Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
hatten das alles schon besprochen. Sie sagt, das sei nicht ihr Problem.“
„Es wird aber, so wahr mir Gott helfe, zu ihrem Problem werden, wenn sie es ignoriert. Beeil dich mal ein bisschen da!“
„Es ist noch nicht eingegangen“, meinte Annalee gelassen. „Beruhige dich.“
„Überprüfe doch einfach meine Transfer-Bescheinigung“, befahl ihr Erin. „Die Banken brauchen normalerweise vierundzwanzig Stunden, bevor sie den Geldeingang verbuchen.“
„Nun, du solltest vielleicht die Bank wechseln“, sagte Annalee in einem lockeren Tonfall. „Meine braucht zwar vierundzwanzig Stunden für eine Überweisung, allerdings verbuchen sie alles sofort.“ Sie lehnte sich zurück und spielte mit der Waffe. „Es dauerte bestimmt nicht mehr allzu lange.“
Wie konnte diese Frau angesichts der Wehen von Marcie, und obwohl sie wusste, wie gefährlich die Situation für ihre Schwester war, so ruhig bleiben? Andererseits, falls sie wirklich eine Soziopathin war, würde sie nichts berühren. Es war unheimlich, ihre Ruhe zu beobachten. Es kam Erin wie eine Ewigkeit vor. Während sie neben Marcie saß, konnte sie spüren, wie der große Babybauch sich mehrmals an- und wieder entspannte.
„Hast du sie gezählt?“
„Sie kommen alle fünf Minuten oder so. Noch kein Grund zur Beunruhigung. Vielleicht verschwindet sie bald, und wir können uns dann um die Geburt kümmern.“ Sie holte tief Luft. „Ian wird mich umbringen.“
„Sobald es dir wieder besser geht. Kannst du dich darauf konzentrieren, das Baby noch nicht zu kriegen? Mithilfe von Selbsthypnose oder so?“
„Keine Ahnung“, antwortete Marcie. „Bis heute hatte ich mich eigentlich eher darauf konzentriert, es ein bisschen früher zu bekommen …“
„Na toll!“, kommentierte Erin.
Da ertönte ein feines Ping ! Annalee sagte: „Gut.“ Sie klappte den Laptop zu. „Gut gemacht.“
„Ich hasse es, mit ansehen zu müssen, wie du uns ausraubst und abhaust, doch wir verstehen dich schon.“
Annalee lachte. „Weißt du, was ich am meisten bewundere? Eine Frau, die ihren Humor nicht verliert, obwohl sie unter Druck steht. Aber lieber Himmel, das lief alles so glatt, dass ichglaube, wir sollten auf Aiden warten und das Ganze noch einmal wiederholen. Das Vergnügen verdoppeln.“
„Soweit ich weiß, hatte Aiden nicht vor, hierherzukommen“, sagte Erin. „Er ist mit seinem Bruder nach Eureka gefahren und wird erst heute Abend im Haus seines Bruders zurückerwartet. Ich werde mich nachher dort mit ihm treffen.“
„Lass ihm ein bisschen Zeit, dich zu vermissen“, erwiderte Annalee. Erin beugte sich nach vorne. „Übertreibe es nicht, Annalee. Wenn du dir zu viel Zeit lässt, bis man sich Sorgen um uns macht, ist es möglicherweise zu spät. Ich habe dir ein schönes finanzielles Polster verschafft. Hau ab, bevor die Polizei deine Spur aufnimmt.“ Wie aufs Stichwort klingelte das Telefon. Und es klingelte und klingelte und klingelte. Als die Mailbox ansprang, sagte Erin: „Ehrlich. Treibe es nicht auf die Spitze. Oder falls du noch mehr Geld brauchst, sollte ich es dir vielleicht überweisen, damit du wegkannst …“
„Normalerweise wäre ich damit einverstanden, aber es gibt auch immer einen Punkt, an dem sich die Leute zu fragen beginnen, was hinter solchen großen Überweisungen steckt. Nach meiner Erfahrung sind fünfzigtausend Dollar viel, allerdings gerade noch unauffällig genug. Geben wir Aiden noch etwas Zeit. Außerdem … hätte ich gar nichts dagegen, ihn einfach noch einmal zu sehen …“
„Du begreifst aber schon, dass er, falls er versucht hat, mich hier zu erreichen, nicht alleine, sondern mit Verstärkung kommen wird? Mit der Polizei. Annalee, sei schlau. Du kannst uns erschießen oder meinetwegen mit vorgehaltener Waffe hier herausschleppen, doch du wirst nicht fliehen können. Wenn du gehst, bevor jemand bemerkt, was hier vorgefallen ist, kannst du es vielleicht sogar schaffen.“
„Es ist so nett von dir, dass du dich so um mich sorgst, doch ich glaube, es wird alles gut gehen. Wir lassen ihm ein bisschen Zeit.“
Marcie jammerte, und ihr entschlüpfte ein heiseres Stöhnen.Die Situation eskalierte.
„Ich muss auf Toilette“, sagte Erin. „Halte noch aus.“
„Ich muss jetzt!“
„Dann mach dir meinetwegen in die Hose. Interessiert mich nicht. Kannst du nicht bei der Sache bleiben?“ „Wie lange, schlägst du vor, sollen wir auf Aiden warten? Denn meine Schwester braucht dringend ärztliche
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