Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
sie sah, was dieses Lächeln in Annalees Gesicht anrichtete. „Himmel, nein. Das würde mich nur unnötig behindern.“
„Na ja, dass du dein Gewehr auf meine schwangere Schwester richtest, während ich das Geld hole, würde ich als Geiselnahme bezeichnen. Ich kann mir nur schwer etwas anderes vorstellen, das du damit erreichen willst. Hast du nicht schon genug Schwierigkeiten?“
„Warte, bis du darüber alles hörst“, erklärte Marcie. „Es ist an und für sich ziemlich schlau.“ Erin blickte Marcie finster an. „Aber das ist es.“
„Überlass das mir“, erwiderte Erin.
„Wir werden es per Computer erledigen“, erklärte Annalee. „Jeder macht Onlinebanking. Ich brauche fünfzigtausend Dollar, die auf mein Auslandskonto überwiesen werden. Mach dir keine Sorgen, ich werde sie mir von dort abholen.“
Erin schüttelte den Kopf. „Du machst Scherze.“
„Nicht im Geringsten. Würdest du das für mich erledigen, oder wollen wir auf Aiden warten?“
Erin dachte eine Sekunde darüber nach. „Ich kann das übernehmen“, meinte sie. „Ich muss nur telefonieren. Mit meiner Investmentmanagerin. Sie transferiert das Geld von meinem Privat- auf mein Geschäftskonto, von wo aus ich es dann dir überweisen kann. Online.“
„Wenn du es versaust oder jemandem einen Tipp gibst, kriegen wir enorme Schwierigkeiten miteinander“, drohte Annalee. „Ich versaue es nicht“, versprach Erin. „Verschwindest du dann?“
„Unbedingt. Weshalb sollte ich mich sonst noch länger hier aufhalten?“
„Wo ist dein Komplize? Dieser Kerl Mujo?“
„Nun, das ist das Problem“, erwiderte Annalee. „Nachdem wir gemerkt haben, dass man hinter uns her ist, hat er sich abgesetzt und mich einfach im Stich gelassen. Nicht zum ersten Mal. Doch er kommt immer zurück, sobald sich die Dinge wieder beruhigt haben. Nur, im Augenblick kann ich ohne Geld nirgendwohin. Und wie immer hat er alles mitgenommen, was wir besaßen.“ Sie lächelte. „Ich werde ihn finden. Ich weiß, wo ich nach ihm suchen muss.“
„Er hat dein Gesicht so zugerichtet, oder?“, fragte Erin.
„Mujo ist ein bisschen jähzornig, allerdings bin ich das auch. Ich habe ihn vermutlich gereizt.“
„Annalee“, sagte Erin und schüttelte den Kopf. „Warum um alles in der Welt willst du ihn zurück? Kannst du denn nicht jeden Mann kriegen, den du haben willst?“
„Niemand ist so wie wir“, antwortete sie. „Ich und Mujo. Niemand versteht uns, und niemand ist wie wir. So ist es eben.“
Erin kam gar nicht mehr nach mit Kopfschütteln. „Was für ein Leben“, murmelte sie. Dann ging sie langsam und vorsichtig zu ihrem Schreibtisch, der gefährlich nahe bei Annalee stand. Erin klappte ihren Laptop auf und loggte sich ein. Anschließend nahm sie ihr Telefon und rief bei ihrer Bank an. Sie begrüßte die Assistentin ihrer Kundenberaterin freundlich, erklärteihr, dass sie vorhatte, eine größere Summe für die Anzahlung eines Hauses am See in Nordkalifornien zu tätigen, und bat sie, ihr die Fünfzigtausend auf ihr Girokonto zu überweisen. Als das erledigt war, sah sie Annalee an. „Was jetzt?“
„Meine Bankdaten liegen gleich da neben dem Computer.“
Erin holte tief Luft und erledigte den Rest. Die ganze Ak-tion dauerte weniger als fünfzehn Minuten, was unglaublich beängstigend war. „Erledigt“, meinte sie.
„Ich werde es überprüfen müssen“, erwiderte Annalee. „Geh bitte vom Laptop weg und tue nichts Unüberlegtes. Ich möchte heute lieber niemanden erschießen müssen, doch dir sollte klar sein, was mir meine Freiheit bedeutet.“
„Kein Problem. Überprüfe ruhig alles“, entgegnete Erin und trat hinüber zu Marcie auf der Couch. „Wie geht es dir? Alles in Ordnung?“, fragte sie ihre Schwester.
„Na ja, ja und nein“, antwortete Marcie. „Es geht mir einigermaßen, allerdings habe ich ein paar ernst zu nehmende Wehen. Sie kommen in immer regelmäßigeren Abständen und werden stärker. Das sind echte Wehen. Das heißt, ich müsste eigentlich meinen Arzt informieren und mich mit ihm im Krankenhaus treffen. Aber im Moment …“
Erin schoss hoch und brüllte Annalee an. „Begreifst du, was hier gerade abläuft? Dass meine Schwester Wehen hat und für einen Kaiserschnitt ins Krankenhaus muss? Wir haben keine Zeit zu verlieren! Es könnte riesige Konsequenzen für dich haben, wenn du uns aufhältst!“
Annalee schaute vom Computer hoch, als fühle sie sich gelangweilt.
Marcie berührte Erins Arm. „Wir
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