Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
deine noch auf Jacks Seite stellen. Das ist zu persönlich. Private Angelegenheiten erfordern einen großen gefühlsmäßigen Einsatz, und sie haben ein unglaublich gutes emotionales Erinnerungsvermögen.“
„Du bist ein Weichei“, beschimpfte Mel ihn. „Volltreffer!“
„Was, wenn Jack dich fragt?“, wollte sie wissen. „Dann sage ich ihm dasselbe.“
„Es ist ziemlich schwierig, einen Konsens zu erzielen, wenn niemand mir seine Meinung verraten will …“
Stirnrunzelnd betrachtete Cameron sie. „Einen Konsens in-wiefern?“
„Ob ich verrückt bin oder nicht“, antwortete Mel achselzuckend.
„Okay, ich habe doch eine Meinung dazu“, erwiderte er. „Du bist nicht verrückt. Wie findest du das?“
„Würdest du das bitte Jack erzählen?“
„Nein“, entgegnete Cameron knapp. „Außerdem weiß Jack, dass du nicht verrückt bist.“
„Da bin ich mir nicht so sicher. Er glaubt, es ginge hier eher um meine Trauer wegen des Verlusts meiner Gebärmutter als um den tatsächlichen Wunsch nach einem weiteren Kind.“
„Tatsächlich?“, fragte Cameron. „Das ist doch schon eine Weile her, oder? Ein paar Jahre?“
„Genau!“, erwiderte Mel beinahe triumphierend. „Seitdem ist jede Menge Zeit vergangen.“
„Ich bin ein bisschen irritiert. Wieso könnte das der Fall sein?“ „Kann es nicht! Allerdings ist Jack der Überzeugung, dass seitdem zu viele Sachen passiert sind, die mich davon abgelenkt haben zu trauern, und dass ich demzufolge zu wenig Zeit hatte, mich an den Verlust zu gewöhnen. Da waren zum Beispiel die Operation, der Waldbrand, der Tod von Doc, Ricks Rückkehr aus dem Irak und all die Veränderungen, die er und Jack wegen seiner Verletzung verarbeiten mussten … Aber ich bin mir sicher,dass es nicht …“ Sie legte den Kopf zur Seite und lauschte. „Ah, mein Schwangerschaftsberatungstermin.“ Sie stellte die Kaffeetasse ab. „Danke, dass du mich nicht für verrückt hältst.“
Cameron lächelte halbherzig und nickte. Allerdings kaum, dass Mel die Küche verlassen hatte, sagte er zu sich selbst: „Wow, interessant …“
Mel traf sich mit ihrer neuen Patientin am Empfang. Sie wusste nichts von ihr, außer dass sie Marley Thurston hieß, achtzehn Jahre alt war und ihr erstes Kind erwartete. Marley Thurston wurde von einem jungen Mann begleitet, der ihr die Hand auf den schmalen Rücken legte.
„Sie müssen Marley Thurston sein“, begrüßte Mel sie und reichte ihr die Hand. „Mel Sheridan. Wie fühlen Sie sich?“
„Gut“, antwortete Marley Thurston und gab ihr die Hand. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Das ist mein Freund, Jake Conroy.“
„Wie geht es Ihnen? Würden Sie mir ein paar Formulare ausfüllen, bevor ich Sie untersuche?“
„Klar. Doch könnten wir vielleicht vorher darüber sprechen? Die Schwangerschaft und so was?“
„Natürlich. Folgen Sie mir. Das Büro ist frei – lassen Sie uns da hineingehen.“ Und Mel zeigte ihnen den Weg. Sobald sie hinter dem Schreibtisch saß und die beiden ihr gegenüber Platz genommen hatten, begann Mel mit der Fragestunde. „Ich spüre, dass Sie etwas auf dem Herzen haben. Brauchen Sie etwas Bestimmtes?“
Die beiden sahen sich gegenseitig an, das heißt, der junge Mann schaute eigentlich zu Boden und überließ es Marley zu antworten. „Die Schwangerschaft war nicht geplant“, erklärte sie. „Meine Freundin Liz Anderson sagte, dass, falls Sie uns nicht helfen können, niemand uns helfen kann.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Deshalb sind wir aus Eureka hierhergekommen, weil wir mit Ihnen reden wollten.“
Liz und Mel kannten sich schon seit einer Ewigkeit. Liz und Rick waren nun verlobt und bald verheiratet. Mel verschränkte die Hände auf dem Tisch. „Das kommt natürlich darauf an, welche Art von Hilfe ihr braucht. Wenn ich nicht in der Lage bin, euch zu helfen, kann ich euch vielleicht an die richtige Stelle verweisen.“
„Das Ding ist …“ Marleys Stimme versagte, und Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie schien nicht weitersprechen zu können.
„Es war nicht … Es war ein Unfall“, erklärte der junge Mann. „Mein Fehler. Absolut mein Fehler.“
„Das geht schnell“, erwiderte Mel. „So etwas kommt vor. Sind Sie sicher, dass Sie schwanger sind? Wir haben Sie noch nicht untersucht.“
Sie nickte „Im dritten Monat. Jedenfalls fast, schätze ich. Mrs Sheridan, wir haben entschieden, dass ein Kind im Moment nicht in unser Leben passt. Wir haben gerade unser erstes Jahr am
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