um den Wagen schlich und durch die Fenster spähte.
Nichts. Keine Spur von Nele. Die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten, während er seinen Blick schweifen ließ. Chris war allein unterwegs. Das bedeutete, dass er Nele irgendwo abgesetzt haben musste. Oder gefangen hielt, fügte er grimmig hinzu. Doch wo?
Er beschloss, ihm hinterherzuschleichen, aber das Knirschen von Schritten auf Kies ließ ihn innehalten. Hunt kam zurück. Grimmig verzog Jake den Mund. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf leisen Sohlen durch den Regen zurück zu seiner Suzuki. Von dort aus sah er Chris mit einer kleinen braunen Papiertüte in der Hand um die Ecke biegen. Offensichtlich hatte er sich mit jemandem getroffen. Jake fragte sich, was in der Tüte sein könnte. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Er musste Nele so schnell wie möglich finden! Wer wusste, was Hunt plante? Jake traute ihm alles zu.
Erinnerungen an jene furchtbare Nacht, in der ein unschuldiger Mensch seinen Tod fand, schlichen sich in seine Gedanken. In seiner Magengrube formte sich ein harter Klumpen. Diese schrecklichen Bilder würden ihn sein Leben lang begleiten. Es war ihm ein Rätsel, wie die anderen aus der Clique diesen Vorfall so leicht hatten wegstecken können … Als Chris ins Auto stieg, schoss Jake ein Gedanke durch den Kopf. Er musste ihm folgen. Wenn er Glück hatte, würde Hunt ihn auf direktem Weg zu Nele führen.
Als der Motor des Ford Falcon aufjaulte und seine Scheinwerfer aufblendeten, schwang Jake sich auf sein Motorrad, stülpte den Helm
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