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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Kate.
    »Sie sind nach der Probe in den Pub gegangen«, antwortete ich, bevor sie die Lage für sich noch schlimmer machte und alles abstritt. »Sie waren im Pub und haben ein bisschen getrunken, und dann musste ich sie abholen. Das ist alles.«
    Hoffentlich schluckte er das. Das tat er, aber er spuckte es gleich wieder aus.
    »Das ist alles? Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir das zu erzählen? Heute Morgen zum Beispiel? Bevor Amandas Vater mir mit dem schlechten Benehmen meiner Tochter in den Ohren gelegen hat?«
    »Ich erzähle es dir ja jetzt«, erwiderte ich ruhig. Er ignorierte mich und blickte Kate an.
    »Ein bisschen?«, fragte er betont.
    »Hör zu, Dad«, begann sie.
    »Angeblich konntet ihr kaum noch stehen! Und was hast du überhaupt im Pub zu suchen? Du bist sechzehn.«
    Ich sah Kate förmlich an, wie ihr Gehirn zusammenrechnete, wie oft ihre Eltern diesen Satz gesagt hatten. Anscheinend war das Maß voll. Sie atmete geräuschvoll durch die Nase ein und ballte die Fäuste.
    »Du lieber Himmel, Dad! Fast siebzehn. Okay? Und zu deiner Information: Es gibt kein Gesetz, das Siebzehnjährigen – oder Sechzehnjährigen – verbietet, in Pubs zu gehen. Jedenfalls nicht auf diesem Planeten. Nicht unter normalen Menschen.«
    Jonathans Gesicht wurde röter. O Gott. Jetzt legte er erst richtig los.
    »Ach so«, knurrte er. »Ach so, Fräulein. Dann willst du mir also erzählen, dass du nicht illegal Alkohol getrunken hast, was? Dann hat sich Amandas Vater wohl eingebildet, dass seine Tochter sich die ganze Nacht übergeben hat? Na?«
    Das war wenigstens gerecht.
    »Ja«, warf ich ein, »das stimmt. Sie haben tatsächlich beide zu viel getrunken. Und ich habe Kate auch unmissverständlich dafür ausgeschimpft. Sie hat ihre Lektion sicher gelernt. Oder?«, fragte ich sie betont, damit sie endlich den Mund zumachte und sich nicht noch tiefer ins Unglück ritt.
    Wann würde sie endlich begreifen, dass diese Art von Konfrontation mit ihrem Vater zu nichts führte?
    »Jonathan, sieh mal«, sagte ich, »wir können später darüber reden. Wenn wir uns darüber streiten, ist keinem geholfen. Kate …«
    Er warf mir einen finsteren Blick zu. »Ach so. Ich darf also meiner Tochter keine Vorhaltungen machen, wenn sie sich wie eine komplette Idiotin aufführt, richtig? Das ist wohl dein Job, oder was?«
    »Jonathan, du warst nicht da. Ich habe dir doch gesagt, dass ich alles geklärt habe.«
    »Dad, es tut mir leid, okay?«, sagte Kate. Ihre Stimme klang allerdings nicht danach. »Ich habe meine Lektion gelernt. Ich werde es nicht wieder tun. Können wir es einfach dabei belassen?«
    »Nein, wir werden es nicht dabei belassen, Fräulein!« Wieder warf er mir einen finsteren Blick zu. »Wie soll ich dir das denn glauben? Ich soll dir vertrauen, wenn du mein Vertrauen ständig missbrauchst? Wie kommst du darauf?«
    Vertrauen. So ein machtvolles Wort. Kate kniff die Augen zusammen.
    »Ich habe dir doch gesagt …«
    »Jonathan, bitte«, warf ich ein. »Können wir es im Augenblick nicht einfach so stehen lassen? Wir können morgen früh darüber reden. Wir sind alle müde, und Kate und ich ha-
ben …«
    »Ach so«, sagte er wieder und ergriff seine Schläger.
    Einen schrecklichen Moment lang glaubte ich, er würde sie nach mir schleudern. Aber das tat er nicht. Er schob sie unter den Arm und fuchtelte mit der anderen Hand in der Luft herum.
    »Ach so«, wiederholte er. »Es geht mich also nichts an? Nun gut. Du kannst meine Autorität ruhig untergraben. Mach nur so weiter. Du bist die Expertin, Sally. Auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen.«
    »Das sage ich doch gar nicht, Jonathan. Ich habe nur gedacht, es ist besser, wenn wir morgen früh in aller Ruhe darüber reden. Das ist alles.«
    »Also wenn es dir passt. Na gut.« Er drehte sich auf dem Absatz um und marschierte wieder hinaus.
    Ich hörte, wie er den Motor anließ.
    Na toll.
    »Gut gemacht«, sagte ich zu Kate. »Jetzt ist dein Vater wütend. Danke, Kate. Sehr gut.«
    »Ja, gut«, murrte sie. »Es ist wirklich gut so. Ich hasse ihn.«
    »Kate, das …«
    »Doch, ich hasse ihn.« Sie wirbelte herum und schlug die Kühlschranktür zu. »Und er hasst mich offensichtlich auch. Nie hat er ein gutes Wort für mich übrig. Was ich mache, interessiert ihn gar nicht. Er hat mich nicht einmal gefragt, wie meine Arbeiten gelaufen sind. Und nach meinem Tanzen fragt er auch nie. Seit ich zehn bin, war er noch nie in einer Vorführung. Ständig kritisiert er

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