Herzklopfen - Down Under (German Edition)
scharfkantige Nägel glitten wie winzige Messer über ihren Rücken, ihre Taille, ihren Bauch. Derbe Finger bohrten sich in ihr Fleisch. Panik und Abscheu überwältigten sie, als sich seine Hand weiter nach oben tastete. Er stöhnte leise auf, als er ihre Brust umschloss.
Nele brach der kalte Schweiß aus allen Poren. Hier passierte etwas so Furchterregendes, etwas, das bis vor Kurzem noch jenseits all ihrer Vorstellungskraft gelegen hatte …
»Gefällt dir, oder?« Sein Atem kam stoßweise, sein Unterleib mit seiner harten Erektion drängte gegen ihren Bauch. Er ging in die Knie, hob ihr Shirt, damit seine Lippen ihre Brust berühren konnten.
Nele schloss die Augen, öffnete den Mund und schlug mit aller Kraft ihre Zähne in seinen Oberarm.
Wie ein getretener Hund jaulte er auf. Überrumpelt ließ er von ihr ab, starrte ungläubig auf die Bisswunde an seinem Arm. Blitzschnell duckte Nele sich unter ihm hinweg. Sie rannte, so schnell ihre Füße sie trugen, floh in den Schutz des Waldes. Zweige und Blätter schlugen ihr ins Gesicht, kleine Äste und dorniges Gestrüpp schürften die Haut an ihren nackten Armen und Beinen auf. Die Luft, nach Tannennadeln, Harz, Eukalyptus und feuchter Erde duftend, brannte in ihren Lungen. Sie blickte sich nicht um. Ihr Herz hämmerte wie ein Kolben in ihrer Brust, das Blut schoss durch ihre Adern. Äste und Zweige zerbrachen knisternd und knackend viel zu laut unter ihren Sohlen.
Sie rannte, bis der Wald zunehmend undurchdringlicher wurde. Sie musste ihren Schritt verlangsamen, denn hier und da drang das Mondlicht nur noch spärlich durch das dichte Blattwerk der hohen Bäume. Sie stolperte über den mit kräftigen Wurzeln durchzogenen Boden, kämpfte sich durch wirres, teilweise dorniges Gestrüpp. Schließlich blieb sie keuchend stehen und rang nach Luft.
War Chris ihr auf den Fersen? Seltsame, fremde Geräusche wisperten durch den nächtlichen Wald. Knarrend bewegten sich die Äste der mächtigen Eukalypten, wenn der Wind durch sie strich. Laub raschelte geheimnisvoll. Geradezu gespenstisch schimmerten die Leiber der Bäume, wo das Mondlicht auf sie traf. Es knackte, ein Schatten huschte durchs Unterholz. Nele sah ihm hinterher. Sie bemerkte das Aufschimmern eines sich windenden, schlanken Leibs. Eine Schlange!
Nele schlug eine Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Um sie herum war der Busch voller Leben. Schlangen, Dingos, Wombats, Geckos, Käfer und – Spinnen. Die kleinen Härchen auf ihren nackten Armen stellten sich auf. Ihre Kopfhaut begann zu prickeln. Automatisch glitt ihr Blick hinunter zu ihren Füßen. Wenn sie sich vorstellte, dass irgendetwas an ihr hochkroch … Nein, bloß nicht daran denken! In diesem Augenblick wünschte sie sich weit, weit fort. Weg aus diesem grässlichen Land, das ihr mit den exotischen und tödlichen Tieren und den unbekannten Geräuschen so fremd erschien wie nie zuvor. Wie gern würde sie sich jetzt in die beschützenden Arme ihrer Mutter werfen.
Ein plötzliches, durchdringendes, wildes Heulen sandte eisige Schauder über ihren Rücken. Es könnte das Jaulen eines Hundes gewesen sein. Vielleicht hatte sie Glück und befand sich ganz in der Nähe einer Farm? Oder aber ein Dingo hatte ihre Witterung aufgenommen und machte sich jetzt auf die Jagd nach ihr … Ihre Unterlippe begann zu zittern. Wie hatte sie nur in diese verflixte Situation hineingeraten können? Sie hätte sich niemals auf diesen wahnsinnigen Chris eingelassen, wenn Jake sie nicht so verletzt hätte. Der Gedanke an Jake trieb neue Tränen in ihre Augen. Was gäbe sie darum, wenn er sie noch einmal, noch ein einziges Mal aus Chris’ Fängen retten würde. Aber er wusste ja nicht, dass sie tief im Busch bei Inman Valley herumirrte. Wie sollte er ahnen, dass Chris Hunt sie verschleppt hatte?
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Ein lautes Knacken, wie von einem brechenden Ast. Sie stand mucksmäuschenstill, lauschte angestrengt. Es knackte wieder, diesmal näher. Ihr stockte der Atem. Ihr wurde heiß. Das waren Äste, die unter Schuhsohlen zerbrachen!
Sie sah hektisch umher. Kurz entschlossen flitzte sie hinter den kräftigen Stamm einer Kiefer. Während sie in deren Schutz am Boden kauerte, wagte sie es kaum, zu atmen. Chris durfte sie nicht finden. Er war gefährlich. Lieber würde sie weiter im wilden Busch umherwandern, als diesem Verrückten erneut in die Hände zu fallen. Das Blut rauschte lärmend in ihren Ohren. Wild hämmerte ihr Herz
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