Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
Die Frau zuckte mit den Schultern. „Ich muss jemanden anrufen …“
„Kannst du vergessen, Süße. Nimm dein Wasser und ab auf die Couch.“
„Oh Gott“, stöhnte Marcie.
Die Frau lächelte böse. „Da bist du hier an der falschen Adresse, Baby“, erklärte sie kalt.
Erin und Aiden unternahmen am Vormittag eine Fahrradtour entlang des Eel River in Fortuna. Sie hatten ein frühes Mittagessen, einen Meeresfrüchtesalat, im Innenhof eines Restaurants zu sich genommen und fuhren anschließend zu Luke, um dort den Nachmittag zu verbringen. Erin war ganz damit beschäftigt, das Baby zu halten und beim Baden zu helfen, als Aiden sagte, dass er Luke begleiten würde, der Art bei Netta absetzen und noch einkaufen wollte. Er versprach, bis spätestens fünf Uhr wieder zurück zu sein.
Als das Baby gegen zwei zum Schlafen hingelegt wurde, klingelte das Telefon. Shelby nahm ab und reichte den Hörer dann Erin. „Dein Schwager“, sagte sie, allerdings klang es eher wie eine Frage.
Erin griff nach dem Hörer. „Ian? Ist mit Marcie alles in Ordnung?“
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte er. „Sie hat sich Sorgen um dich gemacht und mir eine Nachricht hinterlassen – sie hat sich entschieden, nach Virgin River zu fahren, um nach dir zu schauen.“
„Sorgen um mich? Aber warum das denn?“
„Sie hat deinem Tonfall irgendwas entnommen“, erklärte er. „Ich kann es nicht erklären – aber du kennst Marcie. Auf dem Zettel stand, dass sie mich anrufen würde, wenn sie in Virgin River angekommen ist, allerdings hat sie das nicht getan. Sie müsstejetzt längst da sein, aber in der Hütte geht niemand ans Telefon.“ „Ich fahre gleich hoch und warte auf sie. Sobald ich sie sehe, melde ich mich bei dir.“
„Ich bin jetzt auch auf dem Weg dahin und lege sie, sobald ich da bin und feststelle, dass ihr nichts fehlt, übers Knie.“ „Ian, setz dich mit der Highway Patrol in Verbindung“, sagte Erin. „Wenn Marcie noch nicht in der Hütte ist, lass die Highway Patrol nach ihrem Wagen Ausschau halten. Vielleicht hatte sie unterwegs ein Problem mit dem Auto. Gib ihnen die genaue Route durch, die sie genommen hat.“
„Mach ich. Ruf mich an, sobald du bei der Blockhütte bist.“
Erin beendete das Gespräch und blickte Shelby ratlos an. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Wie seltsam. Offenbar hat sich Marcie eingebildet, mit mir sei etwas nicht in Ordnung. Dabei habe ich ihr versichert, dass alles bestens ist – aber mög-licherweise klang ich am Telefon ein bisschen gestresst. Jeden-falls hat sie sich auf den Weg hierher gemacht, damit sie sich selbst davon überzeugen kann. Ich werde zur Hütte fahren und auf sie warten.“
„Soll ich mitkommen?“, bot Shelby an.
„Nutze es aus, dass das Baby seinen Mittagsschlaf hält, und ruh dich selbst ein wenig aus. Wir sehen uns später. Sag einfach nur Aiden Bescheid, dass ich schon aufgebrochen bin.“
Als sie wenig später bei ihrer Hütte eintraf, entdeckte sie Marcies Auto. „Gott sei Dank“, sagte sie zu sich selbst. „Dieser kleine Frechdachs!“ Sie ging zur Tür und fand Marcie auf dem Ledersofa vor. Sie baute sich vor ihrer Schwester auf und fragte: „Was zum Teufel hast du dir denn dabei gedacht?“
„Ähm, Erin?“, sagte Marcie. „Wir stecken in der Klemme …“ Sie neigte den Kopf und deutete auf die andere Seite des Raums.
Erin drehte sich um und sah die übel zugerichtete Annalee, die am anderen Ende des Zimmers, außer Reichweite mit einem Gewehr im Schoß, in einem Sessel saß. Erin schnappte nach Luft und trat überrascht einen Schritt zurück, wobei siebeinahe über ihre Schwester gestolpert wäre. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, was sie mehr entsetzte – dass Annalee da war, der Zustand von Annalees Gesicht oder das Gewehr.
Sie straffte den Rücken. „Was zum Teufel soll das, Annalee? Was versprichst du dir davon? Was willst du mit deiner kleinen Show erreichen?“
„Geld“, antwortete Annalee achselzuckend. „Die Dinge laufen gerade nicht so gut bei mir. Also brauche ich Geld.“ „Ich habe dein Auto nirgends …“
„Steht hinter der Hütte“, erklärte Annalee. „Können wir jetzt einfach zum Geschäft kommen?“
„Wie viel?“, fragte Erin. „Ich schreibe dir einen Scheck aus.“ „Genau.“ Annalee lachte. „Es müsste schon Bares sein, fürchte ich. Eine Überweisung.“
„Und du willst Geiseln nehmen? Ist das deine Idee?“
Annalee lachte erneut, und Erin wäre beinahe zusammengezuckt, als
Weitere Kostenlose Bücher